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Zwischen Ost und West

Monika Dittrich / Sabine Ripperger /(pt, arn)24. November 2002

"Wer sich selbst und and're kennt / Wird auch hier erkennen: Orient und Okzident / Sind nicht mehr zu trennen", heißt es schon bei Goethe. Zwei Beispiele zeigen, wie das in der Praxis aussieht.

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Die Seidenstraße: Uralte "Route der Kulturen"Bild: dpa

1. Der "Divan"

Als im Jahr 2000 im Jemen ein deutsch-arabisches Dichtertreffen stattfand, entstand die Idee, auf Dauer eine lebendige und wirkungsvolle Beziehung zwischen den beiden Kulturen zu fördern. Dies war schließlich die Geburtsstunde der Zeitschrift "Diwan" für arabische und deutsche Poesie, in der auf einzigartige Weise zeitgenössische deutschsprachige Lyrik den arabischen Lesern präsentiert. Umgekehrt wird moderne arabische Poesie in deutscher Übersetzung der deutschsprachigen Leserschaft nahegebracht.

Der Titel erinnert an Goethes "West-Östlicher Divan" - ein poetischer Spagat zwischen Orient und Okzident. Joachim Sartorius, der Intendant der Berliner Festspiele und langjährige Generalsekretär des Goethe-Instituts war der Initiator des Projekts. Einer der bedeutendsten Dichter und Denker Deutschlands, Hans Magnus Enzensberger, und der im arabischen Raum hochverehrte Dichter Adonis unterstützten ihn dabei.

Der Verein "West-Östlicher Diwan"

Der Verein soll eine Brücke zwischen Orient und Okzident schlagen. Geplant seien Lesungen deutscher und arabischer Dichter, Filme, Konzerte und Diskussionen. Sie sollen zum Abbau von Vorurteilen und Ängsten auf beiden Seiten beitragen. "Die arabische Kultur droht, uns täglich fremder zu werden. Wir brauchen auch jenseits von Staat, jenseits von Politik und Wirtschaft mehr Austausch, mehr Information und mehr persönliche Begegnungen", fordert Sartorius.

Unsere westliche Kultur sei schließlich zu einem großen Teil an den Ufern von Euphrat und Tigris und in den Dörfern des heutigen Palästina entstanden, verdeutlicht Sartorius. Auch Amr Moussa, der Generalsekretär der Arabischen Liga, begrüßt die Gründung des Vereins als einen wichtigen Schritt auf dem Wege des Dialogs: "Die Kultur wird in der Arbeit der Arabischen Liga in Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen. Wir befinden uns in einer Phase, in der sich Politik und Kultur auch mit wirtschaftlichen Krisen vermischen."

2. Das "Iranische Theaterfestival" Köln

Seit mehr als 2000 Jahren verbindet die Seidenstraße als Handelsroute den vorderen Orient, China und Indien mit dem Abendland. Doch auf den verschlungenen Kamelpfaden wurden nicht nur Luxuswaren wie Wolle, Gold, Mandeln und Seide transportiert. Auch Musik, Kunst und Kultur erlebten über diesen Weg einen regen Austausch. Etwas ist von diesem Flair noch heute zu spüren. Ein Beispiel: Das Iranische Theaterfestival in Köln.

Fabeln, Märchen, Gedichte

Die Schauspielerin Behrok Hossein-Babai singt und erzählt auf Persisch von einer gefangenen Stadt, von verhexten Feen, und vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Es ist ein Theaterstück für Kinder, eine Collage von Gedichten, Fabeln und Musikstücken. Die Texte stammen von Ahmad Shamlou, einem bedeutenden iranischen Autor. Doch nicht nur iranische Märchen und Fabeln haben ihren Platz: Auf dem Programm stehen außerdem indische Tänze und chinesischer Gesang, aserbaidschanische Opern, persische Sagen und deutsche Dramen.

Dialog der Kulturen

Gemeinsam mit ihrem Mann Madjid Fallahzadeh hat Behrok Hossein-Babai vor neun Jahren das Iranische Theaterfestival ins Leben gerufen. Mit dem Festival wollen Behrok-Hossein und Fallahzadeh zwei Dinge erreichen: Zum einen sollen iranische Exilkünstler und Theatergruppen die Möglichkeit bekommen, in Deutschland aufzutreten und sich auszutauschen. Zum anderen wollen sie ihre eigene Kultur auch hier im Exil pflegen und sie in die deutsche Gesellschaft einbringen.

Fallahzadeh und Hossein-Babai sind 1989 nach Deutschland gekommen. Ihre Heimat mussten sie verlassen, weil sie dort politisch verfolgt wurden. Kunst und Politik gehören für sie zusammen. "Das kann man gar nicht voneinander trennnen. Ich sage das nicht, weil wir politische Immigranten sind. Sondern weil ich einfach glaube, dass Kunst immer etwas mit Politik zu tun hat und genauso Politik auch immer etwas mit Kunst zu tun hat. Beide Aspekte sind immer präsent", so Madjid Fallahzadehs Maxime.