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Afrika hat bei Wolfowitz Priorität

Daniel Scheschkewitz, Washington8. Juni 2005

Paul Wolfowitz kündigte auf seiner ersten Pressekonferenz als Weltbankchef einen Besuch im südlichen Afrika an. Der frühere US-Verteidigungsminister sprach sich für eine verstärkte Entwicklungshilfe aus.

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"Mehr Entwicklungshilfe wünschenswert"Bild: AP


Die Spannung war groß. Würde der neue Weltbankchef sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit als das entlarven, wofür ihn Kritiker halten? Eine Marionette der Bush-Regierung? Wer darauf spekuliert hatte, wurde enttäuscht. Wolfowitz bewegte sich nämlich weitgehend in den Bahnen seines Vorgängers James Wolfensohn, der die Armutsbekämpfung in Afrika zur Hauptaufgabe der Weltbank gemacht hatte.

Projekte in Augenschein nehmen

"Afrika wird meine erste Priorität sein. Es genießt für die Bank Priorität. Wir haben dort eine einzigartige Rolle zu erfüllen und Afrika braucht diese Unterstützung der Weltbank", sagte Wolfowitz im Rahmen seiner ersten Pressekonferenz. Der neue Weltbankchef wies darauf hin, dass in den Ländern des südlichen Afrikas noch immer 300 Millionen Menschen mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen müssen.

Paul Wolfowitz, der stellvertretende US-Verteidigungsminister, Porträt
Erste Afrikareise des früheren US-VerteidigungspolitikersBild: AP

Wolfowitz kündigte an, noch in diesem Monat nach Burkina Faso, Nigeria, Ruanda und in die Republik Südafrika zu reisen, um sich aus erster Hand über die Bedürfnisse in den verschiedenen Ländern zu informieren. Dabei will er nicht nur mit Regierungsvertretern sprechen: "Natürlich will ich mit wichtigen Amtspersonen in allen diesen Ländern sprechen. Ich freue mich aber auch darauf, unsere Projekte in Augenschein zu nehmen und die Armen zu treffen, die hoffentlich von unserem Maßnahmen in diesen Ländern profitieren werden."

Aufstockung der Fördermittel

Wolfowitz wird im Vorfeld seiner Afrikareise - der ersten des früheren US-Verteidigungspolitikers in das südliche Afrika überhaupt - mit den Finanzministern der G7-Staaten in London zusammenkommen. Dabei soll es auch um neue Finanzierungsinstrumente für die Bereitstellung zusätzlicher Entwicklungshilfegelder für den afrikanischen Kontinent gehen - eines der Hauptthemen auf dem G8-Gipfel im Juli in Schottland.

Der neue Weltbankchef vermied es irgendwelche Empfehlungen zu geben oder sich zu konkreten Maßnahmen für den Schuldenerlass zu äußern. Wohl aber schloss er sich der Forderung nach einer Aufstockung der Fördermittel an: "Es ist tatsächlich wichtig, dass wir neue Ressourcen finden, mit welchen Mechanismen auch immer, damit Afrika die Kurve kriegt."

16,6 Milliarden US-Dollar

Wolfowitz betonte, dass Afrika allerdings einen großen Teil der Anstrengung auch aus eigener Kraft aufbringen müsse. Zum Bespiel bei der Korruptionsbekämpfung. Es mache auch keinen Sinn, neue Straßen zu bauen, wenn es keine Produkte gebe, die auf ihnen befördert werden könnten. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Armutsbekämpfung sei ein Mix aus Handelserleichterungen, privaten Investitionen und staatlicher Entwicklungshilfe.

Die Weltbank förderte im vergangenen Jahr in Afrika 334 Projekte mit einem Finanzvolumen von 16,6 Milliarden US-Dollar. Bei der Kreditvergabe für Afrika spielt die Bank die weltweit führende Rolle.