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Paywall bei Youtube

Insa Moog13. Mai 2013

Videos gibt es bei Youtube demnächst auch gegen Bezahlung. Die Videoplattform führt für ausgesuchte Kanäle eine Paywall ein. Ein logischer nächster Schritt beim Ausbau eines zunehmend lukrativen Geschäftsmodells.

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YouTube-Manager Robert Kyncl: "Es wird Millionen Kanäle geben", bei einer Präsentation in Las Vegas. Quelle: dpa
YouTube-Manager Robert Kyncl: "Es wird Millionen Kanäle geben"Bild: picture-alliance/dpa

Es war nur eine Frage der Zeit. Konkrete Gerüchte dazu, dass Youtube Premium-Bezahlkanäle plant, gab es schon seit Januar. Den offiziellen Startschuss für den US-Markt gab das Google-Tochterunternehmen am 8. Mai. Zum Beginn der Pilotphase können User nun aus 53-Youtube-Premiumkanälen wählen, diese zunächst 14 Tage kostenlos testen und im Anschluss kostenpflichtig abonnieren. Die Gebühren dafür gibt Youtube mit "ab 99 Cent" an, unter den Pilotpartnern ist unter anderem die Sesamstraße. Gegen Bezahlung gibt es dort komplette Episoden statt kurzer Clips. Bald werde das Angebot weiter ausgeweitet, heißt es im Unternehmensblog zum Thema.

72 Stunden Videos pro Minute

Pro Stunde werden bei Youtube inzwischen 72 Stunden Videomaterial hochgeladen, 70 Prozent davon kommen von außerhalb der USA. Doch die Plattform ist längst nicht mehr nur der Spielplatz für Amateurfilmer, die sich ausprobieren möchten. Neben Musik- und Katzenvideos und allerhand Buntem haben sich große Szenen mit eigenen Communities entwickelt. Zum Teil vollkommen abseits von der Aufmerksamkeit des Mainstreams.

Besonders groß ist die Community der Gamer, die sich untereinander via abgefilmter Spielszenen über Strategien austauschen. Sie haben mit ihren Let's-play-Videos ein ganz eigenes Genre etabliert, in Deutschland am erfolgreichsten ist "Gronkh". Er betreibt einen der größten deutschen Youtube-Kanäle, seine Videos haben 1,5 Millionen Youtube-User abonniert.

Gronkh und Sarazar, Mit ihren Let's Play-Videos sind sie die Stars unter den deutschen Youtubern.
Gronkh und Sarazar: Mit ihren Let's Play-Videos sind sie die Stars unter den deutschen Youtubern.Bild: DW

Auch Comedy ist eine wichtige Sparte bei Youtube, deutsche Szenehelden sind die drei Jungs von "Y-Titty". Ihre Parodien und Sketche haben über 1,7 Millionen User abonniert. "Viele haben ihr Hobby zum Beruf gemacht", erklärt dazu Youtube-Deutschland-Sprecherin Mounira Latrache. "Einige Kanäle verdienen schon sechsstellige Summen." Und das allein durch Werbung.

Google teilt die Werbeeinnahmen

Möglich wurde das durch das Partnerprogramm, das Youtube bereits 2007 startete. Seitdem beteiligt Youtube Kanalbetreiber auf Wunsch an den Werbeeinnahmen, diese können ihre Videos zur Monetarisierung anmelden. Das lohnt sich allerdings nur bei einer hohen Klickzahl.

Wird dann das Video abgespielt, werden vor dem eigentlichen Film Werbeclips eingespielt ("Prerolls") und im laufenden Video wird Bannerwerbung eingeblendet.

Über eine Millionen Youtube-Partner weltweit gibt es bislang. Ihre Einnahmen steigen mit den Klickzahlen und mit dem Erfolg geht bei vielen Professionalisierung einher. So können sich Kanalbetreiber im Rahmen des Partnerprogramms direkt bei Youtube Beratung und Unterstützung holen. In professionellen Produktionsstudios in Los Angeles und London können sich die Betreiber der Kanäle, die das Unternehmen "Youtuber" nennt nach erfolgreicher Bewerbung auch bei der technischen Umsetzung Nachhilfe geben lassen.

"Youtuber" organisieren sich in Netzwerken

Seit 2011 können sich Youtube-Kanäle auch in Netzwerken organisieren. Die fungieren ähnlich wie Plattenfirmen bei der Betreuung von Bands. Netzwerkbetreiber bilden eine Zwischeninstanz zwischen Kanalbetreibern und Youtube, suchen Talente und bieten ihnen Hilfestellung und Beratung an. Dafür fordern sie aber auch eine Umsatzbeteiligung ein.

IDG Germany, auf Gaming und Let's-Plays spezialisiert, und Mediakraft Networks (ein Netzwerk von Youtubern für Youtuber) gehören zu den größten deutschen Youtube-Netzwerken und bündeln 92 bzw. 132 Einzelkanäle. Die Geschäftsbeziehung zwischen Kanal- und Netzwerkbetreiber ist dabei oft eng.

LeFloid, mit über 600.000 Abonnenten einer der erfolgreichsten Youtube-Akteure und bei Mediakraft unter Vertrag, beschrieb es auf einer Diskussionsrunde auf der Internetkonferenz re:publica (6. bis 8. Mai) in Berlin so: "Im Netzwerk bekomme ich Beratung und habe eine Vertrauensbasis, da kann ich auch mal nachfragen, wenn ich wegen Urheberrechten Probleme bekomme." Urheberrechtskonflikte sind ein großes Thema bei Youtube, kompetente Beratung ist Gold wert, denn Abmahnungen sind teuer.

Ausbau des Geschäftsmodells

Türkischsprachige Deutsche Welle Webseite Youtube-Kanal.
Der Deutsche Welle Youtube Kanal bleibt werbefrei.Bild: DW

Ein anderer Vorteil von Netzwerken ist aus Sicht der Mitglieder die Crosspromotion: "Die  Mediakraft-Künstler zum Beispiel unterstützen sich gegenseitig, erwähnen Kollegen, sind beieinander zu Gast. Es geht um Crosspromtion", erklärt Boris Traue. Er forscht an der TU Berlin zum Thema Videosoziologie. "Diese Kollaborationsstrukturen kann man ausnutzen, um die Aufmerksamkeit (der Nutzer, Anm. d. Red.) zu lenken."

Und der Kampf um Aufmerksamkeit und damit um Werbeeinnahmen bei Youtube ist hart. Jeden Monat werden auf der Google-Plattform mehr als vier Milliarden Stunden Videomaterial angesehen, von mittlerweile über einer Milliarde Usern. Große Medienkonzerne sind schon aufgesprungen: Time Warner und Bertelsmann sind mit Millionenbeiträgen dabei. Die Bezahlkanäle sind nur der logische nächste Schritt beim Ausbau eines zunehmend lukrativen Geschäftsmodells.