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Dresden demonstriert für Toleranz

10. Januar 2015

Seit Wochen demonstrieren in Dresden regelmäßig tausende Menschen gegen eine angebliche Überfremdung. Jetzt zeigt die Stadt ihre weltoffene Seite. Zehntausende gingen für Toleranz auf die Straße.

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Demonstranten vor der Dresdener Frauenkirche (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/Arno Burgi

Rund 35.000 Menschen haben in Dresden nach Angaben der Veranstalter an der Großkundgebung für Toleranz und Weltoffenheit teilgenommen. Die Demonstration vor der Frauenkirche, zu der Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz aufgerufen hatten, sollte ein Zeichen gegen die islamfeindliche Pegida-Bewegung setzen. Kirchen, Verbände und Kulturinitiativen hatten die beiden Politiker bei ihrem Aufruf unterstützt. Die Kundgebung begann vor dem Hintergrund der Anschläge in Paris mit einer Schweigeminute zum Gedenken an alle Opfer terroristischer Gewalt.

Tillich lehnt Einladung von Pegida ab

"Es ist Verleumdung, wenn für diese Tat von Terroristen alle Muslime in Europa als Feinde der Demokratie verurteilt werden", wandte sich Tillich in seiner Rede gegen ungerechtfertigte Schuldzuweisungen. Mit Blick auf die Pegida-Bewegung sagte er, deren Kundgebungen hätten weltweit Aufmerksamkeit erregt. Daher sei die Botschaft, die an diesem Samstag von Dresden ausgehen solle: "Wir sind freiheitsliebend und demokratisch, wir sind weltoffen und tolerant, wir sind mitmenschlich und solidarisch."

Die Einladung der Pegida-Organisatoren, auch auf deren Kundgebung zu sprechen, lehnte Tillich erneut ab. "Wer gegen Fremde polemisiert und gegen Flüchtlinge Ängste schürt, mit dem lässt sich nicht sachlich reden", sagte er zur Begründung. Tillich räumte allerdings auch Versäumnisse in Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen ein. So hätten Politik und Verwaltung nicht überall mit den davon betroffenen Bürgern in Deutschland gesprochen.

Dresden ist mehr als Pegida

"Ich bin nicht gekommen, weil ich gegen Menschen bin, die zu Pegida gehen, sondern weil ich keine Angst vor Menschen habe, die eine andere Hautfarbe, Sitten oder Gebräuche haben", sagte Bürgermeisterin Orosz in ihrer Begrüßungsrede. Sie hob hervor, Dresden sei "mehr als ein Ort, wo Menschen aus Angst vor anderen Religionen und Werten Woche für Woche auf die Straße gehen."

"Jeder lacht in derselben Sprache" und "Deutschland ist für alle" stand auf Plakaten, außerdem: "Wir lassen uns nicht einschüchtern, weder vom 'Islamischen Staat' noch von Pegida". "Schön, dass Ihr auch schon da seid", wurde auf Transparenten auch ironisch darauf Bezug genommen, dass eine derartige Kundgebung erst jetzt stattfand. Viele hielten Schilder mit dem Schriftzug "Ich bin Charlie", in Erinnerung an den Terroranschlag auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo".

"Seit Jahrhunderten weltoffen"

Die Bilder und Nachrichten der vergangenen Wochen aus Dresden "spiegeln nicht das Bild einer Stadt wider, wie ich sie kennengelernt habe", sagte bei der Demonstration der Schlagersänger Roland Kaiser, der wiederholt große Konzerte am Dresdner Elbufer gegeben hatte. "Die Zeit der Sündenböcke sollte der Vergangenheit angehören", wandte er sich gegen islamfeindliche Parolen von Pegida. Der Sänger kritisierte auch eine "inhumane Flüchtlingspolitik".

"Die Landeshauptstadt Dresden und der Freistaat Sachsen sind seit Jahrhunderten weltoffen", hieß es in dem Aufruf zu der Kundgebung. Die Erfolgsgeschichte Sachsens sei nur möglich geworden, weil die Menschen von hier und aus allen Teilen der Welt "Hand in Hand daran gearbeitet haben".

In Dresden demonstrieren seit Wochen regelmäßig montags tausende Menschen gegen eine angebliche Überfremdung. An der Pegida-Kundgebung am vergangenen Montag hatten 18.000 Menschen teilgenommen, was die bislang höchste Teilnehmerzahl war.

cr/uh (afp, dpa, epd)