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Barrierefreies Lesefestival in Köln

Anahita Mehdipor 13. März 2013

Die lit.Cologne in Köln präsentiert in diesem Jahr nicht nur Buchneuheiten. Mit Gebärden- und Schriftdolmetschern und Induktionsschleifen ist sie eines der ersten barrierefreien Lesefestivals.

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lit.kid.Cologne 2013 - Lesung mit Barbara Laban in der St. Georg Kirche Rechte: Anahita Mehdipor/DW (bitte so vermerken)
Barbara LabanBild: DW/Anahita Mehdipor

Am Freitag früh sind rund 160 Kinder der 6. und 7. Klassen aus Kölner Schulen in der St. Georg Kirche in Köln eingetroffen, um eine Lesung mit Barbara Laban zu erleben. Die Autorin liest auf der lit.Cologne - Deutschlands größtem Literaturfest. "Das ist meine erste große Lesung und eine Ehre für mich, dass ich eingeladen worden bin", sagt Barbara Laban. "Aber besonders beeindruckt bin ich von den Vorkehrungen für Gehörlose."

In diesem Jahr findet die lit.Cologne (6. März - 16. März 2013) zum 13. Mal statt. Neu ist diesmal, dass 21 von 206 Veranstaltungen barrierefrei sind. "Wir haben Induktionsschleifen und wie bereits im Vorjahr Rollstuhlrampen eingerichtet. Außerdem sind Gebärdendolmetscher und Schriftdolmetscher anwesend", berichtet Ute Wegmann, Moderatorin bei der lit.kid.Cologne - dem Kinderprogramm des Festivals. Auch die Internetseite des Festivals wurde überarbeitet.

Wie übersetzt man das in Gebärdensprache?

Barrierefreiheit bei einem Literaturfestival - das stellt die Organisatoren vor besondere Herausforderungen. Barbara Laban liest ihr erstes Buch "Im Zeichen des Mondfests" vor, das von der Reise eines Mädchens nach China erzählt. Als Sinologin spricht die Autorin fließend Chinesisch und baut so in ihrem Buch auch chinesische Floskeln ein. Mit einer Bildschirmpräsentation zeigt sie den Besuchern, wie die chinesische Schriftsprache beziehungsweise Schriftzeichen aussehen und stellt einige Wörter vor.

lit.kid.Cologne 2013 - Lesung mit Barbara Laban in der St. Georg Kirche Rechte: Anahita Mehdipor/DW
Übersetzung der Lesung in GebärdenspracheBild: DW/Anahita Mehdipor

Doch wie übersetzt man das in Gebärdensprache? "Nicht alles wird Eins-zu-eins übersetzt", sagt die 21-jährige Gebärdendolmetscherin Lisa Riekus. "Manchmal nimmt man Synonyme oder Umschreibungen. In dem Fall habe ich sogar erklärt, dass es sich um ein chinesisches Wort handelt, das ich aber nicht entziffern kann." Gemeinsam mit ihrem Kollegen Marcel Zamojski arbeitet sie in diesem Jahr auf der lit.Cologne.

"Wenn gelacht wird, schreiben wir das manuell dazu"

Auch zwei Schriftdolmetscherinnen begleiten die Veranstaltung und geben jedes Wort, Geräusch und auch die Atmosphäre in Schrift wieder. "Wir sprechen jedes Wort in unser Gerät rein. Mithilfe eines Programms kann unser Computer das in Schrift wiedergeben, was schließlich auf die Leinwand projiziert wird. Wenn etwas ironisch gemeint ist und oder gelacht wird, schreiben wir das manuell dazu", erklärt Schriftdolmetscherin Katrin Buddeus.

lit.kid.Cologne 2013 - Lesung mit Barbara Laban in der St. Georg Kirche Rechte: Anahita Mehdipor/DW
Katrin Buddeus: "Wenn gelacht wird, schreiben wir das manuell dazu"Bild: DW/Anahita Mehdipor

Aber auch das ist nicht alles: Die Kirche St. Georg, die ganzjährig Veranstaltungen für Hörgeschädigte organisiert, hat zudem Induktionsschleifen fest eingebaut. "Im Prinzip sind das Drahtseile, die den Ton weiterleiten", erklärt Clemens Hollingsworth von der Organisation Aktion Mensch. Bei all der Mühe ist es nur schade, dass die Vorkehrungen an den Besuchern vorbei gehen. Personen mit Behinderungen nehmen nicht teil - zumindest nicht an dieser Veranstaltung.

Interesse am Angebot ist da

Dennoch kann die lit.Cologne, mit dem deutlichen Schritt Richtung Inklusion, ein Vorreiter für künftige Festivals werden. Den Begriff "Inklusion", den 2006 die Vereinten Nationen einführten, fordert die gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderung. Das Interesse für die behindertengerechten Angebote des Literaturfestivals ist da: Lehrerin Hanna Riebesell, die an der integrierten Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach, tätig ist, bedauert nicht im Vorfeld davon gewusst zu haben. Sie hätte gerne auch ihre Parallelklasse, in der es Kinder mit Behinderung gebe, ein Besuch zur lit.kid.Cologne empfohlen.