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Der Export steigt - die Löhne kaum

8. September 2009

Der Aufschwung im deutschen Export verstetigt sich. Doch bei der Lohnentwicklung der Angestellten hinkt Deutschland hinterher - vor allem Frauen verdienen im Durchschnitt zu wenig.

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Stahlwerk in Duisburg (Foto: dpa)
Der Export von Waren aus Deutschland hat im Juli zugenommenBild: picture-alliance / dpa

Deutschland und China liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel des Exportweltmeisters. Im ersten Halbjahr 2009 hat der Wert der chinesischen Ausfuhr erstmals die stark geschrumpfte deutsche Ausfuhr überholt. Doch jetzt holt Deutschland wieder auf: Die deutschen Exporteure haben im Juli deutlich mehr Güter ins Ausland verkauft als erwartet. Wie das Statistische Bundesamt vor kurzem mitteilte, stiegen die Ausfuhren verglichen mit Juni um 2,3 Prozent. Damit holt der Exportweltmeister Deutschland den Einbruch vom Jahresbeginn schrittweise auf. Wie tief das Minus aber immer noch ist, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahresmonat: demegegenüber beträgt das Minus 18,7 Prozent. Insgesamt wurden im Juli 2009 Waren im Wert von 70,5 Milliarden Euro ausgeführt.

"Das sind gute Zahlen. Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass das Schlimmste überstanden ist. Der Außenbeitrag wird im dritten Quartal deutlich positiv sein. Wir werden ein sehr ordentliches Sommerquartal bekommen", kommentiert Export-Experte Ralph Solveen von der Commerzbank die ansteigenden Zahlen. Damit entwickelt sich der Export wieder zu einer Lokomotive für die deutsche Wirtschaft. Denn: die Bundesrepublik verkauft dem Ausland weitaus mehr Produkte, als sie selbst bereit ist, dem Ausland abzunehmen - im Jahr 2008 betrug der Handelsüberschuss mehr als 176 Milliarden Euro.

Deutsche Löhne unter dem Durchschnitt

Arbeiter in der Autofabrikation (Foto: AP)
Bei den Arbeitnehmern kamen die Gewinne der vergangenen Jahre nur sehr spärlich anBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Bei den Arbeitnehmern scheinen die Export-Milliarden aber nicht anzukommen: Die Einkommen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt als in den meisten EU-Ländern. 2008 stiegen die Einkommen real nur um 0,1 Prozent, zitiert die Tageszeitung "Die Welt" aus einer EU-Studie zur europäischen Einkommensentwicklung. 2007 seien die Reallöhne sogar zurückgegangen - um 0,1 Prozent. Damit gehört die Bundesrepublik zu den Schlusslichtern in Europa. Im EU-Durchschnitt hätten die Arbeitnehmer im vergangenen Jahr 1,3 Prozent mehr Geld in der Tasche gehabt, im Jahr 2007 betrug der Anstieg der Reallöhne in der Europäischen Union sogar 3,6 Prozent.

Vor allem Frauen unterbezahlt

Junge Frau vor einem Laptop (Foto: AP)
Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt deutlich weniger als ihre männlichen KollegenBild: picture-alliance/chromorange

Es sind vor allem die Frauen, die am Ende des Monats im Durchschnitt weniger Geld auf ihrem Gehaltskonto haben: Sie verdienen in Deutschland 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, zitiert "Die Welt" die EU-Studie. Nur in Zypern, den Niederlanden, der Slowakei und Estland sind die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern noch größer. Im EU-Durchschnitt verdienen Frauen 16,6 Prozent weniger als Männer. Am geringsten sind die Unterschiede in Italien, Portugal und Slowenien.

Die Gewerkschaften kritisieren die Lohnentwicklung in Deutschland scharf. "Die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen in Deutschland ist ein Skandal", kommentiert Reiner Hoffmann, der stellvertretende Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, die Zahlen. Für ihn ist klar: "Die Arbeitgeber in Deutschland müssen endlich umdenken und Frauen gleiche Rechte bei der Entlohnung einräumen. Andere Länder zeigen doch, dass das geht." (mbö/je/dpa/rtr)