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Blutiger Anschlag im Jemen

24. September 2015

Selbstmordattentäter haben in einer Moschee in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa zahlreiche Menschen mit in den Tod gerissen. Unterdessen hielt Präsident Hadi seine erste Rede seit seiner Rückkehr aus dem Exil.

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Ein Kämpfer der Huthi-Bewegung nach dem Anschlag in der Balili-Moschee (Foto: Reuters)
Ein Kämpfer der Huthi-Bewegung nach dem Anschlag in der Balili-MoscheeBild: Reuters/K. Abdullah

In Jemens Hauptstadt Sanaa sind bei einem Anschlag auf betende Muslime in einer Moschee mindestens 27 Menschen getötet worden. Nach Angaben von Rettungskräften wurden auch zahlreiche Menschen verletzt. Augenzeugen zufolge sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Der Angriff ereignete sich in der Balili-Moschee unweit der Polizeiakademie der Stadt, als die Gläubigen gerade anlässlich des muslimischen Opferfests Eid al-Adha ihr Morgengebet abhielten. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Attentat.

Sanaa wird seit rund einem Jahr von den schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert. Seit einigen Monaten gibt es immer wieder schwere Angriffe auf schiitische Muslime in Gotteshäusern, zu denen sich die sunnitische Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte. Anfang September waren bei einem Anschlag des IS auf eine Moschee in Sanaa mehr als 30 Menschen getötet und fast hundert weitere verletzt worden.

Rauch steigt am Mittwoch nach einem Luftangriff in Sanaa auf (Foto: AFP)
Rauch steigt am Mittwoch nach einem Luftangriff in Sanaa aufBild: Getty Images/AFP/M. Huwais

Im Jemen herrscht seit Monaten Bürgerkrieg zwischen den Huthi-Rebellen und Anhängern des sunnitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi. Hadi war am Dienstag aus dem Exil in die Hafenstadt Aden zurückgekehrt. In einer ersten Fernsehansprache gab er sich siegesgewiss. "Das Ende der Milizen der Huthi-Rebellen steht bevor", sagte Hadi am Mittwoch. Sie würden bald "eliminiert". Hadi kündigte zugleich die Rückeroberung der Hauptstadt Sanaa an.

Gefährliches Bündnis

Hadi war Anfang des Jahres vor den Huthi-Rebellen aus der Hauptstadt Sanaa nach Aden entkommen, bevor er Ende März angesichts der heranrückenden Aufständischen nach Saudi-Arabien floh. Obwohl er seitdem nur noch begrenzte Kontrolle über den Jemen hat, wird er von der Staatengemeinschaft weiter als legitimer Präsident anerkannt. Vergangene Woche waren bereits Regierungschef Chaled Bahah sowie mehrere Minister nach Aden zurückgekehrt. Bahah gestand ein, dass die Lage der Regierung selbst im Süden nicht gesichert sei. Die Regierung stützt sich dort auf eine Reihe von Milizen, die aber teils eigene Ziele verfolgen.

Der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur ist inzwischen aus dem Exil zurückgekehrt (Foto: AFP)
Der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur bei seiner Rückkehr aus dem ExilBild: Getty Images/AFP/Str

Nach der Flucht Hadis ins Exil startete Saudi-Arabien mit einer Koalition arabischer Staaten Luftangriffe, um die Huthi-Rebellen zurückzudrängen und Hadi die Rückkehr an die Macht zu ermöglichen. Nach der Entsendung von Bodentruppen im Juli gelang es den Truppen Hadis, Aden und fünf Provinzen im Süden von den Rebellen zurückzuerobern. Die Rebellen kontrollieren weiter Sanaa und verschiedene Provinzen im Norden und im Zentrum des Landes.

Der Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen ließ zudem die Islamistenmiliz Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) erstarken, die ihre Aktionen im Süden ausweiten konnte. Die aus dem Norden des Landes stammenden Huthi-Rebellen gehören der Minderheit der Zaiditen an, einer Untergruppe der Schiiten. Sie sind mit den Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh in der Armee verbündet.

Anhänger der Huthi-Bewegung in Sanaa (Foto: AFP)
Anhänger der Huthi-Bewegung in Sanaa (Foto: AFP)Bild: Getty Images/AFP/M. Huwais

Die Aufständischen sehen sich derzeit einer Offensive in der Provinz Marib östlich von Sanaa ausgesetzt. Die Regierungskräfte rücken dort seit zehn Tagen mit Unterstützung von Kampfflugzeugen und Bodentruppen der arabischen Militärallianz vor. Das von Saudi-Arabien angeführte Bündnis flog am Dienstag erneut Luftangriffe auf Sanaa. Beim Bombardement eines Wohnviertels wurden mindestens 21 Rebellen und Zivilisten getötet, wie Augenzeugen und Rettungskräfte berichteten. Der Angriff richtete sich demnach gegen ein Gebäude der Huthi-Rebellen im Viertel Al-Sabin, doch seien auch umliegende Wohnhäuser getroffen worden. Mehrere weitere Bewohner würden noch unter den Trümmern vermutet.

Der Jemen ist das der ärmste Land Arabiens. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt seit März mehr als 4500 Menschen getötet.

stu/kle (afp, dpa, rtr)