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Zementierte Preise

(daw)17. August 2002

Den deutschen Zementherstellern drohen Geldbußen in Millionenhöhe. Sie sollen unerlaubte Preis- und Quotenabsprachen getroffen haben.

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Schwere Zeiten für die ZementindustrieBild: bilderbox

Anfang Juli hatte das Bundeskartellamt bei 30 deutschen Zementherstellern Unterlagen beschlagnahmt. Nach dem derzeitigen Stand der Auswertung hat sich der Verdacht gegen die Unternehmen weiter erhärtet. Den Firmen wird vorgeworfen, über Jahre hinweg die Preise abgesprochen und den Absatzmarkt untereinander aufgeteilt zu haben.

Branche für Absprachen anfällig

In der Zementbranche sind solche Absprachen besonders einfach möglich, weil das Produkt in Deutschland einer Norm unterliegt. Somit kann über Qualitätsunterschiede kein Wettbewerb entstehen. Auch sind die regionalen Einzugsgebiete der einzelnen Unternehmen leicht abzugrenzen, da sich weite Transporte kaum lohnen. Somit ergeben sich für die einzelnen Hersteller feste Absatzmengen, anhand derer sie die Preise künstlich hoch halten können.

Der für die Untersuchung zuständige Beschlussabteilungsleiter des Bundeskartellamts, Andreas Knochenhauer, hat nun mitgeteilt, dass eine Reihe von Unternehmen schon in Kürze mit hohen Bußgeldern rechnen muss. Im Einzelfall werde voraussichtlich eine dreistellige Millionenhöhe erreicht. Die ganze Branche müsse sich auf Zahlungen von insgesamt über einer Milliarde Euro einstellen.

Hersteller zu Kooperation bereit

Unterdessen haben sich die Zementhersteller Readymix, Dyckerhoff und HeidelbergCement bereit erklärt, die Wettbewerbshüter bei der Aufklärung der Kartellvergehen zu unterstützen. Als Kronzeugen könnten sie so eine drastische Strafminderung erreichen. Ein Sprecher von HeidelbergCement sagte allerdings, dass man davon ausgehe, sich gesetzeskonform verhalten zu haben.

Die Aktien der Zementunternehmen befinden sich derweil weiter unter Druck. Das Papier von Dyckerhoff fiel auf den tiefsten Stand seit 1996 und auch HeidelbergCement musste in Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen ein zusätzliches Minus von gut fünf Prozent verkraften.

Zweites Kartellverfahren in drei Jahren

Erst vor drei Jahren gab es in der Baustoffbranche das bisher größte Kartellverfahren. Wegen Preis- und Mengenabsprachen für Transportbeton wurden damals gegen 50 Unternehmen Bußgelder von zusammen 190 Millionen Euro verhängt. Der größte Einzelbetrag entfiel dabei auf Readymix, die deutsche Tochter des britischen Baustoffkonzerns RMC.

Inzwischen hat die EU-Kommission angekündigt, mit weiteren Prüfverfahren auch auf europäischer Ebene gegen Preis- und Quotenabsprachen vorzugehen. Dabei will sie sich auf die Ergebnisse der Ermittlungen des deutschen Kartellamtes berufen. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" vermutet die Brüsseler Wettbewerbsbehörde auch außerhalb von Deutschland entsprechende Absprachen.