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Politik

Zuwanderer wählen mehrheitlich konservativ

27. September 2018

Die beliebtesten Parteien bei Menschen mit Migrationshintergrund sind einer Studie zufolge CDU und CSU. Bei der letzten Erhebung 2016 stand die SPD noch in der Gunst der Zuwanderer an der Spitze.

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Deutschland Volksparteien verlieren an Zustimmung | SPD - Luft raus
Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Nach einer Untersuchung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) sind CDU und CSU mit 43,2 Prozent Zustimmung aktuell die beliebtesten Parteien unter den Menschen mit Migrationshintergrund. Und das, obwohl von den 246 Abgeordneten der Unionsfraktion im Bundestag nur 2,9 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Bei den Grünen liegt der Anteil bei 14,9 Prozent. Von den SPD-Abgeordneten haben immerhin 9,8 Prozent ausländische Wurzeln.

Den Angaben zufolge hält nur noch jeder vierte Zuwanderer die SPD für die beste Partei. Zum Vergleich: 2016 waren es noch rund 40 Prozent gewesen. Auch die Grünen erhielten von den Zuwanderern, die zwischen Juli 2017 und Januar 2018 befragt wurden, deutlich weniger Zuspruch als bei der zurückliegenden Befragung durch den SVR rund zwei Jahre zuvor. Ihr Zustimmungswert sank von 13,2 Prozent auf 10 Prozent.

Unterschiede in Zuwanderergruppen

Wie dieser Wandel zu erklären ist, geht aus den Ergebnissen der repräsentativen Studie nicht hervor. Deutlich zu erkennen sind dagegen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Zuwanderergruppen. Unter den Türkeistämmigen hat die SPD zwar auch viele Anhänger verloren. Mit 37 Prozent Zustimmung liegt sie bei dieser Gruppe aber immer noch auf dem ersten Platz vor den Unionsparteien, die auf knapp 33 Prozent kommen. Die islamkritische Anti-Asyl-Partei AfD halten laut Untersuchung nur 1,1 Prozent der Deutschtürken, aber zwölf Prozent der Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion für die beste deutsche Partei.

Deutschland Cemile Giousouf
CDU-Politikerin Cemile GiousoufBild: picture alliance/dpa/R. Vennenbernd

Dieses Votum für die Union überrasche sie nicht und sei "definitiv auf die Bundeskanzlerin zurückzuführen", sagt die CDU-Politikerin Cemile Giousouf. "Viele Menschen mit Migrationshintergrund schätzen ihre konsequente Haltung in der Integrationspolitik. Seit 2005 hat sie eine von Offenheit und Toleranz geprägt Linie verfolgt." Giousouf war 2013 als erste muslimische CDU-Abgeordnete in den Bundestag eingezogen. Ihre Familie gehört zur türkischen Minderheit in Griechenland.

Wenig Angebote aus der SPD

Dass die SPD bei den Menschen mit türkischen Wurzeln Anhänger verloren habe, könnte nach Einschätzung von Giousouf auch damit zusammenhängen, dass "sie weit hinter dem zurückgeblieben ist, was sie versprochen hat" und dass die erste Staatsministerin mit türkischen Wurzeln, die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz, "im neuen Personaltableau der Partei keinerlei Funktion mehr" hat.

Den Grünen könnte bei den aus der Türkei stammenden Zuwanderern vielleicht die deutliche Kritik ihrer Spitzenpolitiker am Kurs des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geschadet haben. Vor allem der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir ist für viele Erdogan-Anhänger in Deutschland ein rotes Tuch.

Berlin Bundestag - Cem Özdemir
Wegen seiner deutlichen Haltung zur Türkei ist Cem Özdemir insbesondere bei Erdogan-Anhängern in Deutschland unbeliebtBild: picture-alliance/düa/B. von Jutrcenka

Sehr viel Kritik an der türkischen Regierung war zwar zuletzt auch von der Linkspartei zu hören gewesen. Die hat jedoch bei den Zuwanderern weniger an Beliebtheit eingebüßt - ihr Zustimmungswert sank insgesamt von 11,3 auf 10,1 Prozent. Bei den Menschen, die Wurzeln in der Türkei haben, kam die Linke aber immerhin auf 11,8 Prozent Zustimmung - wobei darunter viele Kurden sein dürften, für deren Belange sich die Partei besonders einsetzt. Noch mehr Anhänger hat die Linkspartei unter den Aussiedlern und ihren Angehörigen (15,6 Prozent).

Mehr als 23 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind Zuwanderer. Bei der Bundestagswahl 2013 lag der Anteil der Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund bei 9,4 Prozent. Vier Jahre später waren es bereits 10,2 Prozent - Tendenz steigend.

Die Erhebung ist Teil des "Integrationsbarometers" des SVR. Dafür waren zwischen Juli 2017 und Januar 2018 knapp 9.300 Menschen befragt worden, davon rund 3500 mit Migrationshintergrund.

cgn/fab (afp, dpa)