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Konflikte

Zehntausende protestieren gegen Ungleichheit

9. November 2019

Chile kommt nicht zur Ruhe: Rund 75.000 Menschen demonstrieren in der Hauptstadt gegen das starke Wohlstandsgefälle und hohe Kosten für Gesundheit und Bildung. Dabei kam es wieder zu Brandstiftungen und Plünderungen.

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Protest gegen Chiles Regierung in Santiago
Demonstranten mit großen Fahnen vor einem Feuer in Santiago de ChileBild: Reuters/J. Silva

Die Teilnehmer der Großdemonstration zogen größtenteils friedlich zur Plaza Italia im Zentrum von Santiago de Chile. Das Bürgermeisteramt der Metropole schätzte die Zahl der Teilnehmer auf etwa 75.000. Nach einem Bericht der Zeitung "La Tercera" war es die zweitgrößte Demonstration unter den seit Wochen andauernden Protesten.

In der Nähe der Plaza Italia stürmten Gruppen aus Vermummten jedoch ein historisches Gebäude der Universität Pedro de Valdivia und plünderten es. Dabei brach Feuer aus. Unklar ist, ob die Plünderer das Gebäude anzündeten. Außerdem plünderten gewalttätige Demonstranten die katholische Kirche La Asuncion in der Nähe des Platzes, schleppten Kirchenbänke und Jesusfiguren heraus und errichteten daraus Barrikaden, die sie in Brand steckten.

20 Todesopfer

Bei den jüngsten Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen sind bisher 20 Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Lange galt Chile als Hort der Stabilität in Südamerika. Allerdings gibt es im reichsten Land der Region hohe Einkommens- und Vermögensunterschiede. Vor allem Bildung und Gesundheitsversorgung sind sehr teuer. Die heftigen Proteste entzündeten sich an einer geringfügigen Erhöhung der Metro-Preise. Viele der Demonstranten fordern nun aber auch eine Abkehr vom neoliberalen Wirtschaftsmodell und eine grundlegende Reform der Verfassung, die noch aus der Zeit der Militärdiktatur von Augusto Pinochet stammt. Wegen der massiven Proteste sagte die Regierung den Asien-Pazifik-Gipfel und die Weltklimakonferenz ab.

Angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen in Chile berief Präsident Sebastián Piñera am Mittwoch den Nationalen Sicherheitsrat ein. Das Gremium aus Regierungsvertretern, Militärs, Richtern und Polizisten war zum letzten Mal Anfang 2014 zusammengetreten. Anlass war damals ein Grenzstreit mit dem nördlichen Nachbarland Peru.

Piñera kündigte nun eine Reihe von Gesetzesinitiativen und Reformen an, um die öffentliche Ordnung zu stärken. So soll ein Vermummungsverbot erlassen und Plünderungen sowie Angriffe auf Polizisten sollen härter bestraft werden. Zudem will der konservative Staatschef die Geheimdienste reformieren. Außerdem stellte der Präsident eine Erhöhung des staatlichen Mindestlohns in Aussicht.

kle/gri (dpa, ape, epd)