"Die Chilenen leben mit der Gefahr der Urgewalten" | Kundenservice | DW | 05.03.2010
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Kundenservice

"Die Chilenen leben mit der Gefahr der Urgewalten"

In dieser Woche berichten Augenzeugen, wie sie das Erdbeben in Chile erlebt haben. Weiterhin von Interesse: Griechenlands Finanzdebakel und seine Ursachen

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Man wacht auf, kein Licht. Das ganze Haus wackelt, Türen und Fenster quietschen. Erdbeben! Raus! So schnell wie möglich. Die Hunde, die sonst bei jeder Kleinigkeit bellen, sind verstummt. Die Vögel erheben sich in der Nacht. Man kann nicht richtig laufen, der Fußboden will nicht still stehen. Und das tausend Kilometer südlich von Santiago in Puerto Mont. Dann, nach zehn Minuten ein Nachbeben. Aus dem Autoradio erfahren wir zuerst über einen argentinischen Sender: "Erdbeben in Chile", danach auch über Radio Bio-Bio. Die Chilenen leben immer mit der Gefahr der Urgewalten. 11:35 Uhr: Endlich haben wir Strom und somit die ersten Infos über TV. Schock über das, was wir da sehen. Noch keine Nachricht von unserem Sohn aus Santiago. Man schreibt E-mails und bekommt keine Rückmeldung. Das Telefon geht immer noch nicht. 15:55 Uhr: 147 vermisste Personen in Chile. 122 Todesopfer. Wie viel mehr werden es noch? 16:00 Uhr: Nachbeben in Santiago. Im TV sehen wir, wie die Lampen wackeln. Und immer noch keine Nachricht vom Sohn.(Hubert Perscheid, Chile)

Ich war während des Bebens in Concepcion. Es ist furchtbar. Man kann nichts tun. Man ist den Kräften der Erde einfach ausgeliefert. Ich wollte aus dem Haus rennen und mich retten, doch meine Schwiegermutter meinte „Nein, bloß nicht! Im Haus ist es sicher. Die Häuser halten dem Beben stand.“ Leider galt dies nicht für alle Häuser und viele Chilenen, die sich auf die robuste Bauweise ihrer Häuser verlassen hatten, waren leider verlassen. Die Häuser brachen einfach ein. Unser Haus bewegte sich von links nach rechts, man hörte das Geschirr und die Möbel umfallen und ich dachte nur: was tun, wenn es einstürzt? Was tun, wenn der Tsunami kommt? Wir verließen uns auf die Nachrichten der Marine. Doch leider waren auch diese falsch. Meine Schwägerin sah Häuser, Bäume und Autos, die einfach vom Wasser, das eigentlich nicht kommen sollte, weggerissen wurden. Am Schlimmsten ist dieses Ausgeliefertsein. (Anja Klaubert, Chile)

Griechenland

In den 1970ern sagte uns ein deutscher Industrieller, der ursprünglich in Griechenland in einen Produktionsbetrieb hatte investieren wollen: "Im Prinzip läuft es so ab: Der Ausländer bringt das Geld und der griechische Partner die (lokale) Erfahrung. Nach zwei Jahren ist es umgekehrt. Dann hat der Grieche das Geld und der Ausländer die Erfahrung!" Es war uns schon damals klar, dass Griechenland Resteuropa über den Tisch ziehen wird. Und im Prinzip hätten dies auch die europäischen Gesandten wissen müssen - zumindest konnte man das aus persönlichen Gesprächen heraushören. (Heinz und Patricia Kluge, Tansania)

In den Häfen liegen Millionen teure Jachten, deren Besitzer keine Steuern zahlten. Die Reichen und Korrupten hielten zusammen und schafften es, Ihr eigenes Land in den Bankrott zu treiben. Nun sollen aber die Leute die Staatsschulden bezahlen, die mit ihren Händen bis heute das Geld verdient haben. Man spart wie immer zuerst im sozialen Bereich und an den Arbeitslöhnen. Und erhöht noch die Mehrwertsteuer, um die zu belasten, die schon wenig genug zum Leben verdienen. Wo ist da die Vernunft geblieben? (Walter Krauer, Schweiz)

Ohne eine unabhängige Zentralbank sind alle Proteste in Griechenland umsonst. "Lender of last resort" ist die Institution, die immer das letzte Wort hat. De facto sollten diese Leute für eine unabhängige Zentralbank und nicht gegen die Regierung protestieren. Es ist kein Zufall, dass man 1998 in Russland trotz der Krise kein "Currency board" System akzeptierte. Ich erwarte EU-Unterstützung für die Griechen, weil die ganze Region Wirtschaftsinteresse daran hat. (K. Kamdjilow, Bulgarien)

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