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Alle Geiselnehmer in Frankreich identifiziert

28. Juli 2016

Der eine trug eine elektronische Fußfessel, der andere fand sich in der Islamistenkartei. Beide Attentäter, die in der Normandie zuschlugen, wurden von den Behörden überwacht - der zweite Mann aber nur stichprobenartig.

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Zwei Mitglieder der Sicherheitskompanien der Republik (CRS) vor der attackierten Kirche (Foto: Reuters)
Zwei Mitglieder der Sicherheitskompanien der Republik (CRS) am Mittwoch vor der attackierten KircheBild: Reuters/P. Rossignol

Nach dem Angriff auf eine katholische Kirche im Nordwesten Frankreichs ist auch die Identität des zweiten Täters bekannt. Es handele sich um Abdel P., teilte die französische Staatsanwaltschaft mit. Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, hatten die Geheimdienste zu dem 19-Jährigen wegen seiner Radikalisierung am 29. Juni eine sogenannte "Akte S" angelegt.

In der entsprechenden Kartei werden alle geführt, die als radikale Islamisten aufgefallen sind. P. hatte den Angaben zufolge versucht, nach Syrien zu reisen. Eine Akte S - das S steht für Staatssicherheit - führt in der Regel nicht zu einer ständigen Überwachung durch die Sicherheitsbehörden. Häufig werden Verdächtige nur über einen begrenzten Zeitraum stichprobenartig überwacht, etwa indem ihre Telefone angezapft werden.

Kirche während der Messe gestürmt

Drei Verwandte von Abdel P. wurden in Polizeigewahrsam genommen. Es gehe darum, Angaben über "das Profil des Mörders" zu erhalten, hieß es aus Ermittlerkreisen. Derzeit weise nichts darauf hin, dass diese Personen etwas mit der tödlichen Attacke zu tun hatten.

Soldaten während der Geiselnahme in Rouen (Foto: picture-alliance/AP Photo/F. Mori)
Soldaten während der Geiselnahme in RouenBild: picture-alliance/AP Photo/F. Mori

P. und sein Komplize Adel K. hatten ihre Bluttat am Dienstag nahe der nordfranzösischen Stadt Rouen verübt. Während des Gottesdienstes stürmten sie eine Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray. Sie schnitten dem 86-jährigen Priester die Kehle durch und verletzten einen Gottesdienstbesucher schwer. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Bluttat für sich. Die beiden Täter wurden von Polizisten erschossen.

Gegen Adel K. liefen bereits Terrorermittlungen, weil er zwei Mal versucht hatte, nach Syrien zu reisen. Er war erst im vergangenen März aus der U-Haft entlassen worden und stand mit einer elektronischen Fußfessel unter Hausarrest.

Präsident François Hollande traf am Mittwoch mit Vertretern mehrerer Religionen zusammen (Foto: BERTRAND GUAY/AFP/Getty Images)
Präsident François Hollande traf am Mittwoch mit Vertretern mehrerer Religionen zusammenBild: Getty Images/AFP/B. Guay

"Hass darf unsere Herzen nicht vergiften"

Der französische Kardinal André Vingt-Trois rief nach dem islamistischen Anschlag zur Einheit und zur Besonnenheit auf. "Die Falle, der wir uns nun ausgesetzt sehen, besteht gerade darin, dass wir aufeinander losgehen und den falschen Gegner ins Visier nehmen", sagte der Erzbischof von Paris der deutschen Tageszeitung "Die Welt" und dem französischen Blatt "Le Figaro". "Ziel dieser Gewaltakte ist es, den Hass zu schüren und die Gewalt zu banalisieren."

Gerade Christen dürften nicht zulassen, "dass der Hass unsere Herzen vergiftet", sagte der Kardinal. Stattdessen sei Besonnenheit gefragt und die Bereitschaft, sich mit den Ursachen des Terrorismus auseinanderzusetzen - was über eine rein militärische Konfrontation mit dem IS hinausgehe.

jj/cr (dpa, afp, kna)