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Mittlerweile 250 Tote nach Anschlag in Bagdad

6. Juli 2016

Nach dem verheerenden Terroranschlag in Bagdad wächst die Wut der Bevölkerung auf die Regierung. Nun zieht der irakische Innenminister die Konsequenzen. Derweil steigt die Anzahl der Toten weiter.

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Zerstörtes Gebäude nach dem Anschlag (Foto: Reuters)
Bild: Getty Images/AFP/S. Arar

Die Anzahl der Toten des Anschlags der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Bagdad ist auf 250 gestiegen. Dies teilte das Gesundheitsministerium in der irakischen Hauptstadt mit. In der Nacht zum Sonntag hatte sich ein Sebstmordattentäter in einem belebten Einkaufsviertel im Stadtteil Karrada in die Luft gesprengt. Es ist die folgenschwerste Einzeltat seit dem Sturz von Präsident Saddam Hussein durch die USA im Jahr 2003.

Als Konsequenz aus dem verheerenden Angriff bot der irakische Innenminister Mohammed al-Ghabban seinen Rücktritt an. Er habe Ministerpräsident Haider al-Abadi sein Rücktrittsgesuch überreicht, sagte der Minister vor Journalisten in Bagdad. Ghabban räumte zugleich ein, dass es Versäumnisse bei den Sicherheitsmaßnahmen in der Hauptstadt gegeben habe.

Kontrollpunkte "absolut unnütz"

Der Minister sagte, das mit Sprengstoff gefüllte Fahrzeug des Selbstmordattentäters sei aus der nördlich von Bagdad gelegenen Provinz Dijala gekommen. Damit räumte er ein, dass das Fahrzeug die Sicherheitskontrollen auf dem Weg in die Hauptstadt ungehindert passieren konnte. Die über Bagdad verteilten Kontrollpunkte, mit der die Regierung Stärke im Antiterrorkampf demonstrieren will, bezeichnete der Minister als "absolut unnütz".

Noch immer suchen viele Iraker am Anschlagsort nach Vermissten unter den Trümmern. Die Bevölkerung reagierte mit wachsender Wut auf die Regierung wegen deren Unfähigkeit, die sich häufenden Anschläge zu verhindern.

Neues Sicherheitskonzept

Abadi, dessen Regierung der Korruption bezichtigt wird, hatte am Montag Verständnis für "Zorn und Trauer" bei den Hauptstadtbewohnern gezeigt. Schon am Sonntagabend hatte er Änderungen des Sicherheitskonzepts für Bagdad angeordnet. Unter anderem erteilte er die Anweisung, dass Sicherheitskräfte nicht länger gefälschte und nicht funktionierende Sprengstoffdetektoren einsetzen dürfen.

Der irakische Innenminister Mohammed al-Ghabban (Foto: Reuters)
Nach dem schwersten Anschlag seit dem Sturz von Saddam Hussein reicht der irakische Innenminister seinen Rücktritt einBild: Reuters/A. Saad

Stattdessen gab Abadi den Einsatz anderer Geräte zum Aufspüren von Sprengsätzen in Fahrzeugen in Auftrag. Sicherheitskräfte an Kontrollpunkten dürfen zudem künftig während ihrer Arbeit keine Mobiltelefone mehr benutzen. Die Aufklärung aus der Luft soll verstärkt werden, Kontrollposten in der Hauptstadt sollen neu organisiert werden. Zugleich kündigte die Regierung als Abschreckungsmaßnahme die Hinrichtung von fünf zum Tode Verurteilten und die Festnahme von 40 Dschihadisten an.

Schiiten im Visier

Zu dem Anschlag hatte sich der IS bekannt. In der Erklärung der Terrormiliz hieß es, der Angriff habe sich gegen Angehörige der schiitischen Bevölkerungsmehrheit gerichtet. Die sunnitische IS-Miliz hatte 2014 die Kontrolle über weite Teile des Irak übernommen. Zuletzt verlor der IS aber große Gebiete wieder. Vor einer Woche vertrieben die irakischen Streitkräfte und mit ihnen verbündete Milizen den IS aus der von ihm gehaltenen Großstadt Falludscha, 50 Kilometer westlich von Bagdad.

cr/sti (afp, rtr)