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Todeszahl auf Rekordhöhe

22. November 2006

Trauriger Rekord: Nach UN-Angaben sind im Oktober mehr als 3700 Iraker getötet worden - mehr als in jedem anderen Monat seit Beginn der Invasion und dem Sturz von Saddam Hussein.

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Trauernde Iraker sitzen auf dem Boden und schlagen sich die Hände vors Gesicht
Eine Familie trauert um getötete Angehörige (Archivbild)Bild: AP

Im Irak sind im Oktober mehr Menschen getötet worden als in jedem anderen Monat seit dem Einmarsch der von den USA geführten ausländischen Truppen im März 2003. Den Vereinten Nationen (UN) zufolge kamen im abgelaufenen Monat bei der Gewalt zwischen den Religionsgruppen sowie Aufständischen und Soldaten 3709 Zivilisten ums Leben. Bislang galt der Juli mit 3590 Toten als Monat mit den meisten Opfern. Im September war ihre Zahl nur leicht darunter geblieben.

Die UN stützten ihre am Mittwoch (22.11.2006) vorgelegten Zahlen auf Angaben des irakischen Gesundheitsministeriums. Dem Bericht zufolge verursacht die sich verschlechternde Sicherheitslage zugleich eine beispiellose Fluchtbewegung innerhalb des Landes. Seit Beginn der US-Invasion hätten zwei Millionen Iraker ihre Wohnorte verlassen, hieß es. Allein seit Februar seien knapp 420.000 Menschen geflüchtet. Damals löste ein Anschlag auf eine schiitische Moschee in Samarra eine Welle von Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten aus, die den Irak an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht hat.

Massenexodus

Irakische Zivilisten auf der Flucht
Irakische Zivilisten auf der Flucht (Archivbild)

Zudem fliehen den Angaben zufolge monatlich fast 100.000 Iraker in die Nachbarländer Syrien und Jordanien. Seit dem US-Einmarsch hätten 1,6 Millionen Iraker ihr Heimatland verlassen. "Ganze Viertel sind in unterschiedlichem Maße betroffen", hieß es in dem Bericht. "Nachbarschaften haben sich aufgelöst und die Bewohner wurden gezwungen, sich woanders in Sicherheit zu bringen."

Die UN legen ihren Bericht zur Menschenrechtslage alle zwei Monate vor. Ihrer Einschätzung zufolge sind inzwischen religiös motivierte Anschläge die Hauptquelle der anhaltenden Gewalt. Bagdad sei das Epizentrum. In der Hauptstadt seien allein im September und Oktober fast 5000 Menschen getötet worden. Die Polizei entdecke in verschiedenen Stadtteilen immer wieder Dutzende Leichen, die Folterspuren und gezielte Schüsse aufwiesen. Die Täter hätten ihre Opfer gefesselt und ihnen die Augen verbunden.

Täter in Polizeiuniform

Die UNO verwies auf Augenzeugenberichte, wonach die Täter vielfach Uniformen der Polizei, der Armee oder von Milizen tragen. Unter den mehr als 7000 zivilen Todesopfern im September und Oktober befanden sich laut UNO mehr als 350 Frauen und 110 Kinder.

Das katholische Hilfswerk Kirche in Not erklärte am Mittwoch, die Zahl der Christen, die aus dem Irak flüchteten, habe sich in den vergangenen Monaten "explosionsartig" erhöht. Zurzeit hielten sich rund 25.000 Christen aus dem Irak in Syrien auf, teilte die Organisation in München mit. Der Bischof der syrischen Diözese Aleppo, Antoine Audo, sagte, die Menschen fürchteten Entführungen und Morddrohungen. Frauen würden gedrängt, Schleier zu tragen. (rri)