Zehn Favoriten für den ESC
Topthema aller Flurgespräche diese Woche sind die Tops und Flops beim Eurovision Song Contest. 42 Länder, 42 Videos - wir haben uns alle angesehen. Hier sind die fünf Favoriten von Rick Fulker und Silke Wünsch.
Russland
Ein russischer Kollege von mir ist sicher zu gewinnen - und nicht etwa aus patriotischen Gründen. Ich halte das für möglich. In "You Are the Only One" von Sergej Lazarev stecken unglaubliche Ressourcen. Und das Vorab-Video lässt eine aufwändige Bühnenshow erwarten. Die Computeranimation erinnert an den letztjährigen Sieger Måns Zelmerlöw und sein Lied "Heroes", nur ist es noch viel spektakulärer.
Frankreich
Amir hat einen marokkanischen Vater und eine tunesisch-spanische Mutter. Er wurde in Frankreich geboren, lebte in Israel und war Oralchirurg, bevor er Berufssänger wurde. Echt Multikulti und vielfältig, wie auch sein Lied "J'ai cherché", das er in zwei Sprachen vorträgt. Der Song hat einen schönen Beat, die Komposition ist solide und der Refrain hakt sich für eine lange Zeit im Gedächtnis fest.
Deutschland
Bin ich voreingenommen, weil meine Wahlheimat Deutschland heißt? Nein! Jamie-Lee Kriewitz hat mit ihren 19 Jahren all das, was man braucht, um aus der Masse herauszuragen: eine ausgereifte nuancierte Stimme und vor allem ein ausgefallenes Outfit im Manga-Stil. Ihr Song "Ghost" hat Hand und Fuß. Ihr Outfit wirkt zwar sehr künstlich, doch dafür wirkt das Mädchen authentisch.
Österreich
Zoë ist die Tochter von Christof Straub, dem Gründer von Papermoon. Die Kunst des Chanson-Singens liegt ihr im Blut. Außerdem hat sie ein bezauberndes Lächeln. Ihr Chanson "Loin d'ici" beschwört mit blumigem Hintergrundbild ein Paradies. Das Lied ist eingängig. Es wirkt fantastisch und gleichzeitig überzeugend.
Schweden
Das Land schickt sich an, ESC-Rekordmeister zu werden. Der 17-jährige Frans singt "If I Were Sorry", die Geschichte einer verratenen Liebe - und tut das mit einer verblüffenden Altersweisheit. Er fiel als Popsänger bereits 2006 im zarten Alter von sieben Jahren auf. Ernst und glaubwürdig, auch dieses Lied spricht sofort an, und nachdem es beendet ist, will man mehr...
Georgien
Und das sind Silke Wünschs Favoriten: Astreiner Indie-Rock mit den Young Georgian Lolitaz und ihrem Song "Midnight Gold" - da kommt endlich was Frisches aus dem Land, von dem wir sonst mit weiblichen Soloacts mit wehenden Haaren beglückt wurden. EineAusnahme was 2014 das Ethno-Jazz-Kollektiv "The Shin and Mariko", die haben es leider nicht ins Finale geschafft. Den Lolitaz wünsche ich es sehr.
Griechenland
Argo: Ein Spagat zwischen Ethno und Folklore, Pop und Rap. Bei "Utopian Land" fügen sich alle Elemente gut zusammen: der Sprechgesang in einem seltenen griechischen Dialekt, die traditionellen Instrumente und schließlich der Refrain: "We’re the rise in the rising sun, dance with us and have some fun…" Die Botschaft: Lasst uns in eine bessere Welt aufbrechen. Das trifft für ganz Europa zu.
Montenegro
Auf die Zwölf! Die Rockband Highway liefert mit dem Song "The Real Thing" ordentlich Krach ab, Rock mit Elektro-Dubstep-Elementen, Zuckerbrot und Peitsche. Sicher wird das nicht den Geschmack der Mehrheit treffen. Aber was die Jungs da auf die Beine gestellt haben, sticht im wahrsten Sinne des Wortes aus dem heraus, was wir sonst aus den südosteuropäischen Ländern hören.
Ukraine
Jamala beschert uns Gänsehaut mit "1944". Ein sehr starker und ungewöhnlicher Gesang. Ein Lied gegen die Grausamkeit des Krieges und für die Menschlichkeit. Sie singt auf Englisch und Ukrainisch, ihre Stimme wird vom Arrangement umspielt und oft alleine stehen gelassen. Kein Schnickschnack, keine Effekte, die vom Song ablenken. Auf eine friedliche Zukunft!
Deutschland
Schade, dass wir die kleine Maus nur im Finale genießen können. Jamie-Lee macht mit ihrer Performance, ihrem Aussehen und ihrer Stimme das Beste aus dem Song "Ghost". Das Lied ist nicht ultrastark - für Jamie-Lee hätte man etwas Anspruchvolleres schreiben können - aber für das ESC-Publikum reicht das sicher, um diesmal - ich schwöre! - unter die ersten 15 zu kommen. Oder unter die ersten 10.