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Zverev spielt um Gold - Achter holt Silber

Marko Langer (mit dpa, SID) | Stefan Nestler
30. Juli 2021

Der Deutschland-Achter muss sich geschlagen geben und holt Silber. Slalomkanute Hannes Aigner und Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov gewinnen Bronze. Und Tennis-Profi Alexander Zverev sorgt für eine Überraschung.

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Tokio 2020 | Tennis | Halbfinale - Alexander Zverev gegen Novak Djokovic
Bild: Mike Segar/Reuters

Der Sieger war ziemlich fertig. Tennis-Profi Alexander Zverev ging nach seinem Sieg gegen den an topgesetzten Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic in die Hocke und verbarg minutenlang das Gesicht. "Es ist einer der emotionalsten Siege meiner Karriere", sagte der 24-Jährige später im ZDF. "Ich habe jetzt eine Medaille für Deutschland gesichert, das ist ein wahnsinniges Gefühl. Am Ende ist es das größte Sportevent, das wir auf der Welt haben."

Nach einer physischen und mentalen Höchstleistung steht der Hamburger im Endspiel des olympischen Tennis-Turniers von Tokio und hat damit die Silbermedaille bereits sicher. 1:6, 6:3, 6:1 lautete das am Ende doch sehr klare Ergebnis im Halbfinale. Djokovic umarmte seinen siegreichen Gegner am Netz und zeigte sich in der bitteren Niederlage ein weiteres Mal als großer Verlierer. Hatte er doch den sogenannten "Golden Slam" für dieses Jahr vor Augen: Dazu hätte der "Djoker" nicht nur die vier wichtigsten Turniere in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York gewinnen, sondern auch Olympia-Sieger werden müssen. Aus der Traum.

Tokio 2020 | Tennis | Halbfinale - Alexander Zverev gegen Novak Djokovic
Umarmung für den Gegner: Novak Djokovic und Alexander Zverev (links) nach dem Match am NetzBild: Mike Segar/Reuters

Vor allem Zverevs diesmal glänzender Aufschlag, aber auch der Umstand, dass der Deutsche in den drei Sätzen kaum eine Schwächephase zeigte, waren die Grundlage für den Sieg. Nach dem Satzausgleich verließ Djokovic kurz den Platz, doch nur um sich bei der Fortsetzung des Matches von Zverev gleich das erste Aufschlagspiel im dritten Satz abnehmen zu lassen. Die Vorentscheidung.

Zverev trifft nun am Sonntag im Finale auf den Russen Karen Khachanov - und gilt dort nun seinerseits als Favorit. 

"Wir haben alles geopfert"

Der Olympiatag in Tokio hatte mit der Ruder-Regatta begonnen, auf die viele Sportfans in Deutschland gewartet hatten. Danach - gemischte Gefühle. Schlagmann Hannes Ocik kippte voller Erschöpfung rückwärts ins Boot, der Rest des Deutschland-Achters verharrte regungslos auf dem Wasser. Nach dem verpassten Griff nach der olympischen Goldmedaille überwog beim deutschen Paradeboot zunächst nicht der Stolz über Silber, sondern die Enttäuschung. Wie schon 2016 reichte es für den in der Vergangenheit stets so erfolgreichen Achter nicht zum großen Triumph.

Tokyo 2020 | 8er-Rudern: Deutsches Team holt Silber
Nach dem ersten Frust Freude über Silber: die Männer aus dem Deutschland-AchterBild: Piroschka Van De Wouw/REUTERS

Bis die erste Enttäuschung verflogen war, dauerte es etwas. "Wir haben alles geopfert. Unser Gesichter sind noch ein bisschen leer. Aber wir haben auf jeden Fall Silber gewonnen. Ich bin super stolz", sagte Ocik. Nebenmann Torben Johannesen gab aber auch zu, "am Anfang etwas enttäuscht" gewesen zu sein.

Vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach und DOSB-Präsident Alfons Hörmann musste sich das deutsche Team auf dem Sea Forest Waterway Neuseeland geschlagen geben und wartet damit weiter auf den ersten Gold-Triumph seit 2012. Bronze ging an Großbritannien.

Der Achter war mit Johannes Weißenfeld, Laurits Follert, Olaf Roggensack, Torben Johannesen, Jakob Schneider, Malte Jakschik, Richard Schmidt, Ocik und Steuermann Martin Sauer selbstbewusst ins Rennen gegangen, aber kam zum Ende des Finallaufs nicht mehr an die Spitze. 

