"Der Vorhang wird nicht fallen, das verspreche ich" - Walter Rilla über sein Debüt als Schauspieler an der Berliner Tribüne
"Kultivierter deutscher Charakterstar des deutschen und britischen Films und der Bühne, auf der Leinwand der gutaussehende Liebhaber der Stummfilmzeit und der frühen 30er-Jahre und eleganter, honoriger Gentleman, Grandseigneur oder undurchsichtiger Wissenschaftler des Nachkriegskinos" – so beschreibt das "Große Personenlexikon des Films" von Kay Weniger diesen Schauspieler, der auch als Dramaturg, Regisseur und Autor erfolgreich war. Walter Rilla gehörte eben zu den ganz Großen des deutschen Kinos und Theaters und konnte auf eine schier unendliche Filmografie zurückblicken.
Die Zeit des Stummfilms
Das Licht der Welt erblickte Walter Rilla am 22.8.1894 in Neunkirchen an der Saar. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Elberfeld und Königsberg, wo er nach dem Besuch des Fridericianums ein Studium der Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte an der dortigen Universität aufgenommen hatte. Doch nicht die Schauspielerei, sondern der Journalismus sollte sein erstes Betätigungsfeld werden. Bereits im Alter von 19 Jahren schrieb er als Feuilletonredakteur und Theaterkritiker Texte für die Breslauer "Neuesten Nachrichten". Doch das Schicksal hatte etwas anderes mit Walter Rilla vor: 1920 wurde er als Dramaturg an der Berliner Tribüne engagiert und bald – nach der Vertretung eines erkrankten Schauspielers - entdeckte er die Schauspielerei auch für sich. Es war der Anfang einer Schauspielerkarriere, wie sie nur wenigen vergönnt war. Und sie begann noch zu Zeiten des Stummfilms. Das erste Mal stand Walter Rilla 1922 vor der Kamera in dem Stummfilm "Hanneles Himmelfahrt" nach dem Traumspiel von Gerhart Hauptmann. Und es sollten noch weitere Filme mit ihm folgen: der Schauspieler wirkte insgesamt in knapp vier Dutzend Stimmfilmen mit, wobei aus dieser Zeit seine Rolle des Malers in dem Streifen "Der Geiger von Florenz" besonders herausragt. Walter Rilla ging mit weiteren Rollenangeboten auch "glatt" zum Tonfilm über.
Ausländer, Produzent und Autor
Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 markiert auch zugleich eine Zäsur in der Karriere von Walter Rilla. Mit einer Jüdin verheiratet, verlegte er verstärkt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Großbritannien und siedelte 1936 gänzlich nach London. Hier fasste Walter Rilla sehr schnell wieder Fuß beim Film und war bald ein sehr gefragter Nebenrollendarsteller, vorwiegend in Ausländerrollen. Doch der vielseitige Schauspieler konnte auch ein weiteres Betätigungsfeld ansteuern. So hat er unter anderem für die BBC als Produzent und Hörspielautor gearbeitet. Es sollten noch einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges vergehen, bis sich Walter Rilla, inzwischen in Großbritannien ein vielbeschäftigter Schauspieler, dazu entschließen sollte, nach Deutschland zurück zu kehren.
Im Deutschland der Nachkriegsjahre
Den Rückweg nach Deutschland fand Walter Rilla Mitte der 50er-Jahre und wurde auch sofort für weitere Rollen verpflichtet. So wirkte er zum Beispiel 1957 bei der Verfilmung des unvollendeten Romans von Thomas Mann "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" mit. An der Seite von Horst Buchholz und Liselotte Pulver übernahm er dort die Rolle – wie könnte es anders sein – des Lord Kilmarnock. Im gleichen Jahr erhielt er aber auch ein Engagement an der Münchner Kleinen Komödie. Doch der Film blieb der Schwerpunkt seiner Arbeit. Es folgten nun unzählige weitere Streifen mit Walter Rilla, wobei er bei manchen auch die Regie übernahm. So etwa häufig bei den Edgar Wallace-Filmen und in der Dr. Mabuse-Verfilmung. Als Regisseur fungierte Walter Rilla unter anderem bei den Fernsehproduktionen "Siegfrieds Tod", "Die reinsten Engel" oder auch "Platons Gastmahl". Insgesamt konnte der Schauspieler auf eine Filmografie von zehn Dutzend Filmen zurück blicken, in denen er mitwirkte, Regie führte oder das Drehbuch schrieb. Walter Rill starb am 21.11.80 in Rosenheim.
Im August 1974 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Walter Rilla über seine Karriere.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Diana Redlich