1976: Interview mit Rosita Serrano | Schauspieler im Gespräch | DW | 06.11.2012
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Schauspieler im Gespräch

1976: Interview mit Rosita Serrano

"Alles, was unangenehm ist, schmeiße ich aus dem Fenster" - Rosita Serrano über ihre Einstellung zum persönlichen Glück

Rosita Serrano - 80er Jahre

Rosita Serrano - 80er Jahre

Sie wirkte in nur ganz wenigen Filmen mit und ihre Rolle war fast immer die gleiche: die einer Sängerin. Doch eben durch diese Rollen und ihre Auftritte auf den Musicalbühnen wurde Rosita Serrano überraschend rasch zu einem Star vor und während des Zweiten Weltkrieges. Ein erneuter Comeback-Versuch in der Nachkriegszeit scheitere jedoch.

Chilenische Nachtigall

Rosita Serrano - die Chilenische Nachtigall (1941)

Rosita Serrano - die "Chilenische Nachtigall" (1941)

Maria Martha Esther Aldunate del Campo, wie Rosita Serrano in Wirklichkeit hieß, wurde am 10.6.1914 in Chile geboren. 1936 kam Rosita Serrano mit ihrer Mutter, der damals bekannten Sängerin Sophia del Campo nach Europa und begann nun selbst an ihrer Karriere zu arbeiten. Und ein Jahr später hatte sie Glück: in diesem Jahr hatte am Berliner Metropoltheater die Operette "Maske in Blau", zu der Fred Raymond die Musik geschrieben hatte, ihre Uraufführung. Rosita Serrano bekam bei dieser Premiere eine Rolle und wurde nun beim Berliner Publikum bekannt. Doch es sollte ihr eine andere Bühne als "Sprungbrett" zum Weltruhm verhelfen: das Berliner Variete Wintergarten, das mit seinen knapp drei Tausend Sitzplätzen zu den größten Theatern Europas gehörte. Dort sang sich Rosita Serrano in die Herzen des Publikums und wurde zum Star. Schließlich ging sie auch auf Tourneen durch ganz Deutschland – für ein Millionenpublikum wurde sie bald zur "chilenischen Nachtigall“. Und bald wurde auch der Film auf sie aufmerksam.

Rosita Serrano - das spanisch-exotische Element in der Unterhaltungsbranche (1940)

Rosita Serrano - das spanisch-exotische Element in der Unterhaltungsbranche (1940)

Die Dankbarkeit der Nazis

Im Jahr 1938 kam der Musikfilm „Es leuchten die Sterne“ von Hans Zerlett in die Kinos. Rosita Serrano erhielt dort auch ihre erste Filmrolle und spielte – wie könnte es anders sein – eine spanische Sängerin. Weitere Filme folgten bald, bei denen ihr wieder vor allem die Rollen einer Sängerin anvertraut wurden: "Bel Ami", „Der Vierte kommt nicht“, "Die kluge Schwiegermutter" – allesamt aus dem Jahr 1939. Die Popularität der Schauspielerin und Sängerin wuchs unaufhaltsam. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 14.8.89 erklärte das Serrano-Phänomen auf folgende Weise: "Neben Zarah Leander und Marika Rökk, nordisch die eine, ungarisch die andere, vertrat sie das spanisch-exotische Element in der Unterhaltungsbranche." Und mit einem Lied wurde sie weltbekannt: "Roter Mohn" von Michael Jary avancierte zum Welthit. Auch die Nazis konnten sich für Rosita Serrano begeistern: sie sang vor Hitler, Goebbels und Göring und ließ sich auch für die so genannte Truppenbetreuung einspannen, bei der sie auch die deutschen Truppen in Paris unterhielt. Doch die Sympathie seitens der Machthaber sollte auch bald umschwenken.

Misslungener Comeback-Versuch

Das Jahr 1943 brachte für Rosita Serrano eine Überraschung mit sich: In Stockholm erreichte sie ein Haftbefehl von Heinrich Himmler wegen eines Spionagevorwurfs. Eine Rückkehr nach Deutschland war unter diesen Umständen ausgeschlossen und so musste sie mit ihren Auftritten auf andere Länder ausweichen. Im Jahr 1951 kehrte Rosita Serrano nach Deutschland zurück und versuchte wieder als Schauspielerin und Sängerin Fuß zu fassen. "Der Spiegel" vom 24.10.51 wusste damals zu melden: "Rosita Serrano, 31, chilenische Schlagersängerin, kam just im rechten Augenblick nach Deutschland zurück, um von Arthur Brauner, dem Produktionschef der Berliner CCC-Filmgesellschaft für eine kleine Rolle in seinem neuen Film 'Schwarze Augen' angeheuert zu werden." Der Film wurde allerdings zu einem Flop – noch heute urteilt das Internetlexikon zweitausendeins.de über ihn: "…durchschaubare Kriminalhandlung, stillos und verworren gemixt in einem öligen Melodram." Der Versuch eines Comebacks auf die deutsche Leinwand misslang Rosita Serrano gänzlich. Und ein Jahr später musste sie während einer Galavorstellung in Berlin auch Pfiffe ertragen. Ihr Stern verblasste langsam in Deutschland, obwohl sie noch einige Fernsehauftritte absolvierte. Rosita Serrano fasste noch für einige Zeit Fuß in den USA, bis sie sich ganz aus dem Showgeschäft zurückzog. Sie starb am 6.4.97 in Santiago de Chile.

Im Juni 1976 sprach für die DW Ilse Werner mit Rosita Serrano über ihre Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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