Aigner holt vierte Medaille für Kanuslalom-Team

Im Finale im Wildwasserkanal sorgte Slalomkanute Hannes Aigner für den nächsten Medaillen-Erfolg für "Team D". Der 32-jährige Augsburger, der 2018 Weltmeister geworden war, paddelte im Einer-Kajak zu Olympia-Bronze. Unmittelbar vor dem Wettkampf habe er Muskelkrämpfe im Arm bekommen, berichtete Aigner: "Ich war erstmal fix und fertig, weil die Krämpfe ganz schön unangenehm waren." Er sei froh, dass es trotzdem zu seiner zweiten Bronzemedaille nach 2012 gereicht habe. Aigner musste sich nur dem neuen Olympiasieger Jiri Prskavec aus Tschechien und Jakub Grigar aus der Slowakei geschlagen geben. Für das deutsche Kanuslalom-Team gehen damit in Japan erfolgreiche Tage zu Ende. Nach dem Gold von Ricarda Funk sowie den Bronzemedaillen von Sideris Tasiadis und Andrea Herzog war Bronze von Aigner die vierte Medaille im vierten Wettbewerb. 

Tokyo 2020 | Kanu: Hannes Aigner aus Deutschland holt Bronze
Bronze für Hannes AignerBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

Ovtcharov gewinnt Tischtennis-Krimi

Wie schon am Vortag im Halbfinale gegen den alten und neuen Olympiasieger Ma Long lieferte sich Deutschlands Tischtennis-Ass Dimitrij Ovtcharov auch im "kleinen Finale" mit seinem Gegner einen Krimi, diesmal allerdings mit einem für ihn glücklichen Ende. Der 32-Jährige rang Ling Yun-Ju in sieben Sätzen (13:11,9:11,6:11,11:4,4:11,15:13,11:7) nieder und sicherte sich Bronze. Im sechsten Satz wehrte Ovtcharov vier Matchbälle des 19 Jahre alten Shootingstars aus Taiwan ab. "Ich bin wirklich sehr stolz", sagte der Deutsche. "Gestern wollte ich noch aufhören mit Tischtennis, und heute so etwas." Für Ovtcharov war es die zweite olympische Bronzemedaille im Einzel. Auch in London 2012 war er Dritter geworden. Gold gewann - wie schon in Rio - der Chinese Ma Long. Im Finale setzte er sich gegen seinen Landsmann Fan Zhendong mit 4:2 Sätzen durch. 

Tokio 2020 I Olympia I Tischtennis I Dimitrij Ovtcharov
Nach seinem verwandelten Matchball ging Dimitrj Ovtcharov an der Platte auf die KnieBild: Kin Cheung/AP/picture alliance

Erstes Leichtathletik-Gold geht nach Äthiopien

In Tokio haben unterdessen auch die Leichtathletik-Wettbewerbe begonnen. Der Selemon Barega wurde Olympiasieger über 10.000 Meter. Der Äthiopier spurtete Weltmeister und Topfavorit Joshua Cheptegei aus Uganda auf und davon und gewann Gold. 

Marie-Josee Ta Lou von der Elfenbeinküste stellte als Schnellste im 100-Meter-Vorlauf in 10,78 Sekunden den Afrika-Rekord ein. Die deutsche Meisterin Alexandra Burghardt gewann ihren Vorlauf in guten 11,08 Sekunden und zog ebenso ins Halbfinale am Samstag ein wie Tatjana Pinto mit ihrer Zeit von 11,16 Sekunden. 

Tokyo 2020 | 100m Lauf: Marie Josee Ta Lou, Elfenbeinküste
Marie Josee Ta Lou war die schnellste Sprinterin der Vorläufe über 100 MeterBild: Aleksandra Szmigiel/REUTERS

Die frühere Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz verpasste mit einer Weite von 18,08 Metern den Einzug ins Finale. Die 36-Jährige wird damit auch von ihren vierten Olympischen Spielen ohne Medaille heimkehren.

