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Zwei Afrika-Teams im Achtelfinale

Friederike Müller27. Juni 2014

Mit Afrika-Meister Nigeria und Außenseiter Algerien stehen erstmals zwei afrikanische Teams im WM-Achtelfinale. Favorit Ghana musste nach Hause fahren. Die Vorrunde hat Probleme im afrikanischen Fußball offenbart.

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Der nigerianische Fußballer Emmanuel Emenike im Zweikampf mit Argentiniens Javier Mascherano (Foto: PEDRO UGARTE/AFP/Getty Images)
Bild: Pedro Ugarte/AFP/Getty Images

Der kurze Moment der Freude ist erst wenige Tage her. Für einen Augenblick dürfen die "Elefanten" das Gefühl genießen: Die reguläre Spielzeit im letzten Gruppenspiel der Elfenbeinküste am Dienstag (24.06.2014) ist bereits um, das 1:1 gegen Griechenland reicht zum Einzug ins Achtelfinale. Doch dann: Nachspielzeit, Foul-Elfmeter für Griechenland, Tor, 2:1 für Griechenland. Auf den Straßen in Abidjan in der Elfenbeinküste, wo kurz zuvor noch Vuvuzelas und Jubelrufe erklangen, herrscht Stille. Kurz darauf sind die Straßen der Stadt wie leergefegt. "Ich bin so enttäuscht", sagt eine junge Frau, die das Spiel verfolgt hat. "Ich hätte nie gedacht, dass wir gegen Griechenland verlieren."

WM-Aus für Ghana, Elfenbeinküste und Kamerun

Enttäuschung herrscht auch bei Deutschlands Gruppengegner Ghana. Nach einem schwachen Start gegen die USA hatten sich die "Black Stars" aus Westafrika ein spannendes 2:2-Spiel gegen Deutschland geliefert, schieden dann nach den letzten Gruppenspielen am Donnerstag (26.06.2014) aber aus. Die Mannschaft hatte es 2010 bis ins Viertelfinale geschafft, auch bei der diesjährigen WM in Brasilien hatten ihr mehrere Beobachter zumindest die Qualifikation fürs Achtelfinale zugetraut - so auch der Deutsche Ernst Middendorp, der in Südafrika lebt und die Fußballmannschaft Bloemfontein Celtic trainiert: "Ich war völlig überzeugt, dass Ghana in der Gruppe mit USA, Portugal und Deutschland eine sehr gute Chance hat, sich als Zweiter zu qualifizieren", sagte er im DW-Interview. Er habe erwartet, dass es drei Mannschaften aus Afrika unter die letzten 16 des Turniers schafften.

Zwei Spieler von Ghanas Nationalmannschaft klatschen sich ab (Foto: Reuters)
Zwischenzeitlich sah es gut aus für Ghanas MannschaftBild: Reuters

Insgesamt waren fünf afrikanische Mannschaften in Brasilien angetreten: Neben Ghana und der Elfenbeinküste ist auch Kamerun in der Vorrunde ausgeschieden. Das Team des deutschen Trainers Volker Finke machte nicht nur wegen des Ausscheidens nach der Vorrunde negative Schlagzeilen: Zwei Spieler desselben Teams waren bei der Partie gegen Kroatien auf dem Platz aufeinander losgegangen.

Freuen können sich die Mannschaften von Außenseiter Algerien und dem amtierenden Afrika-Meister Nigeria. Beide haben sich für die nächste Runde qualifiziert. Auch wenn seine persönlichen Erwartungen an Ghana und die Elfenbeinküste enttäuscht wurden, ist Ernst Middendorp zufrieden, dass Afrika mit zwei Mannschaften im Achtelfinale steht: "Damit ist der afrikanische Kontinent ganz gut vertreten. Ich bin der Meinung dass er damit die Mindestanforderungen erfüllt hat", so der Middendorp.

Fans feiern in Algeriens Haupstadt Algier ihre Mannschaft (Foto: Reuters)
Fans feiern in Algeriens Haupstadt Algier ihre MannschaftBild: Reuters

Gerangel um Prämien überschattet die Vorrundenspiele

Auch der ghanaische Sportjournalist Christopher Opoku freut sich, dass es gleich zwei Mannschaften in die nächste Runde geschafft haben. "Doch es hätte besser laufen können", sagte er der DW. Wie Middendorp hatte er mehr erwartet - vor allem von den "Black Stars" aus Ghana. Ein Streit um ihre ausstehenden Prämienzahlungen hatte die Vorrunde überschattet und konnte erst beigelegt werden, nachdem der ghanaische Staatspräsident laut Agenturangaben ein Flugzeug mit drei Millionen US-Dollar nach Brasilien orderte. Auch in anderen afrikanischen Teams hatte es Debatten um Prämien gegeben. Das habe die Leistung der Mannschaften in Brasilien maßgeblich beeinflusst, sagt Christopher Opoku: "Ghana ist talentiert, die Elfenbeinküste ist talentiert, Kamerun ist talentiert. Was ist mit ihnen passiert? Aufgrund dieser Geldfragen haben sie sich nicht auf ihren Job konzentriert. Sie waren einfach nicht bei der Sache."

Für ihn ist klar: Die Vereine und Verbände müssen in Zukunft langfristig planen und ihr Management anpassen, damit solche Probleme gar nicht erst entstehen. Und auch die Mentalität der Spieler im Bezug auf das Geld müsse sich ändern: "Egoismus bringt uns um! Wenn wir das ändern können und eine langfristige Planung vor solchen Turnieren erreichen, dann können wir wirklich weiterkommen."

Doch für diese WM hat Opoku wenig Hoffnung, dass es eine der beiden Afrika-Mannschaften bis ins Finale schafft: Auch im nigerianischen Team habe es Streit und Boykottdrohungen der Spieler wegen ausstehender Prämienzahlungen gegeben. Nach Angaben der Presseagentur DPA wurde der Streit zwar beigelegt, doch Opoku mahnt: "Wenn sich Nigeria nicht auf das Spiel konzentriert, sehe ich sie gegen Frankreich verlieren." Und auch Algerien habe es nicht leicht. Die Mannschaft spielt am Montag (30.06.2014) gegen Deutschland. "Nur durch deutsche Nachlässigkeit kann Algerien weiterkommen", so Sportjournalist Opoku."Ich sehe nicht wirklich eines der afrikanischen Teams im Viertelfinale."

Emmanuel Emenike spielt für Nigeria (Foto: AFP)
Emmanuel Emenike spielt für Nigeria. Auch in seiner Mannschaft gibt es Streit um ausstehende PrämienBild: Jewel Samad/AFP/Getty Images