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Der Ortsvereinsvorsitzende

Christiane Wolters25. Juli 2005

Die SPD kämpft mit einer Austrittswelle - nicht überall. Es geht auch noch anders herum. Das zeigt der Ortsverein Gladbeck-Brauck, hier wird in die SPD eingetreten. Wie man das schafft, verrät Dieter Knappmann.

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Rotes Hemd, rote Ideen: Dieter Knappmann ist stolz auf seinen OrtsvereinBild: DW

Die "Aktion Eichhörnchen" war ein Erfolg, und darauf ist Dieter Knappmann sichtlich stolz. Was so konspirativ klingt, funktioniert eigentlich nach einem ganz simplen Prinzip. Jedes der SPD-Mitglieder im Ortsverein Gladbeck-Brauck war angehalten, im eigenen Umfeld neue Mitglieder für die Partei zu werben: "Indem man wirklich jeden anspricht, den man kennt und probiert, ihn zu überzeugen." Das hat geklappt. Nach der Austrittswelle vor drei Jahren zählt der Ortsverein im vom Bergbau geprägten Arbeiterstadtteil Brauck mittlerweile wieder stolze 220 Mitglieder.

Und – es hat einen Generationenwechsel gegeben. Auch Jüngere engagieren sich in der Partei, sagt Knappmann. Damit geht es der Braucker SPD besser als andernorts, wo sich viele Ortsvereine wegen des Mitgliederschwunds zusammenschließen. Alles eine Frage der Verwurzelung und "ob man wirklich der Anwalt der Bevölkerung ist", erklärt der 60-jährige Knappmann, der selbst seit 33 Jahren im Vorstand des Ortsvereins ist.

Wo ist das Feuer?

Und so sieht er dem Wahlkampf eigentlich recht gelassen entgegen. "Wir haben die Philosophie, dass eigentlich immer Wahlkampf ist. Viele unserer Aktionen waren schon geplant, bevor wir wussten, dass es Neuwahlen gibt. Jetzt fallen sie eben genau in den Wahlkampf." In Brauck ist bereits alles organisiert - "von den Ständen bis hin zur Belegung der Wahllokale". Aber auch hier ist die Basis müde – nach Europa-, Kommunal- und Landtagswahlen muss sie jetzt schon zum vierten Mal in etwas mehr als einem Jahr in den Wahlkampf: "Da wird die Puste schon ein bisschen knapp."

Dennoch – dass es vorgezogene Neuwahlen geben soll, findet Knappmann prinzipiell gut. Das in seinen Augen optimale Ergebnis wäre eine große Koalition – "nur so können die gesellschaftlichen Probleme gelöst werden." Dass SPD-Mitglieder sich von ihrer Partei abwenden, weil sie sich nicht mehr mit ihr identifizieren können, versteht Knappmann nicht. "Wir sind zwar nicht mit allem zufrieden, aber entweder ist man den Grundwerten der Sozialdemokratie verpflichtet, oder man war ohnehin nur ein Mitläufer."

Und dann fällt ihm noch ein Zitat ein, das seiner Ansicht nach gut zu seiner Partei passt: "Tradition ist das Bewahren des Feuers und nicht das Verehren der Asche." Eins muss er allerdings zugeben: "Im Moment gibt es keinen, der das Feuer entzünden kann."