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Afghanische Hoffnungen auf dem Petersberg

2. Dezember 2002

Ein Jahr nach der Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn soll am Montag (2.11.02) an gleicher Stelle eine Bilanz des bisher Erreichten gezogen werden. Sie dürfte nicht ungetrübt ausfallen.

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Schauplatz der 2. Afghanistan-Konferenz: Der Petersberg am Rhein bei BonnBild: AP

Lakhdar Brahimi, der Sondergesandte der Vereinten Nationen in Afghanistan, kommt mit vielen neuen Berichten und Statistiken auf den Bonner Petersberg. Aber vor allem kommt Brahimi mit einer großen Portion Hoffnung zur 2. Internationalen Afghanistan-Konferenz in Deutschland. "Ich wünsche mir, dass Deutschland und die anderen Geberländer jetzt nicht nachlassen und weiterhin Verantwortung für Afghanistan übernehmen", sagt der Politiker. "Was wir jetzt wirklich machen müssen, ist das Land aufzubauen. Nur darüber reden hilft gar nichts."

Afghanistan-Gespräche auf dem Petersberg
Rückblick: Gespräche über Afghanistan am runden Tisch auf dem Petersber in Koenigswinter nahe Bonn, am Dienstag, den 27. November 2001Bild: AP

Es gebe noch viele Kräfte im Land, die den Friedensprozess zerstören wollten. Afghanistan sei zwar weit weg, im internationalen Vergleich eher unbedeutend und bitterarm, aber der 11. September habe gezeigt, dass auch ein unbedeutendes Land die Welt verändern kann, so Brahimi. "Ich sehe die große Gefahr, dass der Irak-Konflikt Afghanistan schon bald in den Hintergrund drängen könnte. Und die Menschen hier würden auch sehr wenig Verständnis für einen Krieg haben."

Sprengstoff

Afghanistan-Konferenz auf dem Petersberg
Erinnerung an die 1. Afghanistan-Konferenz: UN-Vertreter Francesc Vendrell, Bundeskanzler Gerhard Schröder, UN-Sonderbeauftragter für Afghanistan Lakhdar Brahimi und Deutschlands Außenminister Joschka Fischer (hinten v. l.) bei der feierlichen Unterzeichnung des Petersberger Abkommens über Afghanistan; vorne v. l.: Delegations-Vertreter Houmayoun Jareer (Zypern), Abdul Sirat (Rom), Yunus Qanooni (United Front delegation) und Sayed Hamed Gailani (Peshawar, Pakistan)Bild: AP

Aber auch innenpolitisch gibt es im zerstörten Herzland Zentralasiens viel sozialen Sprengstoff. Was wir hier machen, so der UN-Sondergesandte für Afghanistan, ist ein Wettlauf gegen die Zeit. "Die Menschen haben gedacht, dass sich mit dem Ende des Krieges alle Probleme von selber lösen. Und genau das ist nicht geschehen. Und deshalb sind viele Menschen enttäuscht."

Lakhdar Brahimi hofft deshalb darauf, dass in den nächsten Jahren noch mehr Geld nach Afghanistan fließt. "Das Kosovo zum Beispiel hat sehr viel mehr Geld bekommen als Afghanistan. Und die Provinz ist kleiner als Kabul. Afghanistan ist so groß wie Frankreich und nach 23 Jahren Krieg völlig verwüstet. Und deshalb reichen die finanziellen Zusagen nicht aus."

Versprechungen

Gästehaus Petersburg
Das Gästehaus der deutschen Bundesregierung auf dem PetersbergBild: AP

Die internationale Geberkonferenz von Tokio im Januar hat der Regierung von Präsident Hamid Karsai für die nächsten 5 Jahre 4,5 Milliarden Dollar versprochen. Brahimi hofft jetzt auf neue Signale vom Bonner Petersberg, damit die verarmte Bevölkerung den Wiederaufbau endlich körperlich und seelisch spüren kann. "Unser Hauptaugenmerk muss deshalb in den nächsten Monaten immer noch die Sicherheit im Land sein", so der Sondergesandte der Vereinten Nationen. "Die Leute hier sind nur bereit, in ihre Zukunft zu investieren, wenn sie sich auch wirklich sicher fühlen."

Bis dahin ist es aber noch ein langer und steiniger Weg. Denn die Regierung von Präsident Hamid Karsai hat weder eine funktionstüchtige eigene Armee noch eine eigene Polizei. Die neuen nationalen Sicherheitskräfte sind gerade erst im Aufbau begriffen und noch kein Gegengewicht zu den vielen bewaffneten Gruppen im Land. Deshalb setzt sich Brahimi dafür ein, dass das Mandat der internationalen Schutztruppe ISAF ausgedehnt wird. Er ahnt allerdings, dass er damit gegen verschlossene Türen rennt. "Wir halten es für richtig, dass die Sicherheit auch außerhalb von Kabul international gestärkt wird. Aber so wie es aussieht, gibt es dafür bei den Entsenderstaaten noch immer keine Mehrheit.