1976: Interview mit Fritz Rasp | Schauspieler im Gespräch | DW | 21.11.2012
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Schauspieler im Gespräch

1976: Interview mit Fritz Rasp

"Damals genierte man sich, dass man filmte" - Fritz Rasp über seine erste Filmrolle im "Schuhpalast Pinkus"

Schauspieler Fritz Rasp (1960)

Schauspieler Fritz Rasp (1960)

Die "Neue Zürcher Zeitung" vom 15.5.71 bezeichnete ihn als "das große Gespenst des deutschen Films", für den "Spiegel" vom 6.12.76 war er "der deutsche Filmschurke vom Dienst". Fritz Rasp verkörperte unverwechselbar "das Böse" in über acht Dutzend Filmen und schrieb Filmgeschichte.

Ein Sprachfehler

Fritz Rasp kam am 13.5.1891 in Bayreuth zur Welt, wobei seine zwölf anderen Geschwister schon da waren. Schon während der Gymnasialzeit entstand in ihm der Wunsch, Schauspieler zu werden. Jedoch es gab ein Hindernis, das diesem Berufswunsch im Wege stand: noch mit 17 Jahren hatte Fritz Rasp einen Sprachfehler. In seiner Autobiographie "Das Schauspiel meines Lebens" von 1958 erinnert sich der Schauspieler Werner Krauss: "Er konnte kein R aussprechen. Er ging also nach München zu Alois Wohlmuth, das war ein alter Schauspieler…, bei dem nahm Rasp Sprechunterricht." Und das mit großem Erfolg, denn bald debütierte Fritz Rasp am Schauspielhaus in München. 1909 stand der junge Schauspieler zum ersten Mal auf den Theaterbrettern, denen er bis ins hohe Alter treu bleiben sollte. Weitere Engagements führten ihn nach Swinemünde, Tilsit, Detmold und Bromberg, bis er schließlich 1914 nach Berlin kam. Hier wartete auf Fritz Rasp ein Vertrag am Deutschen Theater. Doch bald sollte ein anderes Metier auf den jungen Schauspieler aufmerksam werden und ihm ein Rollenfach zuweisen, das ihn über die Grenzen berühmt machen würde.

Stumm- und Tonfilm

Fritz Rasp (2.v.li.) in dem Film Hokuspokus (1953)

Fritz Rasp (2.v.li.) in dem Film "Hokuspokus" (1953)

Der Stummfilm war noch in voller Blüte, als Ernst Matray und Ernst Lubitsch, beide damals schon emsig im Filmgeschäft tätig, den jungen Fritz Rasp vor die Kamera holten. Nach einigen kleinen Rollen kam auch die erste größere: 1916 spielte Fritz Rasp in der Komödie "Schuhpalast Pinkus" von Ernst Lubitsch mit, der auch eine der Hauptrollen übernahm. Es folgten nun weitere Filme mit ihm – einen ersten größeren Erfolg feierte der junge Schauspieler 1922 in der Verfilmung des Dramas von Max Halbe "Jugend", in dem er die Rolle des Amandus übernahm. In den weiteren Filmen wurden Fritz Rasp fast durchgehend die Rollen eines Bösewichts, eines Schurken oder eines Zerbrochenen anvertraut. Schließlich kam auch ein Angebot aus den USA – Fritz Rasp sollte 1930 nach Hollywood gehen, doch eine technische Entwicklung verhinderte dieses Engagement. In dieser Zeit setzte sich nämlich der Tonfilm endgültig durch und Fritz Rasp sah sich wegen seines Englisch nicht mehr in der Lage, an solchen Produktionen mitzuwirken. Und bald sollte sich diese Entscheidung als völlig richtig herausstellen, denn lediglich ein Jahr später erlangte der Schauspieler Weltruhm – in der ersten Verfilmung von Erich Kästners "Emil und die Detektive" spielte Fritz Rasp den diebischen Grundeis. Doch schon nahte auch die Zeit des Braunen Terrors in Deutschland.

Absagen und Krankmeldungen

Fritz Rasp spielte zwar auch in Filmen während der Nazi-Zeit, versuchte aber weitestgehend die Propagandafilme der Machthaber zu umgehen. Die "Neue Zürcher Zeitung" vom 15.5.71 zitiert Fritz Rasp in diesem Zusammenhang: "Ich lebte damals vom Absagen, und wenn ich in Propagandafilmen spielen sollte, meldete ich mich krank." Eine andere Art des Widerstandes war, bei den Proben so überspitzt zu agieren, dass er für die ihm anvertrauten Rollen nicht mehr tragbar war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Fritz Rasp wieder sehr aktiv. Bereits 1946 spielte er wieder im Film: in einer der ersten deutschen Nachkriegsproduktionen "Irgendwo in Berlin" spielte er den Waldemar Hunke. Insgesamt konnte Fritz Rasp auf eine Filmografie von über acht Dutzend Filmen zurückblicken. Und immer wieder spielte Fritz Rasp auch Theater, vornehmlich in Berlin, war aber auch am Münchner Residenztheater tätig. Sein Engagement am Ostberliner Deutschen Theater kündigte der Schauspieler, nachdem er in antiamerikanischen Stücken spielen sollte. Für sein langjähriges Wirken beim deutschen Film wurde Fritz Rasp mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Der Schauspieler starb am 30.11.76 in Gräfelfing bei München.

DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler sprach im Mai 1971 mit Fritz Rasp über seine Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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