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Politik

Krivokapić: Montenegro 2025 in der EU?

Marina Maksimović
17. Dezember 2020

Der neue Premierminister des Kandidatenlandes auf dem Westbalkan war erstmalig seit seinem Amtsantritt zu Gesprächen mit der EU in Brüssel. Direkt im Anschluss sprach Zdravko Krivokapić mit der DW.

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Premierminister von Montenegro, Zdravko Krivokapić
Montenegros neuer Premierminister Zdravko Krivokapić beim DW-Gespräch in Brüssel am 16.12.2020Bild: Marina Maksimovic/DW

DW: Herr Krivokapić, Sie sind der Premierminister desjenigen EU-Kandidatenlandes, das bei den Beitrittsgesprächen am weitesten fortgeschritten ist. Wie sehen Sie die momentane EU-Erweiterungspolitik? Was können die Staaten der Westbalkan-Region tun, um ihre Beitrittsprozesse zu beschleunigen?

Zdravko Krivokapić: Ich denke, dass der Beitrittsprozess ausschließlich und allein von dem Land abhängt, das eine europäische Integration anstrebt. Seitens der EU wurden klare Kriterien festgelegt und unser Ziel ist nicht, da privilegiert zu werden, sondern all diese Kriterien so schnell wie möglich zu erfüllen und so zu zeigen, dass wir zur Mitgliedschaft bereit sind. Wir gehören geografisch zum europäischen Raum und zum EU-Raum.

Infografik EU Beitrittskandidaten Westbalkan DE

Wenn wir eine gute Botschaft (Richtung Brüssel; Anm. d. Red.) senden können, dann sollte dies für unsere gesamte Region die gleiche sein, und zwar, dass wir hier vor allem gute Nachbarn sein wollen. Wenn wir das nicht können, wie sollen wir dann für die Mitglieder der EU akzeptabel sein? Das ist die Logik, an der wir festhalten und bei der wir uns gegenseitig helfen müssen, damit alle Länder des westlichen Balkans so schnell wie möglich EU-Mitglieder werden können.

Sie haben gesagt, Sie erwarten, dass Montenegro das 28. Mitglied der EU wird. Haben Sie eine zeitliche Perspektive, in der das realisiert werden könnte?

Ich möchte nicht spekulieren, aber wenn wir die von uns skizzierten Ergebnisse erreichen, hoffe ich, dass wir sichtbare Fortschritte erzielen und 2023 die Voraussetzungen für den Schritt zum wichtigsten Akt schaffen, dem Überprüfungsprozess durch die anderen EU-Mitglieder. Wenn der optimal verläuft, könnten wir vielleicht 2025 das 28. Mitglied der EU werden.

Wenn der EU-Kommissar für Erweiterung, Olivér Várhelyi, sagt, er erwarte bis 2024, "dass ein Land des westlichen Balkans bereit ist, der EU beizutreten", meint er also Montenegro?

Oliver Varhelyi
Olivér Várhelyi, der EU-Kommissar für ErweiterungBild: EU/Gent Shkullaku

Ich will niemanden entmutigen, aber unsere Ausgangsposition unterscheidet sich ein wenig von der anderer Kandidatenländer. Wenn wir gut genug arbeiten, gibt es keinen Grund, nicht das 28. EU-Mitglied zu werden.

Wie sehen Sie die derzeitigen Beziehungen Montenegros zu Serbien? Werden sie sich während Ihrer Regierungszeit verändern? Und wenn ja, in welche Richtung?

Wir freuen uns darauf, bessere Beziehungen zu Serbien aufzubauen. Wir sind bereit für gemeinsames institutionelles Handeln. Was wir einbringen können, ist eine Gemeinschaft, die auf gemeinsamen wirtschaftlichen, kulturellen und menschlichen Potenzialen basiert und (nach 88 Jahren des Zusammenlebens in den Staaten Jugoslawien [1918-2003] bzw. Serbien und Montenegro [2003-2006]; Anm. d. Red.) so eng miteinander verflochten ist, dass oft nicht mehr feststellbar ist, wer eigentlich ursprünglich von wo kommt.

Serbien Lovcenac
Die Fahnen Montenegros und Serbiens im nordserbischen Dort Lovenac, wo seit Ende des 2. Weltkriegs viele Siedler aus Montenegro lebenBild: DW/S. Kljajić

Wann planen Sie, die serbische Hauptstadt Belgrad zu besuchen?

Ich möchte, dass die Antwort auf diese Frage nach einer Analyse erfolgt, die zur Zeit von unserem Außenministerium durchgeführt wird. Ich werde gerne jede Einladung annehmen und die ganze Region besuchen. Aber wann das sein wird und wen ich zuerst treffen werde, da werde ich jetzt keine Versprechungen machen, die ich dann vielleicht nicht erfüllen kann.

Wenn diese Frage "analysiert" wird, dann heißt das, dass die Auswahl des Ortes Ihres ersten Besuchs als neuer Premierminister Montenegros in den Westbalkanstaaten eine symbolische Bedeutung haben wird?

Ich möchte eine Botschaft senden. Unsere Region braucht einen demokratischen Wandel, der sichtbar und für jeden auf dem Westbalkan verständlich sein muss: Die menschliche Freiheit und die richtige Einstellung zur Demokratie sind wichtiger als jede Politik.

Marina Maksimović Korrespondentin DW Bosnisch/Kroatisch/Serbisch in Brüssel