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Digitales Kino kommt langsam in Fahrt

Anika Busch3. April 2005

Noch dominieren klassische 35-Millimeter-Filme die Kinoleinwände. Doch schon bald könnten sie gänzlich durch digitale Filme ersetzt werden. Diese bestechen durch hohe Qualität, Langlebigkeit und schnelle Verfügbarkeit.

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Bald Realität: Kinovorführung per Satellit?Bild: illuscope


Immer mehr Kinofilme werden nicht mehr klassich von der Filmrolle abgespult, sondern von einem digitalen Projektor auf die Leinwand projiziert. Digitales Kino ist im Kommen. Größter Vorteil der digitalen Produktion ist die hohe Auflösung des Filmmaterials: Die optische Qualität übersteigt mit 8 Megapixeln die des herkömmlichen Fernsehbildes um 7,6 Megapixel.

Doch das ist noch lange nicht alles. So müssen sich die Kinobetreiber und -zuschauer im Zeitalter des digitalen Kinos nicht mehr über immer schlechter werdende Ton- und Bildqualität der Filmrollen ärgern: Mechanische Abnutzung ist bei der digitalen Übertragung von einer Festplatte, per Breitbandkabel oder Satellit kein Problem mehr. Die Fraunhofer Gesellschaft arbeitet außerdem am digitalen ISONO-Soundsystem, das die herkömmliche Surround-Technik ablösen und einen perfekten Klang auf allen Kinoplätzen garantieren soll.

Enorme Kosten- und Zeiteinsparungen

Außerdem können die digitalen Filme einfach und kostengünstig kopiert werden. Momentan belaufen sich die weltweiten Vertriebskosten auf jährlich fünf Milliarden Euro. Das digitale Kino verspricht, 90 Prozent dieser Kosten einzusparen. Dadurch können auch bisher weniger beachtete Filme kleiner Produktionsfirmen ein größeres Publikum ansprechen.

Alter Filmstreifen
Filmstreifen wie dieser von Max Skladanowsky aus dem Jahr 1895 haben in der Kinowelt schon lange ausgedientBild: dpa

Auch die Arbeit der Regisseure wird durch die digitale Filmproduktion erleichtert. So können sie gedrehte Szenen unmittelbar am Set begutachten, anstatt wie bisher lange auf die Entwicklung des Materials zu warten. Außerdem ist es ihnen möglich, viele Szenen am Stück zu drehen, ohne die Filmrolle wechseln zu müssen.

Hollywood traut sich nicht

Angesichts der vielen Vorteile der digitalen Filmproduktion erscheint es unverständlich, dass die großen Filmproduktionsfirmen noch nicht auf den Zug aufgesprungen sind. "Hollywood ist so ein entsetzlich konservativer Ort", schimpft Rick McCallum im Magazin ZEITWISSEN. Der Produzent von Star Wars wirft den großen Studios vor, Angst vor Neuem zu haben. Er hingegen hat den sechsten Teil seiner Star-Wars-Serie "Die Rache der Sith" vollständig digital produziert.

McCallum geht davon aus, dass sich digitales Kino erst in einigen Jahren weltweit durchsetzen wird. Derzeit werden in Europa eher Kunstfilme und wenig bekannte Dokumentarfilme digital ausgestrahlt. Auch Kinowerbung wird bereits teilweise digital produziert und gesendet.

Allerdings zeigen in Deutschland erst etwa 40 Programmkinos europäische Dokumentarfilme mithilfe digitaler Projektoren. Die Filmförderungsanstalt der Bundesrepublik Deutschland und das Media-Programm der Europäischen Union, die das Programm "Delicatessen – Kino Kultur Digital" fördern, hoffen aber, in Zukunft immer mehr Kinos per Satellit mit digitalem Filmmaterial versorgen zu können.

Nicht nur Vorteile

Die Zurückhaltung in Hollywood hat aber durchaus gute Gründe, die die Digital-Fans gerne übersehen. Vor allem die Speicherung der großen Datenmengen bereitet den Produzenten Kopfzerbrechen. Zwar sind mobile Speichergeräte vorhanden, allerdings bieten sie wenig Platz und sind sehr schwer. Aus diesem Grund arbeiten Forscher aus aller Welt an neuen Möglichkeiten, die Daten unkompliziert direkt am Set zu speichern.

Damit sind allerdings nicht die Probleme gelöst, die für die Kinobetreiber durch das digitale Kino entstehen. So können sie bis zu 300.000 Euro für die Einrichtung des Projektors und der benötigten Infrastruktur einrechnen. Außerdem muss die Technik ständig dem neuesten Stand angepasst werden. Klassische Filmprojektoren sind hingegen jahrzehntelang im Einsatz und in der Anschaffung um einiges billiger. Doch auch den Kinobetreibern versprechen die Forscher des Fraunhofer Instituts und anderer Einrichtungen kostengünstigere Varianten.