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Wohnst du schon oder schraubst du noch?

Kristine Ziwica/dk17. Juli 2004

Alle Europäer finden die selbe Auswahl an Möbeln in ihrem Ikea-Markt. Die Preise jedoch unterscheiden sich - wie bei anderen Gütern üblicherweise auch. Der aktuelle "Ikea-Index" gibt Auskunft.

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Europäischer Ikea-Tourismus wird wohl auch in Zukunft ausbleibenBild: Illuscope

Dem schwedischen Möbelhersteller Ikea wurde einst die "McDonaldisierung der Möbelindustrie" zugeschrieben. Ebenso klar wie die Linie der meisten Möbel ist das Verkaufskonzept dahinter: Zwar sind die meisten Möbel keinesfalls billiger als in anderen Möbelhäusern vergleichbaren Zuschnitts. Doch das Selberbauen macht so viel Spaß, dass Ikea gleich doppelt verdient: Die Kunden glauben, das sei billiger und der schwedische Hersteller verkauft lediglich Bausätze, die in Osteuropa zu Billigstpreisen gefertigt werden. Weltweit gibt es derzeit 175 Ikea-Märkte.

Fleißige deutsche Heimwerker erfreuen Ikea

Vor allem in Deutschland kommt diese Denke an, erbasteln die Deutschen doch rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes der Schweden. Unternehmensgründer Ingvar Kamprad liegt vor allem darum der deutsche Markt am Herzen. Vielleicht aber auch, weil er eine deutsche Großmutter hatte. 2,25 Milliarden Euro setzten die deutschen Ikea-Filialen 2003 um.

Das Konzept ist so beliebt , dass Kamprad (geschätztes Privatvermögen: 13 Milliarden Dollar) Anfang des Jahres vorübergehend den Microsoft-Gründer Bill Gates von der Spitzenposition der reichsten Männer der Welt verdrängte. Schade nur, dass davon allein die Kamprads profitieren, die geschätzte 150 Millionen Euro jährlich aus dem Unternehmen erhalten: Eine Aktiengesellschaft will Ikea nicht sein.

Schnäppchenjagd im Binnenmarkt?

Doch während die Möbel von Ikea standardisiert daher kommen, sind es die Preise in den europäischen Ikea-Läden keineswegs, wie das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Düsseldorf jüngst meldete. Was logisch ist, denn die Kaufkraft in den Mitgliedsstaaten unterscheidet sich zum Teil erheblich. Deutsche Konsumenten kaufen darum seit langem gerne die Pille in Spanien und das Auto in Holland oder Dänemark.

Dies herauszufinden und den Bürgern zugänglich zu machen, hat sich das EVZ auf die Fahnen geschrieben. Das Institut ist Mitglied des Europäischen Verbrauchernetzwerkes (ECC), das von der Europäischen Union eingerichtet wurde. Durch die so gewonnene Transparenz können die Verbraucher stärker vom Binnnenmarkt profitieren.

Die Couch aus Polen, die Lampe aus Tschechien

In der nunmehr dritten Studie zum Preisvergleich von Ikea-Produkten untersuchte das ECC 75 Produkte in 18 Ländern, zum ersten Mal auch in neuen EU-Ländern wie Polen, Ungarn und Tschechien.

Das Zentrum fand heraus, dass die Preise für ein und dasselbe Produkt in 72 Prozent der Fälle um durchschnittlich 40 Prozent variieren. "Im Gegensatz zu früheren Jahren gleichen sich die Preise in den westeuropäischen Ländern aber immer mehr an", so Theo Wolsing, Projektdirektor des ECC, gegenüber DW-WORLD.

In Osteuropas Ikea-Häusern sind dagegen durchaus noch Schnäppchen zu machen sind, vor allem in Polen. Das berühmte "Klippan"- Sofa zum Beispiel kostet in Deutschland 299 Euro, während man hinter der Grenze in Polen nur 190 Euro dafür bezahlen muss. Gewisse Leuchten hingegen sind in Ungarn teuer, wo ein untersuchtes Stück 51,77 Euro kostete, in der Tschechischen Republik jedoch nur 30,32 Euro, fünf weniger als in Deutschland.

ECC hilft Europas Verbrauchern

Dass nun eine Art "Ikea-Tourismus" einsetzt, ist aufgrund der hohen Benzinpreise und der großen Distanzen zwischen den blaugelben Möbelhaus-Filialen der schwedischen Firma wohl kaum zu erwarten. Aber ECC-Studien wie der Ikea-Index helfen Konsumenten, die Kosten im gemeinsamen Markt besser zu vergleichen. Sie ermöglichen ebenso, den Vollzug der ökonomischen Integration innerhalb Europas aus erster Hand mitzuerleben.

Seit seiner Gründung im Jahr 2002 hat das Europäische Verbraucherzentrum Düsseldorf viele Berichte ähnlich der Ikea-Studie veröffentlicht. "Es ist einfacher geworden, die Preise zwischen den Ländern zu vergleichen", sagt ECC-Experte Wolsing. Das sei ein Vorteil des Binnenmarktes.