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Bach erzürnt über Hartings Kritik

26. Juli 2016

Thomas Bach reagiert wütend und enttäuscht auf die heftige Kritik von Diskus-Star Robert Harting. Der IOC-Präsident verteidigt den Beschluss, Russland nicht komplett von den Rio-Spielen auszuschließen, vehement.

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IOC Präsident Thomas Bach (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck

IOC-Präsident Thomas Bach hat scharf auf die Kritik des deutschen Diskus-Stars Robert Harting an seiner Person reagiert. "Es ist eine nicht akzeptable Entgleisung, wenn man jemanden, der nicht der eigenen Meinung ist, in derartiger Art und Weise beleidigt", sagte Bach in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. London-Olympiasieger Harting hatte zuvor sein Unverständnis darüber geäußert, dass das Internationale Olympische Komitee nicht die komplette russische Mannschaft von den Sommerspielen in Rio de Janeiro ausgeschlossen hatte, und dabei deutliche Worte gebraucht.

Die Hauptschuld am ausgebliebenen Bann der russischen Mannschaft gab er IOC-Chef Bach: "Ich persönlich verabscheue diesen Menschen mehr denn je und schäme mich sehr stark dafür, dass ich in indirekter Situation am Gleichen mit ihm arbeite", sagte Harting. Er hoffe, dass eine "Allianz aus Wirtschaft, Medien und Politik" den Chef des Weltsports nun stürzen werde. Harting war nicht der einzige, der die IOC-Entscheidung kritisierte.

"All diejenigen, die so argumentieren, sollten berücksichtigen, wie viele diesen Entscheidungen zugestimmt haben. Kontinentalverbände, Athletenkommissionen. In der IOC-Exekutive war dieEntscheidung einstimmig bei einer Enthaltung", verteidigte sich Bach. "Es gibt hier unterschiedliche Meinungen. Das muss man akzeptieren, das muss man austragen. Aber es ist nicht hinnehmbar, jemanden so zu beleidigen." Harting hatte mit Blick auf Bach am Dienstag unter anderem gesagt: "Er ist für mich Teil des Dopings-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems. Ich schäme mich für ihn."

Robert Harting beim Diskuswerfen (Foto: EPA/ENNIO LEANZA)
Bach-Gegner Robert HartingBild: picture-alliance/dpa

Bach übt Kritik an der WADA

Bach und der Rest der IOC-Exekutive hatte am Sonntag entschieden, russische Sportler für die Olympischen Spiele in Rio zuzulassen, vorausgesetzt, die Fachverbände kämen bei einer Einzelfallprüfung zu dem Schluss, dass einem Start ihrer jeweiligen Athleten in Brasilien nichts entgegenspreche. Bach erklärte dazu noch einmal: "Das System muss sanktioniert werden. Die Frage ist: Inwieweit darf ich Athleten, die nicht Teil dieses Systems gewesen sind, dafür bestrafen? Das wäre der Fall gewesen, wenn man ihnen nicht die Möglichkeit gegeben hätte, ihren Einzelfall darzulegen. Die diesbezüglich von manchen geäußerte Meinung, man müsse die Bestrafung von unschuldigen Athleten als Kollateralschaden in Kauf nehmen, halte ich für zynisch und der Verantwortung des IOC für alle Athleten nicht angemessen." Linke-Politiker André Hahn hatte sich im DW-Interview ähnlich geäußert. Doping-Experte Fritz Sörgel rügte das IOC dagegen, eine Chance verpasst zu haben. Für Kritik und Unmut hatte außerdem gesorgt, dass bereits einen Tag nach der IOC-Entscheidung mehrere Weltverbände bekanntgaben, ihre Sportler seien in Rio dabei.

Bach gab die Schuld für die ausgebliebene Bestrafung der gesamten russischen Mannschaft nun der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA): "Ich glaube, man muss darauf hinweisen, dass die ganze Problematik hätte vermieden werden können, wenn die WADA im Jahr 2010 den entsprechenden Hinweisen von Herrn Stepanow [Anm. d. Red.: Ehemann und Trainer der russischen Whistleblowerin Julia Stepanowa] nachgegangen wäre." Bach ließ durchblicken, dass die Vorgehensweise der WADA hier fehlerhaft gewesen sei. Im WADA-Bericht zum staatlich gelenkten Doping in Russland, dem sogenannten McLaren-Report, habe gestanden, dass die WADA einen Überraschungsbesuch im Moskauer Anti-Doping-Labor vorher angekündigt habe, so Bach.

Dopingkontrolllabor in Moskau (Foto: Reuters/S. Karpukhin)
Das Dopingkontrolllabor in MoskauBild: Reuters/S. Karpukhin

asz (dpa)