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'Globale Probleme'

Christina Bergmann, Washington D.C.6. Februar 2008

Die klassische Rolle der Weltbank hat sich überlebt. Weltbankchef Robert Zoellick erklärt im DW-Gespräch, wie er die Organisation für die globalen Herausforderungen fit machen möchte.

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Weltbank-Chef Robert ZoellickBild: DW-TV

Seit gut einem halben Jahr ist Robert Zoellick Chef der Weltbank in Washington. Er hatte das Amt von Paul Wolfowitz übernommen. Der renommierte Manager Zoellick, der für die USA internationale Handelsabkommen ausgearbeitet hat und an den Zwei-plus-Vier-Gesprächen über die deutsche Wiedervereinigung beteiligt war, begann seine Arbeit bei der Weltbank mit der Absicht, die internen Wogen zu glätten und die 60 Jahre alte Institution fit zu machen für die neuen Herausforderungen.

Eines dieser Probleme ist der Hunger in der Welt. Europa und die USA müssen ihre Märkte für landwirtschaftliche Produkte öffnen, fordert Robert Zoellick. Nur so könne das UN-Milleniumsziel erreicht werden, den Hunger weltweit bis 2015 zu halbieren. Es sei wichtig, in Europa und den USA Subventionen zu kürzen und die in Doha begonnenen WTO-Verhandlungen abzuschließen. Besonders im Hinblick auf die Entwicklung in Afrika und den armen Ländern dort: "Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass der Nutzen für die Reduzierung der Armut dreimal so groß ist, wenn man in die Landwirtschaft investiert, als wenn man in einen anderen Bereich investiert", sagt Zoellick. "Das ist nachvollziehbar, denn 70 bis 75 Prozent der Armen leben in ländlichen Regionen. Also bekommt man dort die größte Wachstums- und Einkommenssteigerung.“

Neue Form von Protektionismus?

Daher sei ein Markt ohne Quoten und Tarifabsprachen so wichtig. Allerdings würden Europa und andere Staaten zunehmend hygienische Standards nutzen, um Produkte aus armen Ländern zu blockieren. Das sei verständlich, so Zoellick, denn diese Standards existierten. Aber teilweise könne man das auch als eine neue Form des Protektionismus verstehen.

Die Rolle der Weltbank in Afrika sieht der Chef der Institution vor allem als Vermittler. Im Durchschnitt, führt er aus, habe jedes afrikanische Land 300 verschiedene Spendengeber mit Tausenden von verschiedenen Programmen, von denen jedes rund 1,5 Millionen Dollar umfasse. Das würde die afrikanischen Länder überfordern: "Wir arbeiten mit den Ländern zusammen, damit die Regierungen das Gefühl haben, dass es um ihren eigenen Besitz geht und sie die Anstrengungen in ihre Programme integrieren. Und wir, also die Weltbank, steuern dann noch unseren Anteil dazu bei. Das ergibt dann ein Gleichgewicht, egal ob es sich um Bildung, Gesundheit, allgemeine Investitionen, Klimawandel oder den Finanzsektor handelt."

Ansatz sollte multilateral sein

Über die Unterstützung Deutschlands für die Weltbank zeigt sich Zoellick zufrieden. Kanzlerin Angela Merkel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Finanzminister Peer Steinbrück seien sehr hilfsbereit. Allerdings, warnt der Weltbankchef: "Auf einem meiner Besuche in Berlin habe ich auch mit Mitgliedern des Bundestags gesprochen. Und dort ist mir ein Phänomen begegnet, das ich auch aus anderen Ländern kenne: Es gibt das Bedürfnis zu sagen: 'Wir haben Geld in diese Region investiert, also wollen wir auch, dass deutsche und nicht multilaterale Programme davon profitieren.'“

Dies sei aber der falsche Ansatz. Man müsse vielmehr darauf achten, dass man das Beste aus der Investition heraushole und dabei von einem multilateralen Ansatz ausgehen. Deutschland habe sich dem eigentlich immer verpflichtet gefühlt, sagt Robert Zoellick, und fügt hinzu, dass er hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt.