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Die EU, die USA und die Gentechnik

Daphne Antachopoulos20. Oktober 2003

Die USA sind in Sachen Gentechnik den Europäern einen Schritt voraus: Vor allem die Gesetzeslage ermöglicht der Forschung einen größeren Spielraum. Eine Folge unterschiedlicher Rechtskulturen.

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USA und EU - Unterschiedliche PrinzipienBild: bilderbox

Eine halbe Million Dollar ist dem Pentagon die Entwicklung der "Alarm-Pinie" wert. Über 100 Genexperimente an Bäumen wurden in den vergangenen drei Jahren in den USA durchgeführt. In der EU brütet man derweil noch über die gentechnische Veränderung eher kurzlebiger Kulturen wie Mais oder Soja. Zwar dürfen nach EU-Recht gentechnisch veränderte Pflanzen seit Oktober 2002 angebaut werden. Bisher jedoch hat kein Mitgliedsstaat diese EU-Richtlinie umgesetzt.

Das EU-Prinzip: Erst forschen, dann pflanzen

Der Grund: Die EU handelt nach dem Vorsorgeprinzip. In Europa gilt das Gentechnik-Verfahren grundsätzlich als risikoreich, sagt Dr. Tade Spranger vom Institut für Öffentliches Recht der Universität Bonn. Erst wenn man Schäden durch Gen-Pflanzen ausschließen kann, erlaubt Brüssel die Nutzung.

Anders in den USA: Die Vorreiter auf dem Gebiet der Gentechnik forschen schon seit drei Jahrzehnten. Eine zentrale Kontrollstelle gibt es ebensowenig wie ein einheitliches Gentechnikrecht. Leitlinien zur Genforschung schreiben die National Institutes of Health (NIH) vor. Die einzelnen Bundesstaaten überprüfen die Nutzung.

Gentechnik bei Boehringer
ProduktionskontrolleBild: AP

Außerdem werden US-Unternehmen über ein einheitliches Haftungsrecht direkt zur Verantwortung gezogen - das Gen-Labor genauso wie der Pizza-Bäcker. Schließlich wurde in den USA auch eine Fast-Food-Kette zu horrendem Schadensersatz verpflichtet, als ein Kunde sich an ihren Kaffee verbrühte. Diese "nachträgliche Schadensregulierung" existiert so nicht in Europa.

Das USA-Prinzip : Erst pflanzen, dann forschen

In den USA ist die Gentechnik längst im Alltag angekommen: Gentechnisch veränderte Lebensmittel finden sich in jedem gut sortierten Supermarkt – ohne Kennzeichnung. Vom Schokoriegel über Bratwürste bis hin zu Eier-Nudeln sind viele Produkte unsichtbar genetisch verändert.

Amerikanische Verbraucher haben offensichtlich weniger Angst vor Gen-Food. Sie scheinen den staatlichen Behörden eher zu vertrauen als die Europäer. Auf dem "alten Kontinent" beruft man sich auf Verbraucherschutz und auf die Freiheit, zwischen genmanipulierten und konventionellen Lebensmitteln wählen zu können.

Chemielaborantin
ChemielaborantinBild: AP

Doch die USA sind wieder einen Schritt voraus: Auf Hawaii haben die biotechnischen Mittel die Papaya-Industrie vor einem verheerenden Virus gerettet. Alle Papaya-Bäume wurden dazu gentechnisch verändert. Dagegen ist Genmanipulation an sizilianischen Olivenbäumen bislang undenkbar.