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Zankapfel Social Media

27. Oktober 2010

Facebook, Twitter und Co. Das Surfen in sozialen Netzen kostet Zeit und birgt Software-Risiken. Trotzdem sperren nur einige Unternehmen ihren Mitarbeitern den Zugang zu solchen Internetseiten.

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Eine Seite des Online-Netzwerks Facebook (Foto: dpa)
Erlaubt oder Verboten? Während der Arbeitszeit in sozialen Netzen bummelnBild: picture alliance/dpa

Rund eine halbe Milliarde Menschen verteilt über die ganze Welt haben sich bei dem sozialen Netzwerk Facebook angemeldet und sind regelmäßig hier aktiv - das sind übrigens ebenso viele Menschen wie die Europäische Union Bürger hat. Unter diesen Facebook-Bürgern sind auch zehn Millionen Deutsche. Sie lassen sich auf andere Seiten verlinken, lesen News und Kommentare, laden Fotos und Videos hoch. Auch auf anderen sozialen Seiten herrscht reger Betrieb, es wird getwittert oder YouTube angeschaut.

Hände auf einer Tastatur - dahinter ein Bildschirm an dem Facebook aufgerufen ist (Foto: AP)
Soziale Netze bergen SicherheitsrisikenBild: AP

Dabei beschränkt sich die Internetgesellschaft nicht auf ihre Freizeit - auch während der Arbeit loggen sich viele bei Facebook ein und kommunizieren mit ihren Freunden. Eine Verschwendung von Arbeitszeit oder gar eine Gefahr für die Daten und Computer der Unternehmen? Immerhin seien inzwischen nicht mehr E-Mails das beliebteste Einfallstor für schädliche Software, heute seien es soziale Netzwerke, sagte Christian Fuchs vom Sicherheitsspezialisten Kaspersky dem Magazin "WirtschaftsWoche".

Soziale Netze während der Arbeit - ein Tabu

Die Folge: Einige Unternehmen sperren lieber den Zugang zu sozialen Netzen für die Mitarbeiter. Unter ihnen befindet sich so mancher Konzern, der im wichtigsten deutschen Börsenbarometer DAX gelistet ist. Beispielsweise Heidelberg Cement. "Wir haben als Unternehmen nicht per se etwas gegen die Nutzung von Social Media", sagt Andreas Schaller, Unternehmenssprecher bei HeidelbergCement. Den Mitarbeitern würde beispielsweise im firmeneigenen Intranet Web2.0-Funktionalitäten angeboten, um die Zusammenarbeit zu erleichtern. "Was wir allerdings aus Produktivitätsgründen nicht dulden, ist die Verwendung von Social Media für private Zwecke während der Arbeitszeit", so Schaller. Und das sei keine Frage der IT-Sicherheit sondern eher der Produktivität und der Nutzung der Arbeitszeit.

Auch bei Porsche fürchtet man Unproduktivität. "Wir haben Facebook für unsere Mitarbeiter gesperrt und scannen grundsätzlich alle Internet-Seiten, ob sie privater Natur sind oder nicht", sagt Dirk Gerhart, Unternehmenssprecher von Porsche. Dabei geht es dem Autobauer vor allem darum, dass die Mitarbeiter keine Arbeitszeit in sozialen Netzen verplempern. Privates Surfen sei also auch nicht bei Google-Mail, Ebay oder Xing gestattet, erklärt Gerhart. Nicht ganz so streng geht es bei E.On zu: Die Mitarbeiter des Energieriesen müssen nur an manchen Standorten darauf verzichten, sich in sozialen Netzen zu tummeln.

Facebook-Verbot kleinlich

Die Deutsche Telekom-Zentrale in Bonn (Foto: AP)
Viele Manager hoffen auf höhere Motivation ihrer MitarbeiterBild: DW

Völlige Freiheit herrscht dagegen beispielsweise bei der Deutschen Telekom. "Wir haben Seiten wie Facebook und andere nicht gesperrt und überlassen es dem Arbeitnehmer, zwischen dienstlicher und privater Nutzung eigenverantwortlich zu unterscheiden", sagt Mark Nierwetberg, der bei der Telekom für Soziale Medien zuständig ist. Er hält die Diskussion über Arbeitszeitverschwendung durch Facebook für kleinlich. Die Arbeitnehmer können ja genauso gut ihre Arbeitszeit mit Spielen von Windows oder dem Schreiben von SMS verbringen, meint Nierwetberg. "Wenn jemand sagt, in der Mittagspause möchte ich gerne meinen Facebook Account checken, dann ist das eine Sache, die im Rahmen des Vertretbaren ist." Außerdem habe die Telekom eine IT-Sicherheitsabteilung, die regelmäßig auf mögliche Gefährdung der Sicherheit prüfe, und "bisher ist mir nicht bekannt, das da Sicherheitsrisiken aufgetaucht wären."

Wie die Deutsche Telekom verhalten sich zwei Drittel der deutschen Unternehmen. Sie fördern sogar die Zusammenarbeit ihrer Mitarbeiter über web-basierte Kommunikationskanäle. Das fand der Sicherheitsdienstleister Clearswift in einer internationalen Studie heraus. Mehr als die Hälfte der von ihnen befragten Manager waren der Meinung, Mitarbeiter würden motivierter und produktiver sein, wenn sie soziale Internetseiten auch während der Arbeit besuchen dürften. In Deutschland erwarten sogar ein Viertel der befragten Manager, dass Mitarbeiter eine soziale Medienpräsenz für berufliche Zwecke unterhalten.

Auch Unternehmen tummeln sich in sozialen Netzen

Nicht nur die Mitarbeiter haben soziale Netze für sich entdeckt, auch Unternehmen tummeln sich hier inzwischen verstärkt. Ob sie es für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter einsetzen, ihren Bekanntheitsgrad steigern wollen oder den Vertrieb ankurbeln. Hier können sie mit vielen Menschen direkt in Kontakt treten und haben so direkteren Zugang als über konventionelle Werbeformen.

'Twitter' steht auf einem Schild, dahinter ein junger Mann am Computer (Foto: dpa)
Viel Wert: der direkte Zugang zu Kunden über soziale MedienBild: picture alliance/dpa

Facebook, Xing oder Twitter - den direkten Draht nutzt unter den DAX Konzernen besonders SAP. Das stellte die Zeitschrift Computerwoche bei einem kürzlich erstellten Vergleich fest. Auch BMW, Siemens, Allianz und Adidas liegen auf den vorderen Plätzen der eifrigen Nutzer. Nahezu nicht präsent ist dagegen Heidelberg Cement und auf dem letzen Platz die K + S AG.

Aber auch außerhalb des DAX tauchen die Unternehmen in die sozialen Netze ein oder gründen sie gleich selbst. So hat beispielsweise Bosch eine eigene Community ins Netz gestellt, wo sich Hobbyhandwerker untereinander und mit Profis austauschen können. Und wer hier den richtigen Rat bekommt, ist sicherlich nicht mehr abgeneigt, ihn mit den Maschinen von Bosch zu realisieren.

Autorin: Insa Wrede

Redaktion: Klaus Ulrich