Demokratische Republik Kongo: Konfliktsensitiver Journalismus | Newsletter & Co. | DW | 13.07.2010
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Demokratische Republik Kongo: Konfliktsensitiver Journalismus

Die Situation in der Krisenregion Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist nach wie vor angespannt. Dort hat die DW-AKADEMIE jetzt Friedensjournalisten trainiert.

Co-Trainer Hans-Jörg Enz (li.) mit Teilnehmern

Co-Trainer Hans-Jörg Enz (li.) mit Teilnehmern

Der Kongo wird 50. Für viele internationale Medien ist das ein Anlass, um über den Zustand des krisengeschüttelten zentralafrikanischen Landes zu berichten. „Im Kongo selbst gibt es einige von oben verordnete Feiern, aber die einheimischen Journalisten sind derzeit mit ganz anderen Themen als der Unabhängigkeit beschäftigt“, sagt Michael Tecklenburg. Er kommt gerade aus Bukavu, der Hauptstadt des Dauerkrisengebietes Süd-Kivu.

Die Situation dort sei bei weitem nicht so, dass die Menschen in Frieden leben können. „Unabhängigkeit alleine reicht nicht.“ Tecklenburg ist Trainer der DW-AKADEMIE und hat Anfang Juni den zweiten Teil eines Workshops zum Thema konfliktsensitiver Journalismus geleitet. Teilgenommen haben 20 Radiojournalisten und Techniker.

07.2010 DW-AKADEMIE Medienentwicklung Afrika Kongo Friedensjournalismus 3

In der ersten Woche wurden mit den Redakteuren journalistische Formen und Radioformate trainiert, „unter anderem das Führen und vor allem das sensible Kürzen von Interviews“. Die Techniker beschäftigten sich mit der Verbesserung von Aufnahme und Klangqualität. Somit konnte die inhaltliche und die technische Verständlichkeit erhöht werden.

Die zweite Woche wurde dann zur Produktion Zuhörer orientierter Beiträge genutzt. „Ein Team ist raus aus Bukavu aufs Land gefahren, um morgens um vier Uhr Frauen auf ihrem 30 Kilometer langen Fußmarsch Weg vom Dorf zum Markt in der Stadt zu begleiten“, berichtet Tecklenburg. Gut vier Stunden lang haben die Reporterinnen mit den Marktfrauen sprechen können, ihre Sorgen und Nöte aus dem Alltag erfahren. Nicht nur das Verhältnis zwischen den verschiedenen Ethnien sei angespannt, sondern auch das zwischen Männern und Frauen. Eine solche Reportage trage da zur Konfliktsensibilisierung bei, „denn sie zeigt deutlich die schwierige Situation, in der Frauen im Kongo leben“.

Die Lage in Bukavu und der gesamten Region Süd-Kivu ist nach wie vor unübersichtlich. „Es herrscht Chaos und Rechtlosigkeit“, beschreibt Tecklenburg. „Aber es wäre zu einfach, die vielen Konflikte nur auf das Ethnische zurückzuführen.“ Doch genau darauf reduzierten Journalisten die Krise allzu häufig. Die Berichterstattung, so Tecklenburg, sei oft einseitig und vorurteilsbelastet. Mit dem Projekt wolle die DW-AKADEMIE Alternativen aufzeigen.

Seit deren erstem Training im Kongo im Jahr 2008 existiert dort der „Club der konfliktsensitiven Journalisten“. „Die dort eingebundenen Journalisten und Sender produzieren gemeinsam regelmäßig ein halbstündiges Magazin, das von allen acht beteiligten Sendern in Bukavu ein Mal monatlich ausgestrahlt wird. Das trägt sicher zur Konfliktminderung und -sensibilisierung bei“, so Tecklenburg. Denn: In einem Klima, in dem Unterschiede schnell zu Konflikten führen, sei es wichtig, das Gemeinsame zu betonen. „Mit der Magazinsendung bringen die Radio-Anstalten eben das zum Ausdruck.“

Das langfristige Projekt soll im kommenden Jahr weitergeführt werden – dann aber international besetzt: „Wir werden in Zukunft Journalisten aus der Demokratischen Republik Kongo, Burundi und Ruanda einladen und dann in allen drei Ländern Trainingseinheiten anbieten.“


Unterstützt wird das Trainingsprojekt der DW-AKADEMIE von der Nichtregierungsorganisation EIRENE.