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Zentralrat der Juden besorgt wegen "Pegida"

20. Dezember 2014

Der Zentralrat der Juden hat die Muslime in Deutschland gegen "Pegida" in Schutz genommen. Das Verunglimpfen einer ganzen Religion sei inakzeptabel. Die christlichen Kirchen haben keine einheitliche Position.

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Zentralrat der Juden Josef Schuster
Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Der Vorsitzende des Zentralrats, Josef Schuster (Artikelbild), zeigte sich tief besorgt über die Demonstrationen der sogenannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" ("Pegida"). Die Angst vor islamistischem Terror werde von den "Pegida"-Anhängern instrumentalisiert, um den Islam als Ganzes zu verunglimpfen.

In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" bezeichnete Schuster es als "absolut inakzeptabel", angesichts weniger Islamisten zu schlussfolgern, Deutschland drohe ein Staat mit dem Islam als Staatsreligion zu werden. Das sei "so absurd, als wenn wir aus der Existenz von Rechtsextremisten schlössen, morgen werde die NS-Dikatatur wieder errichtet", so der Zentralratsvorsitzende.

Schuster warnte allerdings auch davor, die "Pegida"-Bewegung zu unterschätzen. Da mischten sich Neonazis, Parteien vom ganz rechten Rand und Bürger, die meinten, ihren Rassismus und Ausländerhasse endlich frei ausleben zu dürfen.

Kirchen distanzieren sich von "Pegida"

In den beiden großen christlichen Kirchen zeichnet sich keine einheitliche Haltung zu der neuen "Pegida"-Bewegung ab. Zwar distanzieren sich sowohl Katholiken als auch Protestanten von den Anti-Islam-Parolen, sind aber unterschiedlich strikt.

Vatikan Familiensynode Oktober 2014 Kardinal Marx
Marx: Appell an die politische Verantwortung des EinzelnenBild: picture-alliance/dpa

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, appellierte an die politische Verantwortung jedes Einzelnen. Allerdings schloss er sich nicht der Aussage seines Bamberger Kollegen Ludwig Schick an, der Christen eine Teilnahme an den Demonstrationen untersagt hatte.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte im DW-Interview, bei pauschalen Angriffen auf eine Religion, auf Flüchtlinge oder auf Asylbewerber "müssen wir in aller Klarheit 'Nein' sagen". Er warnte allerdings mit Blick auf die Proteste auch vor vorschnellen Etikettierungen. "Man darf die Leute nicht gleich als Neonazis abtun", so der evangelische Theologe. Vielmehr solle man sich deren Motive genau ansehen, um zu verstehen, "warum Menschen bei solchen Demonstrationen mitlaufen".

Heinrich Bedford-Strohm neuer EKD - Ratspräsident
Bedford-Strohm: "Wir müssen klar 'Nein' sagen"Bild: picture-alliance/dpa/Arno Burgi/

Die islamischen Geistlichen rief er auf, entschlossen gegen religiös motivierte Gewalt vorzugehen. Alle Religionen müssten deutlich machen, dass "jegliche Form von Fundamentalismus und Menschenfeindlichkeit" eine "Perversion von religiösen Traditionen" darstelle.

Kundgebung der Pegida in Dresden 15.12.2014
In Dresden gingen am 15.12.2014 mehr als 15.000 Menschen bei der "Pegida"-Demonstration auf die StraßeBild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

"Pegida" wächst

Das "Pegida"-Bündnis hat in den vergangenen Wochen bundesweit starken Zulauf erhalten. Bei den wöchentlichen Demonstrationen in Dresden gingen zuletzt mehr als 15.000 Menschen auf die Straße. Es tritt unter anderem für eine Verschärfung des Asylrechts ein und begründet dies mit einer angeblichen drohenden Überfremdung des Landes.

Die Sympathien für "Pegida" sind dabei im Westen ähnlich verteilt wie im Osten. In einer YouGov-Umfrage sagten 36 Prozent der im Osten Befragten, sie fänden es gut, dass jemand auf Fehler in der Asylpolitik aufmerksam mache und sich gegen Islamismus ausspreche. Im Westen waren es 33 Prozent.

mak/gmf (KNA, dpa, afp)