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Zentralasien ist attraktiv für deutsche Investoren

6. März 2008

Deutsche Unternehmen sehen gute Chancen in Zentralasien. Vor allem Kasachstan und Usbekistan bieten attraktive Projekte für Investoren. Doch es gibt auch Risiken, nicht nur im Rechtsbereich.

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Zentralasiatische Wirtschaft braucht deutsche GeldanlageBild: AP

Der Direktor der Bundesagentur für Außenwirtschaft, Dr. Gerd Herx, betrachtet Kasachstan, das weltweit eines der zehn Länder mit den größten Öl- und Gasvorkommen ist, als wichtigen Partner für große und mittelständische deutsche Investoren. Obwohl der Anteil des bilateralen Handels heute noch nicht groß ist, lässt sich eine Tendenz zur Ausweitung der Aktivitäten beobachten, so Herx: “Die Wachstumsraten sind ernorm. Wir haben gegenwärtig in den kasachischen Staat Lieferungen mit einem Handelsvolumen von insgesamt etwa fünf Milliarden Euro. Das ist noch sehr bescheiden, aber man muss auch die Entwicklung sehen. Bereits heute liefert die deutsche Wirtschaft Maschinenanlagen in einer Größenordnung von zwei Milliarden Euro pro Jahr nach Kasachstan. Die Tendenz ist im zweistelligen Bereich steigend, und das wird unserer Erwartung nach auch in Zukunft so bleiben”.

Hohes Interesse an Kasachstan

90 Prozent des deutschen Exportes in die zentralasiatische Region gehen nach Kasachstan. Es gibt im diesen Land mehr als 1.300 Unternehmen mit deutscher Beteiligung. Trotzdem gibt es hier noch weitere Potentiale. Uwe Strobach, Korrespondent der Bundesagentur für Außenwirtschaft, meint, dass deutsche Unternehmen nicht nur auf den Öl- und Gasbereich schauen sollten. “Kasachstan gilt auch – und das ist weniger bekannt – als Kornkammer Zentralasiens. Das Land gehört zu den weltweit größten Getreide- und Mehlexporteuren. Im Jahr 2007 erlangte Kasachstan sogar die Spitzenstellung im Mehlexport weltweit”.

Es gibt viele Projekte, in die deutsche Unternehmen Geld investieren könnten. Dazu gehören der Bau der Satellitenstädte von Astana und Almaty, die Rekonstruktion der Innenstadt von Aktau und die Modernisierung der Sporthalle “Medeo” für die Asiatische Olympiade 2011.

Chancen auch in Usbekistan und Turkmenistan

Uwe Strobach sieht auch gute Chancen für deutsche Unternehmen in Usbekistan. Der deutsche Experte meinte, das sei die Konsequenz aus der Strategie und den letzten Investitionsprogrammen der usbekischen Regierung: “Allein die Textilindustrie bietet Chancen in 80 Projekten mit einem Kapitalbedarf von 600 Millionen Dollar. Auf der Projektliste der Baustoffindustrie stehen 36 Vorhaben für mehr als 300 Millionen Dollar.”

Usbekistan, erklärt Strobach, versuche derzeit, Investoren für Kapitalanlagen in verschiedenen Branchen zu gewinnen, darunter im Maschinenbau sowie der Chemie- und Nahrungsmittelindustrie. Die Branche, die am meisten von Kapitalanlagen abhängig ist, sei die Gasindustrie – hier hofft Usbekistan auf ausländische Investitionen im Wert von 700 Millionen Dollar. Allerdings gibt es gerade mit Usbekistan zahlreiche Hemmnisse. Strobach verweist auf hohe Steuersätze, die Missachtung der Menschenrechte im Land und die starke Orientierung Usbekistans an Russland und China.

Auch Turkmenistan gehört zu den zentralasiatischen Länden, die deutsche Unternehmen interessieren. Deutsche Investoren sehen unter Präsident Berdymuchammedow gute Chancen auf dem turkmenischen Markt. Die Gasindustrie des Landes hat einen Kapitalbedarf von vier bis fünf Milliarden Euro.

Hemmnisse in Kirgisistan und Tadschikistan

Weniger attraktiv für deutsche Investoren sind Kirgisistan und Tadschikistan. Uwe Strobach erklärt, dass Kirgisistan seit Jahren unter einer instabilen politischen Situation und wirtschaftlichen Schwierigkeiten leide. Die in den 90er Jahren eingeleiteten liberalen Reformen seien ins Stocken geraten, das Land habe hohe Schulden. In Tadschikistan sei die Korruption hoch und die wirtschaftliche Situation instabil. Es gebe aber durchaus Perspektiven für die Zusammenarbeit mit Unternehmen des Metallurgie- und des Energiesektors, sagt Strobach.

Schwierige Rechtslage

Der Korrespondent der Bundesagentur für Außenwirtschaft weist darauf hin, dass deutsche Investoren, die nach Zentralasien gehen wollten, unbedingt eng mit den Zollbehörden zusammenarbeiten sollten. Darüber hinaus sei eine gute Rechtsberatung unerlässlich: “Ein Problem besteht immer darin, dass die Verträge häufig schlecht gemacht sind. Die meisten Anwaltskanzleien bestätigen, dass drei Viertel der Verträge nicht wasserdicht sind, und sie nicht verstehen, wieso diese Verträge so zu Stande gekommen sind”.

Michael Buschuew, DW-Russisch