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Zahl der Langzeitarbeitslosen sinkt

19. Oktober 2011

Bisher galten Langzeitarbeitslose als Problemfall auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Doch neueste Zahlen zeigen Überraschendes: Immer mehr kommen an Jobs. Allerdings sind die meisten von ihnen nur teilzeitweise beschäftigt.

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Eine Frau mit Kinderwagen geht in eine Agentur für Arbeit (Foto: ap)
Bild: AP

Erstmals seit der Einführung der Arbeitsmarktreform Hartz IV ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Deutschland im September unter die Marke von zwei Millionen gesunken. "Aktuell ist die Lage der Arbeitslosen in Hartz IV so erfreulich wie nie", sagte das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, der "Rheinischen Post". Er rechne damit, dass die Zahl auch im Oktober unter zwei Millionen bleiben werde, erklärte Alt und fügte hinzu: "Einen solchen Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit hat es seit Einführung von Hartz IV noch nicht gegeben." In Deutschland gilt als langzeitarbeitslos, wer mindestens zwölf Monate oder länger ohne Beschäftigung ist. Die hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen ist eines der größten Probleme des deutschen Arbeitsmarktes. In kaum einem anderen Industrieland sind so viele Menschen seit mehr als einem Jahr ohne Arbeit.

Der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit Heinrich Alt spricht während einer Pressekonferenz (Foto: ap)
Heinrich Alt: "Einen solchen Rückgang hat es noch nicht gegeben"Bild: AP

Für das kommende Jahr rechnet die Bundesagentur nach Alts Worten mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahl insgesamt um etwa 50.000. In diesem Jahr gehe die Bundesagentur von durchschnittlich knapp drei Millionen Arbeitslosen aus. Als Gründe für die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt nannte Alt die Konjunktur, die demografische Entwicklung und den Umstand, dass das Angebot an Arbeitskräften kleiner werde.

Teilzeitjobs führen aus der Arbeitslosigkeit

Der deutliche Rückgang der Arbeitslosen ist vor allem auf die deutliche Zunahme von Mini- und Teilzeitjobs zurückzuführen. So hat sich die Zahl der Deutschen, die Teilzeit arbeiten, seit 2000 mehr als verdreifacht, statt drei Millionen waren es im vergangenen Jahr bereits zehn Millionen Menschen. Damit ist der Zuwachs nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, aus der die "Saarbrücker Zeitung" am Mittwoch (19.10.2011) vorab zitierte, stärker ausgefallen als in den meisten anderen europäischen Ländern. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten stieg demnach von 19 auf 26 Prozent aller als erwerbstätig registrierten Bundesbürger. Damit übertreffe Deutschland den EU-Durchschnitt von derzeit 19 Prozent deutlich.

Eine Frau betreut ihren pflegebedürftigen Vater (Foto: dpa)
Die Betreuung von Pflegebedürftigen hindert viele an einer VollzeitstelleBild: picture-alliance/dpa

Laut DIW arbeitet jeder fünfte Betroffene Teilzeit, weil er keine Vollzeitstelle fand, wie die Zeitung berichtete. Jedoch würde jeder vierte Teilzeitjobber gerne mehr Stunden arbeiten als derzeit. Gründe für Teilzeitarbeit sind laut Studie vor allem die Betreuung von Kindern, Pflegebedürftigen oder eine Ausbildung.

Deutschland im EU-Schnitt vorn

Der Kreis der Betroffenen Teilzeitkräfte habe sich laut Studie seit 2000 geändert, berichtete die Zeitung weiter. Zwar überwiegen demnach immer noch die Frauen, von denen 45 Prozent Teilzeit arbeiten. Bei den Männern habe sich der Anteil in zehn Jahren von fünf auf zehn Prozent aller Erwerbstätigen verdoppelt. Bei den Geringqualifizierten habe sich die Quote auf ein Drittel erhöht, bei den mittelmäßig Qualifizierten von 21 auf 28 Prozent. Bei den Hochqualifizierten stieg der Anteil von 14 auf 19 Prozent. Alle drei Gruppen lägen deutlich über dem EU-Durchschnitt. Die DIW-Forscher sprächen von einem "robusten Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt".

Autor: Arne Lichtenberg (afp, epd)
Redaktion: Martin Schrader

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