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Chaos um Biosprit

8. März 2011

Unmittelbar vor dem sogenannten "Benzin-Gipfel" ist der Ton zwischen Politik und Mineralölwirtschaft schärfer geworden. Die FDP fordert sogar, die Einführung von E10 auszusetzen. Bezahlen müsste das wohl der Autofahrer.

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Hand am Zapfhahn (Foto: AP)
Zu selten greifen Autofahrer zum E10-ZapfhahnBild: AP

Klappern gehört zum Handwerk. Diese Devise scheinen alle Beteiligten bei der Einführung des Biosprits E10 zu beherzigen – natürlich immer im eigenen Interesse. Einen Tag vor dem von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) einberufenen "Benzin-Gipfel" am Dienstag (08.03.2011) hielt die Bundesregierung an ihrer Strategie fest, den Ökosprit, dem zehn Prozent Bioethanol beigemischt sind, flächendeckend in Deutschland einzuführen. Sie muss sich aber Kritik aus der FDP anhören. Die Mineralölwirtschaft droht damit - sollte der Anteil von Biosprit am verkauften Kraftstoff zu gering sein - mögliche Strafzahlungen an die Verbraucher weiterzugeben.

E10 ist Anfang des Jahres eingeführt worden und derzeit an etwa der Hälfte der rund 15.000 Tankstellen in Deutschland erhältlich. Die Mineralölwirtschaft ist verpflichtet, 6,25 Prozent des verkauften Benzins aus pflanzlicher Produktion zu verkaufen, ansonsten drohen hohe Strafen. Dadurch soll der CO2-Ausstoß durch den Autoverkehr verringert werden.

Mineralölwirtschaft baut Druck auf

Die Mineralölwirtschaft fordert allerdings, auf Strafzahlungen zu verzichten, falls die Bio-Quote angesichts der schwachen Nachfrage nicht erfüllt wird. Andernfalls würden die fälligen zwei Cent pro Liter an den Verbraucher weitergegeben. Der Vorsitzende des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard, sagte: "Wir müssen die Vorgaben der Politik gegen den Wunsch der breiten Bevölkerung umsetzen." Zudem schätzt Picard den ökologischen Nutzen als "sicherlich gering" ein.

Mehr Information fordern alle

Zapfhahn neben Gledscheinen (Fotomontage aus dpa)
Am Preis liegt es nicht: obwohl E10 billiger ist, wählen Autofahrer eher herkömmliche SpritsortenBild: dpa

Im Zentrum der Debatte steht immer noch die Frage, warum die Autofahrer E10 so meiden. Immerhin vertragen nach Angaben des Branchenverbandes VDA 93 Prozent der Autos in Deutschland den neuen E10-Sprit. Mangelnde Information werfen sich die Wirtschaft und Politik gegenseitig vor.

Auch innerhalb der Koalition gibt es keine Einigkeit, wie auf den E10-Fehlstart reagiert werden soll. Während es aus dem CDU-geführten Umweltministerium heißt, ein Stopp käme nicht in Frage, zeigte sich FDP-Generalsekretär Christian Lindner zumindest offen dafür, die Strategie und den Zeitplan zur Einführung von E10 noch einmal zu überdenken. Sein Parteifreund, Vize-Fraktionschef Patrick Döring geht noch einen Schritt weiter und fordert die Aussetzung von E10.

Autorin: Sabine Faber (dpa, rtr, dapd)
Redaktion: Siegfried Scheithauer