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Zhanna Nemzowa kommt zur Deutschen Welle

17. Juli 2015

Die Tochter des im Februar ermordeten Kreml-Kritikers Boriz Nemzow verstärkt nun die Russisch-Redaktion des deutschen Auslandssenders. In Russland hatte sie zuletzt Angst um ihre Sicherheit.

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Zhanna Nemzowa (Foto: Deutsche Welle)
Zhanna Nemzowa in den Gängen der Deutschen Welle: Ab August wird sie dort öfter anzutreffen seinBild: DW/M.Müller

Zhanna Nemzowa wird bereits ab August bei der Deutschen Welle in Bonn arbeiten. Die 31-Jährige hat beim Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen MGIMO Wirtschaft studiert. Ihre journalistische Laufbahn begann sie beim russischen TV-Sender RBK. Dort moderierte Nemzowa Sendungen und interviewte Vertreter aus Wirtschaft und Politik.

Zhanna Nemzowas Vater Boris Nemzow war Ende Februar vor den Mauern des Kreml erschossen worden. Der frühere Vize-Ministerpräsident war einer der bekanntesten Widersacher Putins. Besonders dessen Ukraine-Politik hatte er im Visier. Im März nahmen die Ermittler vier Tschetschenen und einen Inguschen fest. Sie beschuldigten sie, Nemzow im Auftrag ermordet zu haben. Der Auftraggeber ist noch immer unbekannt. Zhanna Nemzowa selbst sagte in einem Gespräch mit der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung, sie sei nicht sehr zuversichtlich, dass der Mordfall vollkommen aufgeklärt werde. Die politische Verantwortung für die Tat trägt ihrer Auffassung nach Präsident Wladimir Putin. Eine Ansicht, die viele Kreml-Kritiker teilen.

Sicherheit in Gefahr

Eigentlich wollte Nemzowa in Russland bleiben, um dabei zu helfen, den Mord an ihrem Vater rückhaltlos aufzuklären. Nachdem sie jedoch ihre Sicherheit gefährdet sah, beschloss sie, das Land zu verlassen. "Ich habe Drohungen erhalten. Ganz besonders wurde Druck auf mich ausgeübt, die Ermittlungen im Mordfall meines Vaters nicht weiter so intensiv zu betreiben."

Die neue Aufgabe in der Russisch-Redaktion des deutschen Auslandssenders sehen beide Seiten als Gewinn. DW-Intendant Peter Limbourg freut sich sehr, dass Zhanna Nemzowa nun bei der Deutschen Welle arbeiten wird: "Sie wird mit ihrer klaren Haltung und ihrer Bekanntheit unser erfolgreiches russisches Angebot weiter verstärken". Die DW teilte mit, Nemzowa habe nun die Möglichkeit, journalistisch frei zu arbeiten und in Deutschland in Sicherheit zu leben. Die Reporterin sagte, hier könne sie ihre journalistischen Erfahrungen nutzen. In Russland hätte sie das nicht mehr gekonnt. "Die Deutsche Welle ist für viele Menschen in Russland eine vertrauenswürdige Informationsquelle. Ich freue mich auf meine Arbeit in der Russisch-Redaktion", so Nemzowa.

Polens Außenminister Grzegorz Schetyna teilte derweil in Warschau mit, Nemzowa werde mit dem Lech-Walesa-Preis seines Ministeriums ausgezeichnet. Der mit einer Million Zloty (rund 250.000 Euro) dotierte Preis werde am 4. August übergeben. Der Preis ist nach dem polnischen Arbeiterführer und Friedensnobelpreisträger Lech
Walesa benannt

ms/kle (Deutsche Welle, afp, dpa)