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Zahl der Studenten ohne Abi auf Rekordhoch

8. März 2016

Die deutschen Hörsäle werden immer heterogener: Immer mehr Menschen ohne Abitur nehmen ein Hochschulstudium auf. Viele studieren außerdem auf Teilzeit – auch wenn die Angebote je nach Bundesland stark variieren.

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Studenten im Hörsaal der Uni Leipzig
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

In Deutschland studieren rund 2,7 Millionen Menschen – davon 50.000 ohne Abitur. Ein neuer Rekordwert, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mitteilte. Laut CHE steigt die Nachfrage nach einem Studium ohne Abitur kontinuierlich. Allein zwischen 2010 und 2014 hatte sich die Zahl auf 49.8000 verdoppelt, im vergangenen Jahr konnte dann die 50.000er Marke geknackt werden.

Auch die Zahl der Erstsemester ohne Hochschulzugangsberechtigung lag 2014 mit 14.000 auf einem neuen Rekordwert. Nach Angaben der CHE, die bei der Bertelsmann-Stiftung angesiedelt ist, entsprach das einem Gesamtanteil an den Studienanfängern von 2,8 Prozent.

Rund 7000 Studienangebote

Einen Boom gab es bei der Zahl der beruflich Qualifizierten, die ein Studium erfolgreich abschlossen. Sie kletterte im Vergleich zu 2013 um rund 22 Prozent auf 5300. "Vor allem Fachhochschulen haben sich für berufliche Qualifizierte geöffnet", sagte CHE-Expertin Sigrun Nickel. Bei der Fächerwahl entschied sich jeder zweite Erstsemester-Student ohne Abi für einen Studienplatz im Bereich der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Studentin mit Baby auf dem Rücken im Hörsaal
Viele Studenten entscheiden sich aus privaten Gründen für ein Teilzeit-StudiumBild: picture-alliance/dpa

Voraussetzung für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne Hochschul- oder Fachhochschulreife ist zumindest eine abgeschlossene Berufsausbildung und der Nachweis entsprechender Berufserfahrung. Interessierten stehen rund 7000 Studienangebote offen.

Neben Studenten ohne Abitur sitzen auch immer mehr Teilzeitstudierende in deutschen Hörsälen, besonders an privaten Fachhochschulen. Doch nur jeder zehnte Studiengang ist auch in Teilzeit studierbar. Wer also, etwa aus familiären Gründen oder beruflichen Verpflichtungen, eine Alternative zum Vollzeitstudium sucht, hat nur begrenzte Auswahl. Hierbei unterscheiden sich die Angebote in den Bundesländern erheblich: Den höchsten Anteil an Teilzeit-Studiengängen im aktuellen Wintersemester 2015/16 gibt es im Saarland mit 64 Prozent, Hamburg folgt mit 42,6 Prozent auf Platz zwei. Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit gerade einmal 0,9 Prozent.

Studierende brauchen individuelle Angebote

"Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Gruppe der Studierenden nicht nur größer wird, sondern auch heterogener", sagte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele der Deutschen Presseagentur. "So anspruchsvoll es für die Hochschulen auch klingen mag: Studierende brauchen Angebote, die auf ihre individuelle Bildungsbiografie und Lebenssituation abgestimmt sind", so Ziegele. Das könne beispielsweise ein zusätzliches Betreuungsangebot sein, aber auch ein Seminar nach 18 Uhr oder am Wochenende.

rk/sti (dpa)