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Heinz Badewitz mit 74 gestorben

Jochen Kürten14. März 2016

Er war eine legendäre Gestalt des deutschen Films. Der Leiter des Festivals im fränkischen Hof gilt als einer der Wegbereiter des deutschen Filmnachwuchses. Er wurde 74 Jahre alt.

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Filmfest-Leiter Heinz Badewitz gestorben am 13.03.2016 (Foto: Kalaene Jens/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/K. Jens

Wer je das Vergnügen hatte mit Heinz Badewitz zu sprechen, zu diskutieren, ihn zu interviewen, der wird das wohl kaum vergessen haben. Heinz Badewitz wird als "Seele der Hofer Filmtage" bezeichnet, als derjenige, der dieses wichtige deutsche Filmfestival gegründet und bis zu seinem Tod geleitet hat. Es ist wohl auch nicht übertrieben, wenn man Badewitz als "Seele des deutschen Films" im Allgemeinen preist.

Badewitz, der wie am Wochenende bekannt wurde, schon am vergangenen Donnerstag (10.3.) in Österreich starb, ist sicher einer der einflussreichsten Kinomacher des deutschen Nachkriegsfilms. 1941 im fränkischen Hof geboren, gründete er 1967 in der Kleinstadt, die damals ganz am Rande der alten Bundesrepublik lag, das Festival. Das entwickelte sich schnell zum Treff- und Angelpunkt des jungen deutschen Films, der gerade begann, auch international auf sich aufmerksam zu machen.

Internationale Hofer Filmtage - Kino (Foto: David Ebener/dpa)
Legendäre Anlaufstelle für den deutschen FilmnachwuchsBild: picture-alliance/dpa

Werner Herzog, Wim Wenders, Herbert Achterbusch, Alexander Kluge, natürlich Rainer Werner Fassbinder und auch Volker Schlöndorff, sie alle drehten damals ihren ersten Filme und sie alle pilgerten irgendwann einmal nach Hof. Badewitz, der am Deutschen Institut für Film und Fernsehen selbst Film studiert und zunächst als Kameramann gearbeitet hatte, stand schnell im Ruf, ein äußerst engagierter Kulturmanager zu sein.

Die Regisseure liebten Hof - und pilgerten zu Heinz Badewitz

Das Festival in Hof machte er zum Treffpunkt des "Neuen Deutschen Films". Alle kamen, wenn Badewitz rief. Als unübertroffen galt die Atmosphäre in Hof, das im Gegensatz zu großen Festivals familiäres Flair ausstrahle. In Hof gab es keinen Roten Teppich, dafür intensive Gespräch und viele Filmentdeckungen. Badewitz stellte auch ausländische Regisseure in den Mittelunkt seines Festivals, auch hier setzte er auf den Nachwuchs und auch dort bewies er einen geradezu legendären Spürsinn für die Regiestars von Morgen.

Deutschland Regisseur Werner Herzog (Foto: Jörg Carstensen/dpa)
Kam immer gern nach Hof: Filmregisseur Werner HerzogBild: picture-alliance/dpa/J. Carstensen

Viele Regisseure starteten in Hof erst richtig durch, wurden hier entdeckt und gefördert. Legendär waren auch die Fußballspiele am Rande des Festivals, die Regisseure und Filmemacher traten an gegen die Festivalorganisatoren und andere Filmschaffende. Regisseure wie Werner Herzog, die längst eine Weltkarriere gemacht hatten, kehrten immer wieder gern nach Hof zurück, stellten neue Filme vor, spielten Fußball oder ließen sich nur auf ein Gespräch mit Heinz Badewitz ein.

Heinz Badwitz: Tod beim Besuch eines Filmfestivals

Den Verlust des jetzt mit 74 Jahren verstorbenen eifrigen Kulturmanagers und Filmliebhabers wird die Veranstaltung in Hof nur schwer kompensieren können. Badewitz starb, das darf man als Ironie des Schicksals deuten, beim Besuch eines Filmfestivals: bei der "Diagonale", dem Festival des Österreichischen Films. "Wir alle stehen unter Schock", sagte eine Sprecherin der Hofer Filmtage. Auch das deutsche Kino steht unter Schock. Es hat einen der inspirierendsten und sympathischsten Mitstreiter verloren.