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Neonazis in Athen erschossen

1. November 2013

Die Täter kamen auf einem Motorrad: Vor einem Büro der rechtsextremistischen Partei "Goldene Morgenröte" erschossen sie in der griechischen Hauptstadt zwei junge Männer. Die Polizei tappt noch im Dunklen.

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Eine Anti-Terror-Einheit untersucht den Tatort des Anschlags in Athen (Foto: afp)
Bild: AFP/Getty Images

Rätselraten über Athener Anschlag

Der griechische Gesundheitsminister Adonis Georgiadis teilte mit, dass bei einem Attentat in Athen zwei junge Menschen getötet und ein dritter Mann schwer verletzt worden seien. Die beiden Angreifer hätten vor der Parteizentrale der "Goldenen Morgenröte" im Vorbeifahren von einem Motorrad aus das Feuer eröffnet und seien danach geflüchtet.

Die Hintergründe des Anschlags sind noch unklar. Bislang hat die griechische Polizei noch keine Hinweise auf die Täter. Eine ballistische Überprüfung habe ergeben, dass die Tatwaffe, eine Maschinenpistole vom Typ Zastava, noch nie bei einem Terroranschlag oder Raubüberfall benutzt worden sei, berichtete der staatliche Rundfunk unter Berufung auf die Polizei. "Es war ein sozusagen professionell ausgeübter Anschlag", sagte ein Polizeioffizier der Nachrichtenagentur dpa. Die Täter hätten nach einem "genauen Plan agiert und kaltblütig geschossen."

Die Partei "Goldene Morgenröte" bestätigte auf ihrer Internetseite, dass zwei Griechen vor dem Parteibüro getötet worden seien. Ein Dritter sei schwer verletzt worden. "Sie waren Mitglieder der Partei", sagte der Abgeordnete der "Goldenen Morgenröte", Ilias Panagiotaros, im Rundfunk. Die Todesopfer sollen nach Angaben aus Krankenhauskreisen 21 und 29 Jahre alt gewesen sein.

Ein Regierungssprecher sagte am Abend nach einem Treffen mit Regierungschef Antonis Samaras, Justiz und Gesellschaft würden energisch gegen solche Attacken vorgehen. Der Minister für Öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, betonte, die Regierung werde nicht akzeptieren, dass das Land Schauplatz gewaltsamer Abrechnungen werde.

"Morgenröte" beschuldigt Regierung

Die "Goldene Morgenröte" warf der Regierung vor, trotz wiederholter Drohungen gegen ihre Mitglieder Polizeischutz verweigert zu haben. Die rechtsextreme und antisemitische Partei steht unter starkem Druck, seitdem ein mutmaßlicher Anhänger der Partei am 18. November einen linksgerichteten Musiker ermordete.

Schon seit langem werden den Mitgliedern der Partei zahlreiche Gewalttaten gegen Einwanderer, Minderheiten und politische Gegner vorgeworfen. Seit September laufen gegen sechs Abgeordnete der "Goldenen Morgenröte" Ermittlungen wegen Bildung einer "kriminellen Organisation". Der Parteivorsitzende Nikos Michaloliakos, sein Stellvertreter Christos Pappas und ein weiterer Abgeordneter sitzen derzeit in Untersuchungshaft.

Rätselraten über Athener Anschlag

In Meinungsumfragen ist die "Goldene Morgenröte" inzwischen auf Platz drei vorgerückt. Sie profitiert von der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Mit ausländerfeindlichen Parolen und ihrer Ablehnung der Regierungspolitik zum Schuldenabbau gewann sie Wählerstimmen und zog im vergangenen Jahr ins Parlament ein. Ihr Emblem ist ein Hakenkreuz-ähnliches Symbol, Parteichef Nikolaos Michaloliakos hat den Holocaust bestritten. Die Organisation bestreitet auch, eine Neonazi-Partei zu sein.

re/kle/pg (dpa, afp, rtr)