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Der Trend zum Bio-Essen

Grit Friedrich (Euranet)9. Februar 2009

Bioläden und kleine Biowochenmärkte waren in Rumänien lange unbekannt. Doch jetzt formiert sich in Bukarest eine neue Käuferschicht, die nach echten Bioprodukten sucht. Der Anfang einer verspäteten Bio-Bewegung?

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Ein Ehepaar an ihrem Marktstand (Foto: Grit Friedrich)
Das Ehepaar Cioran auf dem Bauernmarkt Piata AmzeiBild: Grit Friedrich

Einige liebevoll gezimmerte Stände reihen sich eng aneinander. Die Holzregale sind gefüllt mit Gemüse, Marmeladen, Säften und Honig. Der rustikale Bauernmarkt hat am Wochenende mehr Zulauf als der mit Plaste überschwemmte Supermarkt nebenan.

Eine junge Frau kostet Zakuska, eine aromatische Gemüsepaste aus Aubergine, Paprika und Tomaten – in Rumänien wird sie gern auf Weißbrot gegessen. Die Zutaten stammen aus ökologischer Landwirtschaft. Vom Hof von Mioara Cioran aus Siebenbürgen. "Die Leute haben entdeckt, dass es gut ist, so gesund wie möglich zu essen", sagt sie. "Aber hier in Bukarest können die Kunden immer noch nicht unterscheiden, was biologisch erzeugte Lebensmittel bedeutet." Man müsse da sehr viel Geduld haben.

Junge reiche Leute kaufen biologisch

Ein Lebensmittelladen (Foto: Pukkafood)
Biologisch erzeugte LebensmittelBild: Pukka Food

Eine elegant gekleidete Kundin fragt, ob der Tomatensaft natürlich ist. Mioara Cioran lächelt. All ihre Produkte haben ein Bio-Zertifikat. Die Dame überlegt einen Augenblick und kauft ein paar Gläser Zucchinimarmelade und den Saft, der dreimal soviel kostet wie herkömmlicher Tomatensaft. "Das ist viel Arbeit und darum ist der Preis so, wie er ist, darüber diskutiere ich auch nicht", sagt Mioara Cioran. "In Sibiu verkaufen wir seit vier Jahren, dort vertrauen uns die Kunden. Hier sind die Leute misstrauischer."

Am kauffreudigsten sind junge Leute, die überdurchschnittlich gut verdienen. Ralucca Ion ist mit dem Rennrad zum Amzei Markt gekommen. "Ich habe gehört das es hier Most gibt und ich habe auch Zakuska entdeckt, so etwas suchen wir", sagt sie. "Bisher habe ich bisher keine Preise gesehen, wir werden einfach probieren. So ein Glas kann doch kein Vermögen kosten."

Nur wenige rumänische Produzenten

Ein Mann hinter seinem Verkaufsstand mit Marmeladengläsern (Foto: Grit Friedrich)
Marmeladen aus Rosenblättern auf dem BauernmarktBild: Grit Friedrich

Von der Piata Amzei sind es nur zehn Minuten Fußweg zum Bioladen von Ileana Muntean und Bogdana Ghinescu. "Pukkafood" heißt das kleine Geschäft im charmanten Retrostil. Die Einrichtung stammt aus einem Kurzwarenladen. Doch wo früher dunkles Braun dominierte, strahlen die Möbel heute in zartem Mintgrün. "Es wird sehr viel importiert und nicht immer sind das Lebensmittel von sehr guter Qualität", klagt Ileana Muntean. Die kleinen Produzenten seien aus dem Markt verdrängt worden durch all das importierte Obst und Gemüse. "Echtes Essen findet man nur schwer in Rumänien und weil wir gut essen wollten, haben wir diesen Laden gegründet."

Ileana Muntean schreibt Filmszenarien, ihre Freundin Bogdana Ghinescu lebte viele Jahre in England und brachte aus der Werbebranche neue Marketingstrategien mit. Sie betreut die Website und verschickt Newsletter an potentielle Kunden. Die beiden jungen Mütter teilen ihr Ökobewusstsein. Und sie wollen einheimische Biobauern stärken. "Produzenten aus Rumänien haben wir nur unter großen Schwierigkeiten gefunden", sagt Bogdana Ghinescu. "Mit Hilfe des Internets und in Nürnberg auf der Biofachmesse. Sie haben bisher fast alles nach Deutschland exportiert und nichts hier gelassen."

Rumänien denkt ökologischer

Menschen stehen an einem Marktstand (Foto: Grit Friedrich)
Der Andrang auf dem Markt ist großBild: Grit Friedrich

In Rumänien wächst der Markt für Biolebensmittel. Im letzten halben Jahr öffneten allein in Bukarest ein halbes Dutzend Bioläden und die Provinz zieht nach. Von diesem Aufwärtstrend profitieren auch Ileana Muntean und Bogdana Ghinescu, ihr kleiner Laden schreibt inzwischen schwarze Zahlen. Die Kundschaft bei "Pukkafood" wächst mit jedem Tag. Und es gibt neue Pläne: So soll ein Lieferservice entstehen.

Die beiden Händlerinnen suchen aber auch nach einem passenden Ort für das erträumte Bio-Bistro. Denn immer mehr junge Kreative oder Angestellte aus den Büros der Innenstadt kommen in der Mittagspause in die George Vraca Straße und fragen nach einem Imbiss. "Einige Zeitungen, die sich mit ökologischen Themen beschäftigen, haben schon über den Laden berichtete", freut sich Bogdana Ghinescu. "Es tauchen immer mehr grüne Initiativen auf, allmählich wird auch hier in Bukarest, in Rumänien ökologischer gedacht."