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Politik

Zahl minderjähriger Rekruten auf Rekordwert

10. November 2016

Das Verteidigungsministerium wirbt bei Jugendlichen offensiv für den Militärdienst - offenbar mit Erfolg. Die Zahl der Unter-18-Jährigen beim Bund hat sich verdoppelt. Die Linkspartei hält das für einen Skandal.

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Deutschland Werbekampagne der Bundeswehr
Bild: picture-alliance/dpa/S. Sauer

Anlass des Streits ist das Ergebnis einer Anfrage der Linkspartei an das Verteidigungsministerium. In der Antwort heißt es, zum Stichtag 1. November seien 1576 Bundeswehrangehörige noch nicht volljährig. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 lag die Zahl der noch nicht volljährigen Rekruten bei 689.

Insgesamt haben im laufenden Jahr rund 21.000 neue Rekruten ihren Dienst angetreten. Die Unter-18-Jährigen machen einen Anteil von 7,2 Prozent aus. Möglich wird das durch eine Sonderregelung: Mit dem Einverständnis der Eltern können Jugendliche bereits mit 17 Jahren zur Bundeswehr.

Linkspartei spricht von "Skandal"

Zwar ist der Gebrauch von Waffen dabei zunächst streng auf Ausbildungszwecke beschränkt und Wachdienste sowie Auslandseinsätze bleiben Volljährigen vorbehalten. Trotzdem nennt die Linke die Rekrutierung von Minderjährigen einen "Skandal". Norbert Müller, kinder- und jugendpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, sagte, militärische Interessen dürften nicht länger Vorrang vor den Schutzrechten von Kindern und Jugendlichen haben. "Mit der Rekrutierung Minderjähriger für die Bundeswehr muss endlich Schluss sein. Dafür hatte sich auch die von Müller geleitete Kinderkommission des Bundestages ausgesprochen.

Die Linksfraktion setzt sich dafür ein, diese Praxis sofort zu beenden. Dafür wird sie am heutigen Donnerstag einen entsprechenden Antrag einbringen. Sie argumentiert dabei mit der Glaubwürdigkeit Deutschlands, das international dafür werbe, das Mindestalter für die Einziehung zum Militärdienst auf 18 Jahre festzulegen.

Promotion Bundeswehr The Recruits
Bild: Bundeswehr

Schäden fürs Gehirn

Darüber hinaus verweist die Linke auf neuere Befunde der Hirnforschung, nach denen die Gehirnentwicklung junger Menschen erst mit Anfang Zwanzig abgeschlossen sei. Jüngere Menschen, die "gewaltbasierte Handlungsstrategien bis hin zum Töten anderer Menschen erlernen und eigene Gewalterfahrungen machen", seien signifikant stärker von Traumastörungen betroffen.

Wehrdienst als Abenteuerurlaub?

Die Bundeswehr wirbt seit Ende der Wehrpflicht intensiv mit Werbekampagnen um Jugendliche, in denen der Dienst an der Waffe mitunter wie ein Abenteuerurlaub erscheint.

So startete das Verteidigungsministerium Anfang November eine Youtube-Serie mit dem Titel "Die Rekruten", in der die ersten Tage junger Menschen bei der Armee dokumentiert werden.

mak/sti (dpa, kna, afp)