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Huber über Zollitsch

Das Interview führte Ruth Bender13. Februar 2008

Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), schaut mit Zuversicht auf das ökumenische Zusammenwirken mit dem neuen Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

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Bischof Wolfgang Huber, (Quelle: DW)
"Ich biete mich Erzbischof Zollitsch als Partner an", sagt HuberBild: DW

DW-WORLD.DE: Können Sie uns Ihre persönliche Einschätzung von Erzbischof Zollitsch geben? Was für ein Mensch ist er?

Wolfgang Huber: Ich kenne Erzbischof nicht sehr gut, aber ich habe ihn bei Begegnungen als einen sehr aufgeschlossenen, zugewandten, warmherzigen Menschen kennen gelernt. Er ist ein Mann mit großer Erfahrung in der Seelsorge, sowie in der Verwaltung. Ich habe ihn auch als einen Ökumene-offenen und durchaus Reform-orientierten Menschen kennen gelernt.

Welche Erwartungen haben Sie an Erzbischof Zolitsch bezüglich der Ökumene?

Ich fand es sehr bemerkenswert, dass er seine ökumenische Verpflichtung gleich bei seiner ersten Reaktion nach der Wahl zum neuen Vorsitzenden der Katholischen Bischofskonferenz hervorgehoben hat. Das ist ein gutes Zeichen und hat eine stabile Grundlage der sehr guten ökumenischen Beziehung, die zwischen dem Erzbistum Freiburg und der badischen Landeskirche bestehen, bestätigt. Der badische Landesbischof Ulrich Fischer bestätigt mir jedes Mal, dass dieses ökumenische Verhältnis auch von Irritationen, die in letzter Zeit wiederholt von Rom ausgegangen sind, eigentlich nicht berührt wird. Es ist die einzige Region in Deutschland, die ein Rahmenabkommen hat über Partnerschaftsverträge zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden, die auch in großer Zahl praktiziert werden. Erzbischof Zollitsch hat ausdrücklich gesagt, dass er diesen Geist auch auf das Miteinander der Kirchen in ganz Deutschland übertragen möchte. Und da biete ich mich gerne als Partner an, denn daran liegt mir auch sehr. Deshalb schaue ich zuversichtlich auf das ökumenische Zusammenwirken mit ihm.

Welche werden denn Erzbischof Zollitschs größte Herausforderungen in den nächsten sechs Jahren Amtszeit sein?

Erzbischof Zollitsch hat selber deutlich gemacht, dass die Katholische Kirche vor einem erheblichen Reformbedarf steht. Er hat dafür in seiner Tätigkeit in seinem eigenen Erzbistum, immerhin eines der größten in Deutschland, den Ausdruck "Aufbruch im Umbruch" gewählt. Wenn man daran denkt, welche Notwendigkeiten die römisch-katholische Kirche hat angesichts der Entwicklung der Priesterzahlen, beispielsweise den pastoralen Dienst der Gemeinden auf eine breitere Grundlage zu stellen, dann kann man sich vorstellen, wie groß die internen Aufgaben sind. Zugleich bleibt es eine wichtige Aufgabe, dass wir miteinander das Evangelium in der Öffentlichkeit vertreten und verkündigen. Es ist klar, dass die Kirchen insgesamt, in einer religiös plural gewordenen Situation auch ganz neue Wege gehen müssen, damit die christliche Botschaft die Menschen erreicht. Und wir haben die Aufgabe, elementare gesellschaftliche Herausforderungen aufzunehmen, wie zum Beispiel der Alterswandel der Gesellschaft und das Nachdenken über eine neue Rolle der Familie.

In welche Richtung geht es denn mit Erzbischof Zollitsch bezüglich heikleren Themen, wie die Diskussion um Schwangerschaftsabbruch, oder die Forschung mit Stammzellen?

Erzbischof Zollitsch hat angekündigt, dass er solche Themen in einer großen Kontinuität und in nahtloser Übereinstimmung mit dem Kurs von Kardinal Lehman weiter vertreten wird, damit rechne ich auch. Er ist ihm auch theologisch so nah, dass es da sicher keinen Bruch geben wird. In der Frage des Schwangerschaftskonflikts hat Kardinal Lehman dieser Tage noch einmal deutlich gemacht, dass er die Entscheidung des Vatikans, dass die katholischen Bistümer aus der Schwangerschaftsberatung austreten mussten, bedauert hat, aber sie mit trägt. So wird es auch in Zukunft bleiben, ich rechne nicht mit einer starken Veränderung. Es wird aber auch ein Thema bleiben, genauso wie bio-ethische Fragen es heute sind, bei dem katholische und evangelische Kirchen unterschiedliche Wege gehen. Doch unsere gemeinsame Grundüberzeugung ist geprägt ist von unserem Eintreten für die Würde des Menschen, sowie auch für den Schutz des Lebens, am Anfang, wie auch am Ende.

Es hätte sich auch eine stärker konservative Akzentuierung in der katholischen Bischofkonferenz durchsetzen können, aber das ist nicht der Fall. Es ist ein offener, Dialog bereiter Katholizismus, den Kardinal Lehman vertreten hat, und den Erzbischof Zollitsch genauso vertritt.