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Klebt nicht gibt's nicht

Klaus Deuse25. August 2014

Etiketten müssen zum Teil tropischen Temperaturen trotzen und auch im Eiswasser dürfen sie sich nicht ablösen. Ein deutsches Unternehmen sorgt als Weltmarktführer für den richtigen Klebstoff.

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Bild: picture alliance/dpa Themendienste

Klebstoffe halten im Wirtschaftskreislauf vieles quasi unsichtbar zusammen. Von der Brötchentüte über Etiketten auf Getränkeflaschen bis zu Babywindeln und Zigaretten. Für eine Fülle von Produkten werden Klebstoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften benötigt. Darauf hat sich die Chemie Produktions- und Handelsgesellschaft Deutschland (CPH) mit Sitz in Essen spezialisiert. Das mittelständische Unternehmen aus dem Ruhrgebiet ist bei Klebstoffen für Etiketten auf Getränkeflaschen sogar Weltmarktführer.

Im Labor der CPH in Essen beschäftigt sich rund ein Dutzend Chemiker kontinuierlich mit der Weiterentwicklung von speziellen Klebstoffen. Dabei kommt es in jedem einzelnen Fall auf die Mischung für den geforderten Einsatzzweck an, erläutert Unternehmensgründer Gerwin Schüttpelz.

Klebstoffe weltweit gefragt

300 Mitarbeiter beschäftigt CPH am Stammsitz in Essen. Außerdem betreibt das weltweit agierende Unternehmen noch Produktionsstätten in der Ukraine, in Portugal und Südafrika. Beliefert werden Kunden in rund 100 Ländern. Darunter auch etliche große Brauereien in Asien und Südamerika. "Im Bereich der Etikettierklebstoffe produzieren wir in Deutschland rund 20.000 Tonnen." Insgesamt werden pro Jahr im Essener Werk rund 50.000 Tonnen Klebstoff produziert.

Gerwin Schüttpelz, Unternehmensgründer der Chemie Produktions- und Handelsgesellschaft Deutschland CPH
Gerwin SchüttpelzBild: CPH

Über 90 Prozent gehen in den Export. Auf dem Sektor der Etikettierklebstoffe firmiert CPH inzwischen als Weltmarktführer, der dafür sorgt, dass die Etiketten von namhaften Unternehmen auf deren Produkten auch bei großen Temperaturunterschieden haften bleiben. Der Nestle-Konzern als weltweit größter Hersteller von Mineralwasser zählt ebenso zu den Kunden wie der Limonadenproduzent Coca-Cola.

Letztlich, sagt Gerwin Schüttpelz, "bekommt jede Verpackung ein Etikett. Und dort sind wir überall dabei." Von der Body-Lotion über die Bierflasche bis zu Energieriegeln und Haarshampoo-Verpackungen. Der Jahresumsatz liegt bei rund 100 Millionen Euro. Der größte Anteil, so Gerwin Schüttpelz, wird mit großen internationalen Brauereien wie Heineken oder Carlsberg gemacht. Aber auch deutsche Brauer von Premiumbieren und Zigarettenhersteller sind wichtige Kunden.

Als Student die Marktchancen erkannt

Davon hätte Gerwin Schüttpelz vor 40 Jahren nicht zu träumen gewagt. In einem Nebenjob kam der Jura-Student als Auslieferungsfahrer in Betrieben herum und registrierte aufmerksam, wie viele Unternehmen Klebstoffe benötigten. Diesen Geschäftszweig baute der Student aus und glaubte nach einem Jahr, dafür "auch ein bisschen Provision bekommen zu können." Doch von seiner damaligen Chefin bekam er zu hören: 'Wenn Du glaubst, alles klug und selbst machen zu können, dann mach es doch selbst.' "Und damit war ich den Fahrerjob los", erzählt Schüttpelz.

Also gründete er sein eigenes Unternehmen und begann mit einer ersten, wie er heute schmunzelnd anmerkt, profanen Entwicklung. "Ich hab nämlich in einem alten Holzbottich angefangen, Kleister anzusetzen und hab den an die Papier verarbeitende Industrie zur Herstellung von Brötchentüten verkauft." Der nächste Schritt bestand darin, Klebstoffe für Etiketten auf Getränkeflaschen zu entwickeln. Heute werden in Essen an jedem Tag bis zu drei Hochseecontainer mit jeweils 20 Tonnen Klebstoffen u.a. für große Brauereien in Mittel- und Südamerika sowie Asien beladen. Nur zur Verdeutlichung der Größenordnung: Um eine Million Flaschen zu etikettieren, benötigen die Brauereien gerade einmal 100 Kilogramm Klebstoff.

Klebemasse der Firma CPH
Klebemasse von CPHBild: CPH

Hohe Belastbarkeit und dann noch umweltverträglich

Trotzdem gibt es für die Chemiker im Entwicklungslabor noch genug zu tun. Denn gerade für den Markt in Südamerika und Asien benötigt man Klebstoffe, die auch bei tropischem Klima und gleichzeitig eisiger Kühlung halten. Gelagert werden die Flaschen für Barbecues in diesen Regionen nämlich traditionell in Eiswasserbottichen. "Die Flaschen stehen Stunden oder Tage lang in diesem Wasserbecken. Und dort muss der Klebstoff Eiswasser beständig sein, damit das Etikett drauf bleibt, beschreibt Schüttpelz die Anforderungen, die seine Firma fast überall außerhalb Europas habe.

Bierkästen der Brauerei Heineken
Klebstoffe für Etiketten von Bierflaschen müssen zum Teil besonderen Ansprüchen genügenBild: picture-alliance/ dpa

Mit dem Zusatz von Chemikalien ließe sich dieses Problem zügig lösen. Aber das Unternehmen aus dem Ruhrgebiet hat schon früh nach alternativen Lösungen gesucht. Seit 1983 setzt man auf umweltverträgliche Klebstoffe, die weder Formalin noch Schwermetalle wie Zink, Borax und Kupfer enthalten. Und zwar aus eigener Initiative heraus. Zu viel will Firmenchef Schüttpelz natürlich nicht verraten, aber als Alternative zu auf Rohöl basierenden Rohstoffen beschäftigt man sich im CPH-Labor intensiv mit den Kleber-Möglichkeiten von Apfel-Trester.

Und weil der Mensch schon ganz früh mit neu entwickelten Produkten in Berührung kommt, setzt Schüttpelz auf besondere Verträglichkeit. Zum Beispiel bei Schmelzklebstoffen für Babywindeln. "Wir wollen mit diesem biologisch abbaubaren Schmelzklebstoff auch noch mehr ungefährliche Produkte an den Popo von dem Baby bringen." Ob in Babywindeln oder auf Bierflaschen: Auch wo nicht CPH drauf steht, steckt weltweit oft Know-How von CPH aus Deutschland mit drin.