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Der schwere Weg zum Profi

11. Januar 2011

In den Bundesligaklubs kämpfen hunderte talentierte Nachwuchsspieler um einen Platz im Profiteam. Weil die Ausbildung immer professioneller wird, ist der Weg zum Profi noch schwerer geworden, denn die Konkurrenz ist groß

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Fußball Nachwuchsspieler mit Talent auf dem Fußballplatz. © LVDESIGN - Fotolia.com
Bild: LVDESIGN/Fotolia

"Jeder, der hier im Leistungszentrum arbeitet, hat die Möglichkeit, Fußballprofi zu werden." Davon ist Matthias Scherz überzeugt. Der ehemalige Fußballprofi des 1. FC Köln arbeitet nun in der Nachwuchsabteilung als "Karrieremanager" und begleitet die jungen Spieler in ihrem Alltag. "Einer von 100 schafft es, glaube ich. Da muss man eine Menge für tun, um das zu erreichen."

Scherz selbst kam mit 22 Jahren aus der Bezirksklasse in den Profifußball – das ist heute undenkbar. Je früher ein Spieler in die Jugendabteilung eines Profivereines kommt, desto größer werden seine Chancen auf einen Profivertrag. Denn: Die Strukturen sind professioneller, der gesamte Alltag – auch außerhalb des Fußballplatzes – wird durchstrukturiert. Selbst der Schulunterricht wird dem Trainingsplan angepasst.

Mit 15 schon "erwachsen"

Matthias Scherz noch als Fußballprofi des 1. FC Köln beim Spiel gegen Bayern MÜnchen (Foto: AP/Diether Endlicher)
Früher Profi, heute plant er Karrieren: Matthias ScherzBild: AP

Nachwuchsspieler trainieren mehr als doppelt so viel wie Scherz früher. "Man trainiert eigentlich schon unter Profibedingungen und das schon als 15-Jähriger", weiß Scherz, der auch die Kehrseite der Medaille kennt: "Man hat keine Zeit für Freunde, zum Schwimmen gehen im Sommer, weil man um 17 Uhr wieder Training hat. Da gibt es keine zwei Möglichkeiten mehr."

Disco, die erste Freundin, mal spontan mit Freunden zum Zelten fahren – das Leben außerhalb des Platzes wird zur Nebensache. Ein Riesenproblem in dem Alter. Für Scherz ist auch das ein Grund, warum es so schwierig ist, Fußballprofi zu werden: Man muss Prioritäten setzten. Und diese sollten auf der fußballerischen und schulischen Ausbildung liegen.

"Ich war nicht gut genug für die Bundesliga"

Michael Niedrig (Nachwuchsspieler 1. FC Köln) während eines Spiels des 1. FC Köln (Foto: 1. FC Köln)
Heute wie früher in Diensten des 1. FC Köln: Michael NiedrigBild: 1.FC Köln

Michael Niedrig kennt den langen Weg bis ins das Profiteam nur zu gut. Der heute 30-Jährige spielte von der D-Jugend an beim 1. FC Köln und schaffte es bis in die Bundesliga. Voller Respekt und Neugier trainierte er mit den Profis und kam zu einigen Einsätzen. An seine erste Autogrammkarte erinnert er sich noch ganz genau: "Das war schon cool. Bevor die Saison losging, hieß es: Unterschreib mal 1000 deiner Autogrammkarten. Das hat schon Spaß gemacht."

Doch mit dem Profivertrag in der Tasche und den ersten Bundesligaeinsätzen hat man es noch lang nicht geschafft. Niedrig konnte sich in der Bundesliga nicht durchsetzen. "Ich war nicht gut genug. Das war zwar eine Enttäuschung, aber ich habe das rational gesehen", sagt er heute. Zu verstehen, dass ein Ziel auch erstmal nachhaltig erreicht werden müsse, das sei wichtig. "Daran scheitern sicherlich auch einige Jungstars." Weil Niedrig nebenbei noch BWL studierte und nie den Kontakt zum Verein verlor, ist er nun zurück: Als Führungsspieler der U23 und als Assistent der Geschäftsführung.

So wie Lukas Podolski

Lothar Matthäus, (links) überreicht Lukas Podolski die Trophäe für den besten Jungspieler der WM 2006 (Foto: AP/Roberto Pfeil)
Poldi hat es geschafft: Aus der FC-Jugend zum WM-StarBild: AP

An die Zeit nach der Karriere denkt der 19-jährige Mark Uth nur bedingt. Der Stürmer hat gerade seinen ersten Einsatz bei der Nationalmannschaft der U-20-Junioren hinter sich und einen Profivertrag beim 1. FC Köln unterschrieben. "Das war schon gewaltig, bei der U20 mitzuspielen", berichtet er begeistert. Und natürlich sei Lukas Podolski ein großes Vorbild. "Das ist doch klar. Er hat es geschafft, aus der Jugend bis zur A-Nationalmannschaft zu kommen und das wünscht sich natürlich jeder junge Spieler."

Mark Uth musste allerdings schon einen herben Rückschlag hinnehmen: Seitdem er drei Jahre alt ist, spielt Uth Fußball im Verein. Mit 13 Jahren kam er zum 1. FC Köln, mit 16 wurde er wieder weggeschickt: Er war nur 1,60 m groß und damit zu klein. "Damals hatte keiner damit gerechnet, dass ich noch 1,85 m groß werde", grinst er. Doch er erinnert sich auch noch an die unangenehme Entscheidung. "Als ich weggeschickt wurde, war ich sehr enttäuscht. Natürlich habe ich immer daran gedacht, zurückzukommen."

Wer hat das Bild gemacht/Fotograf?: 1. FC Köln Wann wurde das Bild gemacht?: Wo wurde das Bild aufgenommen?: Bildbeschreibung: Bei welcher Gelegenheit / in welcher Situation wurde das Bild aufgenommen? Wer oder was Mark Uth (Nachwuchsspieler 1. FC Köln) während eines Spiels des 1. FC Köln (Foto: 1. FC Köln)
Mark Uth auf dem Weg zum nächsten TorschussBild: 1.FC Köln

Neben Talent und Disziplin spielen körperliche Defizite oder auch Verletzungen eine große Rolle auf dem Weg zum Fußballprofi. Heute spielt Uth wieder beim FC und schießt Tore am Fließband. Das Talent scheint in der Familie zu liegen, denn auch Marks älterer Bruder spielte einst im Nachwuchsbereich bei Bundesligist Bayer Leverkusen. "Mein Bruder hat zum Beispiel mit Stefan Reinartz zusammengespielt, der jetzt in der Bundesliga ist. Warum es bei ihm nicht geklappt hat, weiß ich nicht."

Dass Mark das Zeug zum Profi habe, sei jedenfalls unbestritten, bestätigt Karrieremanager Scherz. Michael Niedrig drückt ebenfalls die Daumen. Aber gerade er weiß: "Wenn man mit zwölf ein Talent ist, ist es sicherlich super, mit 16 auch noch. Mit 18 sollte man langsam etwas nachweisen. Und dann rutscht man irgendwann vom Begriff Talent ins ewige Talent rein. Das wird spätestens dann zum Problem."

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Wolfgang van Kann