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"Discovery"-Probleme mit Folgen

29. Juli 2005

Das Ausmaß der Schäden an der "Discovery" steht erst in ein paar Tagen fest. Ob die Raumfähre am 7. August zurückkehrt, ist noch unklar. Die Absage weiterer Shuttle-Flüge trifft auch die europäische Raumfahrt.

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Vor dem Andocken: Die ISS aus der "Discovery" heraus gesehenBild: AP

Nach dem von Problemen begleiteten Start der Raumfähre "Discovery" setzte die US-Weltraumbehörde NASA zum zweiten Mal alle Space-Shuttle-Flüge vorerst aus. Das trifft nicht nur die US-amerikanische, sondern auch die europäische Raumfahrt. So ist ungewiss, ob und wann Astronaut Thomas Reiter als erster Deutscher zu einer Langzeitmission auf der Internationalen Raumstation ISS starten kann. Nach dem "Columbia"-Unglück mit sieben Todesopfern im Februar 2003 hatte die NASA schon einmal die Shuttle-Flüge gestoppt. Unklar blieb zunächst, ob die Astronauten mögliche Schäden am Shuttle reparieren und wie geplant am 7. August zur Erde zurückkehren können.

Herzliche Begrüßung auf der ISS

Kommandantin Eileen Collins dockte unterdessen am Donnerstag (28.7.2005) die "Discovery" mit sieben Astronauten an Bord sicher an die ISS an. Zuvor hatten die zwei Mann Besatzung auf der Raumstation das Shuttle im Anflug von allen Seiten fotografiert, um mögliche Schäden an der Raumfähre zu dokumentieren. Es war das erste Andocken eines US-Shuttle an die ISS seit dem Absturz der Raumfähre "Columbia" vor zweieinhalb Jahren. Zwei Stunden später wurde die Shuttle-Mannschaft von der ISS-Besatzung, dem Amerikaner John Phillips und dem Russen Sergej Krikalow, herzlich begrüßt.

Die Schadensaufnahme läuft noch

Der Leiter der Mission im Kontrollzentrum, John Shannon, erklärte am Donnerstag, der "Discovery" seien allem Anschein nach schwere Schäden erspart geblieben. Dies könne aber erst in drei Tagen endgültig bestätigt werden.

Beim Abheben vom Raumfahrtbahnhof Cape Canaveral am Dienstag war ein Stück der Schaumstoffisolierung am Treibstofftank der "Discovery" abgeplatzt. Daraufhin hatte die US-Weltraumbehörde NASA bis auf weiteres alle Shuttle-Flüge ausgesetzt. Außerdem soll mindestens eine Kachel am Hitzeschild der Fähre beschädigt sein. Das Ausmaß wird von der Besatzung noch genauer untersucht.

NASA-Programmdirektor Bill Parsons wollte sich nicht festlegen, ob in diesem Jahr noch ein weiteres Shuttle vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida starten wird. Nach bisherigen Plänen sollte die Raumfähre "Atlantis" am 9. September zur ISS fliegen.

Astronaut Thomas Reiter muss sich gedulden

Die Aussetzung aller Space-Shuttle-Flüge hemmt nach Einschätzung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) auch deutsche Pläne. "Für uns ist die Verschiebung der weiteren Space-Shuttle-Flüge natürlich sehr problematisch, denn wir sind mit dem Astronauten Thomas Reiter, der im September zur ISS starten sollte, unmittelbar betroffen", sagte DLR-Vorstandsvorsitzender Prof. Sigmar Wittig. Reiter sollte am 9. September als erster Deutscher mit dem US-Shuttle "Atlantis" zu einem ISS-Langzeitaufenthalt starten. Zudem verschiebe sich der Start des europäischen Moduls "Columbus" zu Forschungszwecken.

ISS-Ausbau könnte sich verzögern

Die europäische Raumfahrtorganisation ESA sieht eine Verzögerung beim Flugplan der amerikanischen Space-Shuttle-Flüge nicht als Katastrophe. "Es geht halt etwas zäher weiter, aber es geht weiter", sagte ESA-Direktoriumsmitglied Dieter Isakeit am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Möglicherweise könne der nächste Shuttle-Flug erst im März starten, wenn nicht schon in wenigen Tagen die Ursache für die Ablösung des Schaumstoffs vom Außentank gefunden werde. Damit verzögere sich auch der Ausbau der ISS. Denn nur die US-Shuttle können die Teile für den Ausbau transportieren. Bei der Versorgung ist die ISS nun weiter auf die viel kleineren sowjetischen Raumkapseln angewiesen.

Kein russischer Rückflug für die Amerikaner

Die russischen Raumfahrtbehörden betonten, im Notfall die US-Besatzung nicht zur Erde heimholen zu können. Für die mitunter harte Landung der russischen Sojus-Kapseln müsse jeder Kosmonaut an Bord in speziell auf ihn zugeschnittenen Schalensitzen festgeschnallt werden, teilte ein Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos am Donnerstag in Moskau mit. Solche russischen Sonderanfertigungen gebe es für die sieben "Discovery"-Astronauten nicht. Sollte die Crew der US-Raumfähre nicht mit dem Shuttle zur Erde zurückkehren können, reicht nach Einschätzung russischer Experten das Essen und Trinken auf der ISS maximal einen Monat. (kap)