1973: Interview mit Elisabeth Flickenschildt | Schauspieler im Gespräch | DW | 30.07.2012
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Schauspieler im Gespräch

1973: Interview mit Elisabeth Flickenschildt

"Ich finde, dass Theater keine künstliche Welt ist, sondern eine Welt, die zu den Menschen einfach dazu gehört" - Elisabeth Flickenschildt über ihre Einstellung zum Theater

Elisabeth Flickenschildt (29.11.72)

Elisabeth Flickenschildt (29.11.72)

Von ihren acht Dutzend Filmen drehte sie den ersten im Jahr 1935, und 1976 stand sie zuletzt vor der Kamera. Dazwischen liegen Jahre einer schauspielerischen Karriere, die ihresgleichen sucht. Denn Elisabeth Flickenschildt, oder "die Flicki", wie der Volksmund sie liebevoll nannte, gehörte zu den ganz Großen des deutschen Theaters und Films.

Schlimme Tage

Elisabeth Flickenschildt mit Emil Jannings in dem Film Robert Koch, der Bekämpfer des Todes (1939)

Elisabeth Flickenschildt mit Emil Jannings in dem Film "Robert Koch, der Bekämpfer des Todes" (1939)

Elisabeth Flickenschildt kam am 16.3.1905 in Blankenese zur Welt. Nach dem Abitur begann sie eine Lehre in einem Hamburger Modegeschäft, danach nahm sie Schauspielunterricht und bekam ihre erste Rolle am Hamburger Schauspielhaus. Doch die junge Schauspielerin wollte unbedingt nach Berlin, wo sie sich größere Chancen für ihre Karriere ausrechnete. Diese sollte sie dann tatsächlich bekommen, doch zuerst musste sie in Berlin ankommen. So lieh sich Elisabeth Flickenschildt von dem Dienstmädchen der Familie 80 Mark und reiste mit dieser Summe in das Theater-Mekka Berlin. Dort angekommen musste sie rasch feststellen, dass die Hauptstadt ihr wenig zu bieten hatte. In ihren Memoiren erinnert sich Elisabeth Flickenschildt an diese Zeit: "Dann kamen schlimme Tage. Ich verließ mein Zimmer fast nicht mehr. Draußen wurde es entsetzlich kalt. Das Zimmer war eisig. Durch den Luftschacht vor dem Fester drang ein kalter, böser Wind, den ich noch jahrelang in Berlin gefürchtet habe. … Aber dann kam ein Brief ein Brief aus München, von den Kammerspielen. Ich sollte zum Vorsprechen kommen." Und in der Tat: nach dem Vorsprechen bei Otto Falckenberg 1933 wurde Elisabeth Flickenschild unter Vertrag genommen. Der Start gelang, wenn auch nicht in Berlin, wohin sie nach drei Jahren, dann schon unter anderen Voraussetzungen, kommen sollte.

(von re. nach li.) Peter Gorski, Ella Büchi, Gustav Gruendgens und Elisabeth Flickenschildt bei einer Pressekonferenz in West-berlin (30.9.60)

(von re. nach li.) Peter Gorski, Ella Büchi, Gustav Gründgens und Elisabeth Flickenschildt bei einer Pressekonferenz in West-Berlin (30.9.60)

Erfolgreich in München

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Man übertrug Elisabeth Flickenschildt in München die Rolle der Paulina in William Shakespeares Stück "Das Wintermärchen", die sie fabelhaft meisterte. Und es dauerte drei Jahre bis sie noch mal nach Berlin ging. Dort spielte sie zunächst am Deutschen Theater und ging 1939 an das Staatstheater zu Gustaf Gründgens. Diese Bekanntschaft sollte bis zu dem plötzlichen Tod des Regisseurs andauern und Elisabeth Flickenschildt schauspielerisch prägen. Zur selben Zeit wurde die Schauspielerin auch vom Film entdeckt. Bereits 1935 stand sie zum ersten Mal vor der Kamera: in der Komödie "Großreinemachen" von Carl Lamac. Bis 1945 wirkte sie mit großem Erfolg in zahlreichen Filmproduktionen mit, unter anderem in solchen Filmen wie "Der zerbrochene Krug", "Rembrandt", "Robert Koch, der Bekämpfer des Todes" oder auch "Trenck, der Pandur", um nur einige zu nennen.

Das "Gründgenssyndrom"

Elisabeth Flickenschildt (19.2.75)

Elisabeth Flickenschildt (19.2.75)

Über den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert sich Elisabeth Flickenschildt in ihrem Memoiren mit folgenden Worten: "1947; Telegramm von Gründgens nach München: Komm sofort nach Düsseldorf. Ich fange dort wieder an. Komm sofort. Gustaf." Die Schauspielerin, die in dieser Zeit in München tätig war, folgte dem Ruf, der 1955 seine Fortsetzung fand, als Gustaf Gründgens nach Hamburg berufen wurde. Und es war die Zeit großer Rollen, in denen Elisabeth Flickenschildt ihren Ruf als eine der besten deutschen Schauspielerinnen festigte. So spielte sie sowohl alle großen klassischen Frauenrollen, brillierte aber ebenfalls in großen Rollen der modernen Literatur. Daneben vernachlässigte sie auch den Film nicht. So war sie unter anderem in solchen Streifen wie "Rittmeister Wronski", "Wir Wunderkinder", in der Titelrolle als "Elisabeth von England" und auch in einigen Serien wie "Der Kommissar" oder "Der Tod läuft hinterher" zu sehen. Zum Schluss konnte Elisabeth Flickenschildt auf eine Filmografie von acht Dutzend Filmen zurückblicken. Als Anerkennung ihres schauspielerischen Wirkens wurden ihr 1965 von der nordrhein-westfälischen Landesregierung der Professor-Titel und zehn Jahre später das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Elisabeth Flickenschildt starb am 26.10.77 in Stade.

Im März 1973 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Elisabeth Flickenschildt über ihren Beruf und ihr Privatleben.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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  • Datum 30.07.2012
  • Autorin/Autor Andreas Zemke
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