1981: Interview mit Käthe Gold | Schauspieler im Gespräch | DW | 02.03.2012
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Schauspieler im Gespräch

1981: Interview mit Käthe Gold

"Diese Zeit war die Erfüllung, die sich ein Schauspieler nur wünschen kann" - Käthe Gold erinnert sich an ihre Zusammenarbeit mit Gustav Gründgens

Käthe Gold als Generalin bei der Premiere der Komödie Der Walzer des Toreros (1961)

Käthe Gold als "Generalin" bei der Premiere der Komödie "Der Walzer des Toreros" (1961)

"Die" Gold nannte man sie in Wien, ein "Adelstitel", der nur herausragenden Persönlichkeiten der Theaterbühne zuteil wird und in diesem Fall nicht übertrieben war: Käthe Gold konnte zum Schluss ihrer Karriere auf eine Bilanz von etwa 200 Theaterrollen zurückblicken. Hinzu kamen auch einige Filmrollen – die erste bereits im Jahr 1935, die letzte 52 Jahre später.

"Tante, jetzt nehm ich das Mützerl herunter!"

Zur Welt kam Käthe Gold am 11.2.1907 in Wien und wuchs in einer Wiener Vorstadt auf. Nach dem Besuch einer Bürgerschule studierte sie, zusammen mit einer weiteren Theatergröße, Paula Wessely, an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Als Neunzehnjährige erhielt sie ihr erstes Engagement: sie spielte die Bianca in "Der Widerspenstigen Zähmung" in Bern. Es war jedoch nicht ihr erster Auftritt, denn bereits mit vier Jahren spielte sie eine Kinderrolle an der Wiener Staatsoper. Dort war sie das Kind der Madame Butterfly. Elisabeth Orth, die älteste Tochter von Paula Wessely, überliefert in einem kurzen Gold-Porträt zum 90. Geburtstag der Schauspielerin in der „Berliner Zeitung“ vom 11.2.97, wie sich Käthe Gold an diese Zeit erinnerte: "Ich war das Kind in der 'Butterfly', an der Wiener Staatsoper, hab eine dicke, schwere Kunsthaarperücke aufgehabt, weil ich ja ein japanisches Kind war und die Butterfly hält mich in ihren Armen und singt und singt und drückt mich fest und immer fester, die Arie ist ja lang und mir war schon so heiß und ich sag ganz leise, Tante das Mützerl ist so heiß, aber sie hat mich natürlich nicht gehört, sie musste ja singen, da hab ich dann mit den Worten Tante, jetzt nehm ich das Mützerl herunter! bei offenem Vorhang der Quälerei ein Ende gemacht." Es war ein "früher" Anfang einer Karriere, die ihr später sogar einen Vergleich mit Mozart bescheren sollte.

München, Berlin, Zürich

Käthe Gold (undatiertes Archivbild)

Käthe Gold (undatiertes Archivbild)

Nach dem Debüt 1926 in Bern begann ein Jahr später für Käthe Gold eine kurze Zeit an den Bühnen des Stadttheaters in Mönchengladbach und des Lobetheaters in Breslau, bis sie schließlich 1931 an die Münchner Kammerspiele kam. Ein Jahr später erhielt sie auch ein Engagement am Theater in der Josefstadt in Wien. Doch es sollten noch drei Jahre verstreichen, bis Käthe Gold durchstartete. Denn 1934 kam sie nach Berlin zu Gustav Gründgens an das Preußische Staatstheater. Ihre erste Berliner Rolle war als Gretchen an der Seite von Werner Krauß, der damals als einer der Größten galt. Käthe Gold feierte nun Triumphe: so spielte sie das Klärchen in Goethes Trauerspiel "Egmont“, die Ophelia in Shakespeares "Hamlet", die Pippa in Hauptmanns "Und Pippa tanzt" oder auch die Nora in Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim". Und dies sind nur einige wenige Rollen, in denen sie brillierte. Auch der Film wurde auf Käthe Gold schnell aufmerksam. Bereits ein Jahr, nachdem sie zu Gustav Gründgens kam, erhielt sie ihre erste Filmrolle: in der musikalischen Komödie "Amphitryon - Aus den Wolken kommt das Glück" von Reinhold Schünzel spielte sie Amphitryons Gemahlin Alkmene. Es war die Verfilmung des Bühnenstücks von Heinrich von Kleist. Bis 1944 folgten dann noch einige wenige Filme mit ihr, bis sie anschließend an das Schauspielhaus in Zürich wechselte. Dort erlebte sie auch das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Käthe Gold in dem Film Palast-Hotel mit Anne-Marie Blane und Otto Zehnder (1952)

Käthe Gold in dem Film "Palast-Hotel" mit Anne-Marie Blane und Otto Zehnder (1952)

Die große Interpretin des Theaters

Zwei Jahre nach Kriegsende ging Käthe Gold an das Wiener Burgtheater, wo sie ihre Karriere mit großem Erfolg fortsetzte. Und es waren unter anderem wieder die großen Rollen in jenen Theaterklassikern, in denen sie auch schon früher gefeiert wurde. Insgesamt hat sich im Laufe der Zeit ein Repertoire von circa 200 Figuren, die sie verkörperte, angesammelt. Auch der Nachkriegsfilm interessierte sich für Käthe Gold – wenn auch in etwas bescheidenerem Maße. 1950 trat sie zum ersten Mal wieder vor die Kamera: in dem österreichischen Streifen "Das Jahr des Herren", den Alfred Stöger inszenierte. Es folgten noch über ein Dutzend Filme, in denen sie zu sehen war, unter anderem "Der Tod des Handlungsreisenden" an der Seite von Heinz Rühmann, oder auch die Filmbiografie "Karl May" mit Helmut Käutner in der Hauptrolle. Außerdem spielte die Schauspielerin in einigen Episoden der Krimiserien "Der Kommissar" und "Derrick" mit. Käthe Gold wurde auch für ihr Wirken mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Titel "österreichische Kammerschauspielerin" oder auch dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Sie starb am 11.10.97 in Wien. In zahlreichen Nachrufen wurde Käthe Gold geehrt und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 14.10.97 erinnerte unter anderem an die Würdigung der Schauspielerin von dem Schriftsteller und Kritiker Friedrich Luft: "Sie hatte Mozart-Qualität. Sie konnte Dur und Moll in einem Zuge spielen: fast überirdische Heiterkeit bewegend – und zugleich tiefsten, tragischen Ernst vermittelnd. Ihr gelang alles."

Im Dezember 1981 sprach für die DW Robert Stauffer mit Käthe Gold über einige Stationen ihrer Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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