Olympiasieg in Weltrekordzeit

Beim Schwimmen stellte die Südafrikanerin Tatjana Schoenmaker den dritten Weltrekord in Tokio auf. In 2:18,95 Minuten blieb die Vize-Weltmeisterin bei ihrem Sieg über 200 m Brust 16 Hundertstelsekunden unter der bisherigen Bestmarke der Dänin Rikke Möller Pedersen von 2013. Über die halbe Distanz hatte die 24-Jährige bereits Silber gewonnen.Für Doping-Diskussionen sorgte der zweite Olympiasieg des Russen Jewgeni Rylow, der nach Gold über 100 Meter Rücken auch über die doppelte Distanz gewann. Er könne nicht sagen, ob das Rennen zu 100 Prozent sauber gewesen sei, sagte US-Star Ryan Murphy, der als Zweiter angeschlagen hatte: "Und das ist wegen Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind." 

Tokyo 2020 | Schwimmen: Tatjana Schoenmaker aus Südafrika
Tatjana Schoenmaker aus Südafrika in ihrem ElementBild: Jonathan Nackstrand/AFP/Getty Images

Halbfinale im Frauenfußball komplett

Die Fußball-Weltmeisterinnen aus den USA stehen im Halbfinale des olympischen Turniers und bleiben damit auf ihrer Gold-Mission auf Kurs. Allerdings mussten die US-Spielerinnen im Viertelfinale gegen die Niederlande ins Elfmeterschießen. Torhüterin Alyssa Naeher parierte zwei Elfmeter, ehe Superstar Megan Rapinoe das entscheidende 4:2 erzielte. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 2:2 gestanden.

Gegner der USA im Halbfinale am kommenden Montag ist Kanada nach einem 4:3 im Elfmeterschießen gegen Brasilien. Zuvor war in diesem Spiel kein Tor gefallen. Im anderen Halbfinale stehen sich Schweden (3:1 gegen Japan) und Australien (4:2 nach Verlängerung gegen Großbritannien) gegenüber.

Zwei Siege für die DHB-Hockeyteams

Die deutschen Hockeyspielerinnen haben mit dem vierten Sieg im vierten Spiel ihre glänzende Form bestätigt. Die bereits vorzeitig für das Viertelfinale qualifizierte Mannschaft von Bundestrainer Xavier Reckinger ließ Tabellenschlusslicht Südafrika beim 4:1 (3:0) kaum eine Chance. Nun geht es am Samstag im Gruppenfinale gegen Weltmeister und Turnierfavorit Niederlande. Auch die deutschen Männer stehen in der Runde der besten Acht. Im letzten Gruppenspiel besiegte das Team des Deutschen Hockey-Bunds (DHB) im Prestigeduell die Niederlande mit 3:1 (1:0).

Tokyo 2020 | Hockey: Deutschland - Südafrika
Kein großes Hindernis für die deutschen Hockey-Frauen: die südafrikanische Defensive Bild: Corinna Kern/REUTERS

Deutsche Handballer wieder auf Kurs

Den zweiten Sieg im vierten Spiel feierten Deutschlands Handballer. Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason gewann gegen den EM-Dritten Norwegen mit 28:23 (14:11) und benötigt im abschließenden Gruppenspiel am Sonntag gegen Brasilien noch einen Punkt, um sicher ins Viertelfinale einzuziehen. Beste Werfer waren Kapitän Uwe Gensheimer mit sechs verwandelten Siebenmetern und Rechtsaußen Timo Kastening mit fünf Toren.

Schwere Stürze

Überschattet wurde dieser siebte Wettkampftag von zwei schweren Stürzen in den BMX-Rennen. In den Halbfinal-Läufen verletzten sich Rio-Olympiasieger Connor Fields aus den USA und die Australierin Saya Sakakibara offenbar schwerer, beide mussten mit einer Trage weggebracht werden. Fields, der zu den Stars der Szene gehört, kam in seinem dritten Halbfinal-Lauf im Ariake Urban Sports Park kurz nach dem Start zu Fall. Der Franzose Sylvain André und Twan van Gendt aus den Niederlanden konnten nicht mehr ausweichen und krachten in Fields hinein. Zum Finale trat der 28 Jahre US-Amerikaner nicht mehr an. Den Olympiasieg sicherte sich der Niederländer Niek Kimmann. Bei den Frauen konnte Saya Sakakibara zwar nach einem Sturz noch weiterfahren, verpasste aber den Einzug ins Finale. Dort triumphierte die Britin Bethany Shriever.

Tokyo 2020 | BMX: Connor Fields, USA
BMX-Fahrer Connor Fields musste mit dem Krankenwagen weggebracht werden Bild: Christian Hartmann/REUTERS
DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter