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Zollitsch nimmt Papst in Schutz

18. März 2010

Im Skandal um den Missbrauch von Kindern an katholischen Einrichtungen hat sich die Deutsche Bischofskonferenz hinter den Papst gestellt. Dieser kündigte unterdessen für Freitag seinen lange erwarteten "Hirtenbrief" an.

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Kruzifix vor bewölktem Himmel (Foto: AP)
Bild: AP

Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, beklagte die "Mär vom schweigenden Papst" und verwies auf frühere Reaktionen Benedikts XVI. zum Missbrauch von Minderjährigen. Das Kirchenoberhaupt habe zu diesem Thema bereits Worte gefunden, "die in aller Welt gehört" worden seien, schreibt der Freiburger Erzbischof in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Die Welt" (Donnerstagsausgabe, 18.03.2010). Es sei deshalb so kurzsichtig wie oberflächlich, vom Papst einer Weltkirche nun eine Wiederholung dieser Aussagen ausdrücklich für Deutschland zu fordern.

Ein erschütterter Papst

"Das Gewicht eines Wortes wächst nicht durch die Anzahl seiner Wiederholungen", mahnte Zollitsch. Er selbst wisse aus seinem Gespräch mit Benedikt XVI., wie sehr der Kindesmissbrauch durch Priester, gerade auch in Deutschland, das Kirchenoberhaupt erschüttere.

Papst Benedikt und Erzbischof Zollitsch im Vatikan (Foto: dpa)
Erzbischof Robert Zollitsch (r.) informierte den Papst vorige Woche über die MissbrauchsfälleBild: picture alliance/dpa

Nach einer Krisenaudienz mit Zollitsch in Rom war am vergangenen Freitag nur wenig an die Öffentlichkeit gedrungen. Zollitsch ergänzte nun: "Er hat unmissverständlich über dieses - wie er selbst sagt - 'abscheuliche Verbrechen' gesprochen." Keines seiner Worte - so zitierte Zollitsch den Papst weiter - könnte die durch einen solchen Missbrauch zugefügten Schmerzen und Leiden beschreiben... Auch könne er (Benedikt) den in der Gemeinschaft der Kirche entstandenen Schaden nicht angemessen in Worte fassen.

Derzeit müsse der Papst "für vieles herhalten", meinte Zollitsch und stellte die Fragen: "Was alles wird noch von diesem Mann verlangt? Dass er sich an Runde Tische setzt? Dass er das Dickicht von Verjährungsfristen oder Entschädigungsforderungen lichtet? Jeder formt sich die Forderungen an den Papst so, wie er sie braucht."

"Klarheit und Wahrheit"

Kloster Ettal (Foto: AP)
Eine der betroffenen kirchlichen Einrichtungen: Das Kloster EttalBild: AP

Am Mittwoch hatte sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in die Missbrauchsdebatte eingeschaltet. Notwendig seien "Klarheit und Wahrheit über alles, was passiert ist", sagte Merkel im Bundestag. Der Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen sei ein "verabscheuungswürdiges Verbrechen". Zugleich warnte die Kanzlerin davor, die Diskussion auf Vorfälle in der katholischen Kirche zu verengen.

Der Papst teilte unterdessen mit, er werde am Freitag einen "Hirtenbrief" an die irischen Bischöfe unterzeichnen und danach veröffentlichen. Er hoffe, dass der Brief bei der Buße, der Heilung und Erneuerung helfe, erklärte das Kirchenoberhaupt. Er bitte jeden, das Schreiben "mit offenem Herzen und Vertrauen" zu lesen. Erwartet wird, dass der Brief nicht nur den Missbrauch von tausenden Kindern in Irland aufgreift, sondern auch Konsequenzen für die katholische Kirche in Deutschland zieht.

Autor: Christian Walz (kna, dpa, rtr)
Redaktion: Hans Ziegler, Annamaria Sigrist

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