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"Afrika braucht mehr Investitionen"

Ute Schaeffer (DW Französisch)20. Juni 2005

Er gehört zu den Dinosauriern unter Afrikas Präsidenten: seit 38 Jahren ist Omar Bongo Präsident Gabuns. Bei seinem Deutschlandbesuch sprach er mit der Deutschen Welle auch über die Afrika-Initiative Tony Blairs.

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Auf Deutschlandbesuch: Omar Bongo, hier mit Bundeskanzler Gerhard SchröderBild: AP

Omar Bongo ist alt geworden. Der gabunische Präsident spricht leise und zögernd. 70 Jahre ist er nun alt – und wirkt müde. Gleich mit einer ganzen Reihe von Ministern ist der Alleinherrscher zum Interview bei der Deutschen Welle in Berlin eingetroffen, um über seinen Deutschlandbesuch (15. - 17.6.) zu sprechen. Gabun gilt als vergleichsweise politisch stabiler Staat in Afrika - trotz seiner direkten Nachbarschaft zum zerfallenden Staat der Demokratischen Republik Kongo.

Omar Bongo traf auch Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Köhler. Besonders wichtig aber war dem gabunischen Präsidenten das Treffen mit deutschen Unternehmern in Dresden. Immer noch seien Investoren ängstlich, wenn es darum gehe, in Afrika zu investieren. Das müsse sich ändern, meint Bongo: "Der Bundeskanzler und ich waren gemeinsam der Ansicht, dass es gilt, die gemeinsamen Wirtschaftsbeziehungen anzukurbeln."

Reich an Ressourcen – und an Korruption

Daraufhin vereinbarten die beiden, dass sich der gabunische Wirtschaftsminister mit interessierten deutschen Wirtschaftsunternehmern trifft. "Dabei soll es um eine Evaluierung der wirtschaftlichen Ressourcen unseres Landes gehen, das reich an Rohstoffen ist", erklärt Bongo. "Auf dieser Grundlage können die deutschen Unternehmer dann entscheiden, wie sie sich in Gabun engagieren." Neben den Rohstoffen bemüht sich Gabun seit einigen Jahren um den Aufbau einer Tourismusindustrie - auch für diesen Bereich will der gabunische Präsident deutsche Unternehmen interessieren.

Treffen von Klaus Wowereit und Hadj Omar Bongo Ondimba, Präsident von Gabun, in Berlin
Omar Bongo mit Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin, vor dem Brandenburger Tor am 16. Juni 2005Bild: AP

Mit seinen Ölfeldern, den Mangan- und Uranvorkommen, gehört Gabun nicht zu den ärmsten Staaten Afrikas, die nun von der beschlossenen Entschuldung der G7 profitieren. Korruption und Vetternwirtschaft verhindern allerdings, dass die Erträge aus den Ressourcen ins Land zurückfließen. Deshalb hat das Land nach wie vor massive Probleme bei der Infrastruktur, bei der Gesundheitsversorgung und im Bildungswesen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 20 Prozent. Die außenwirtschaftlichen Kontakte Gabuns sind nach wie vor durch Frankreich dominiert. Doch bemüht sich die gabunische Führung - auch durch den Deutschlandbesuch – hier um Ausweitung.

Zentralafrikanische Region vernachlässigt?

In den zur Zeit diskutierten Reformkonzepten für Afrika, wie dem vom britischen Finanzminister Brown ersonnenen "Marschallplan für Afrika" oder der durch Großbritannien angestoßenen Entschuldungsinitiative der G7 komme die zentralafrikanische Region jedoch zu kurz. An sich sei das laut Bongo zwar eine gute Idee, "doch diese Initiative, die vom britischen Premierminister ausging, gefällt uns Afrikanern im zentralen Teil des Kontinents nicht, überhaupt nicht". Denn Blair spreche von "ganz Afrika", vom subsaharischen Afrika - aber das zentrale Afrika komme nicht vor.

"Und unter den Ländern, denen man jetzt die Schulden erlässt, findet sich kein einziger zentralafrikanischer Staat", kritisiert der gabunische Präsident. Die G7 sollte den Kreis weiter ziehen, denn Gabun sei ein Staat, der eben nicht reich und nicht arm sei. "Er liegt, wenn Sie so wollen, in der Mitte. Doch wir haben vergleichbare Probleme wie andere afrikanischen Staaten: Arbeitslosigkeit, Armut", meint Omar Bongo. Außerdem habe man von nichts profitieren können. Man sei bestraft dadurch, nicht nur von der Entschuldung nicht zu profitieren, sondern auch dadurch, dass keine Investoren ins Land kämen. Das alles blockiere die Entwicklung Gabuns.

Risiko durch Unerfahrenheit

Insgesamt sei mehr Mitsprache der Afrikaner in den internationalen politischen Institutionen erforderlich - beispielsweise beim Weltwährungsfonds oder der Weltbank, aber auch im UN-Sicherheitsrat. Die Afrikanische Union habe mit der Einrichtung ihres Friedensrates und der Entsendung von Friedenstruppen - unter anderem in den Sudan - einen großen Schritt getan. Doch seien Unerfahrenheit, mangelnde, bzw. unterschiedliche militärische Ausbildungen der an AU-Missionen beteiligten Soldaten ein echtes Risiko. In den Augen Bongos gilt es, diese Defizite bei der Ausbildung mit Hilfe der NATO zu schließen.

Nichts sagen wollte der gabunische Präsident über die Präsidentschaftswahl im Dezember 2005. Physisch scheint Bongo nicht die Kraft zu einer weiteren Amtszeit zu haben, doch die Trennung von der Macht fällt ihm und seinen Getreuen schwer. Kein Wunder, wenn seit mehr als drei Jahrzehnten die Gewinne aus den Bodenschätzen in die Taschen der immer gleichen kleinen Kaste gehen.