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Fünfzig Jahre Sambia

Philipp Sandner24. Oktober 2014

Seit fünfzig Jahren glänzt Sambia mit politischer Stabilität in einer Region voller Konflikte. Doch die breite Bevölkerung lebt noch immer in Armut. Auch Bürgerrechte sind immer wieder in Gefahr.

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Wahlsieger Michael Sata im Jahr 2008 Foto: AP/Themba Hadebe
Wahlsieger Michael Sata im Jahr 2008Bild: AP

Sambia feiert. 50 Jahre ist es her, dass das Land seine Unabhängigkeit von Großbritannien erhalten hat. Den ganzen Oktober hindurch gibt es Tanzveranstaltungen und Modenschauen. "Ich bin aufgeregt und sehr glücklich", sagt der Passant Moses Mwale mit strahlendem Gesicht. Der fünfzigste Geburtstag seines Landes ist auch sein eigener. "Ich überlege noch, ob ich zu den Feierlichkeiten gehen und der Hitze trotzen soll. Ich bin wirklich glücklich, ich denke, uns geht es ziemlich gut." Auch viele andere Sambier wollen den 24. Oktober feiern, den fünfzigsten Jahrestag der Unabhängigkeit. Sie sind stolz auf ihr Land, stolz auf die Unabhängigkeit.

Eine Besonderheit zeichnet Sambia aus: In einer Gegend voller Konflikte war es politisch stabil - und ließ gleichzeitig friedlichen Wandel zu. Nachdem Sambias erster Präsident das Land 27 Jahre mit einem Einparteiensystem führte, sei 1991 der Umbau zu einem Mehrparteiensystem gelungen, sagt Helmut Elischer vom Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in der Hauptstadt Lusaka. "Zehn Jahre später, als der damalige Präsident Chiluba die Verfassung ändern wollte, um ein drittes Mal kandidieren zu können, gelang es einer zivilgesellschaftlichen Koalition, dies zu verhindern." Ein dritter friedlicher Wechsel gelang 2011: In friedlichen Wahlen beendeten die Staatsbürger nach 20 Jahren die Herrschaft der Bewegung für eine Mehrparteien-Demokratie (MMD), und Oppositionskandidat Michael Sata von der Patriotischen Front (PF) zog in den Präsidentenpalast ein.

Die Bevölkerung Nordrhodesiens feiert nach der Wahl Kenneth Kaundas
1964 wurde die britische Kolonie unabhängigBild: picture-alliance/dpa

Herausforderung: Armut

Wirtschaftlich feiert Sambia Erfolge - zumindest auf dem Papier. Dank seiner hohen Kupfervorkommen kann es regelmäßige Wachstumsraten von mehr als sechs Prozent vorweisen. Der Haken: Das Wachstum führt nicht zu weniger Armut. Bis zu 70 Prozent aller Sambier leben immer noch in Armut. Ein Problem: Vom Rohstoffabbau profitieren vor allem internationale Firmen. "Die großen Unternehmen lassen zu wenig Geld im Land", so FES-Experte Elischer. Doch der Staat zeige sich bemüht, diesen Trend zu stoppen.

Auch die großen Ausgaben im öffentlichen Dienst sind eine Last für das Land. Sambia gebe zurzeit 53 Prozent seines Budgets für Gehälter aus, sagte jüngst Finanzminister Alexander Chikwanda. "Nur 25 Prozent bleiben für die Bekämpfung der Armut, den Aufbau von Kapital und andere Entwicklungsprogramme." Anlässlich der Verkündung des Haushalts kündigte der Minister deshalb an, es werde keine Erhöhung der Gehälter im öffentlichen Dienst geben - und löste damals eine kontroverse Debatte im Land aus.

Kupferbergwerk in Sambia
Die Bevölkerung profitiert kaum vom großen KupfergeschäftBild: picture-alliance/Bildagentur-online/Tips-Images

Nachholbedarf in Menschenrechten

In einem anderen Bereich zeigt sich Sambias Regierung weniger bemüht: Die Menschenrechtslage habe sich in Satas Amtszeit stetig verschlechtert, meldete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. So sei ein seit Jahren laufender Verfassungsreformprozess ins Stocken geraten. Zudem würden Oppositionsparteien politisch verfolgt und Mitglieder der Regierung hätten den Hass auf Homosexuelle geschürt. Auch Journalisten fühlen sich unter Druck. Regierungsvertreter hätten bisweilen versucht, die Presse zu ihrem Vorteil zu benutzen, berichtet Elischer. "Zum Teil wurden Online-Angebote von Zeitungen gesperrt und es gab klare Versuche, Journalisten einzuschüchtern." Die Presse wehre sich aber.

Präsident von Sambia Michael Chilufya Sata Foto: EPA/STEPHANIE LECOCQ
Sambias Präsident Michael SataBild: picture-alliance/dpa

Das sind große Herausforderungen für das Land, das einst die Befreiungsbewegungen in Südafrika und Simbabwe unterstützte. Bei der offiziellen Feier am Freitag wird indes einer fehlen: Präsident Michael Sata hat sein Land kurz vor dem Stichtag in Richtung London verlassen. Es gehe um einen 14-tägigen Gesundheitscheck, verkündete die Regierung. Beobachter spekulieren bereits, dass der 77-Jährige damit das Ende seiner Amtszeit eingeläutet habe. Sein schwacher Gesundheitszustand lasse es nicht zu, dass er das Land weiter regiere.