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Einsatz mit 70

Miriam Beiseler23. April 2004

Senioren mit Berufserfahrung gibt es viele. Doch nur wenige setzen ihre Qualifikation auch im Ruhestand ein. Das will der "Senior Experten Service" ändern.

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Spaß (und ein Handy) gehört zum Einsatz der Senior-ExpertenBild: BilderBox

"Über meinen Sohn habe ich von dem Einsatz in Bulgarien erfahren." Friedrich Müller (70) beschreibt so den Weg, wie der Kontakt des Pensionärs ins Ausland zustande kam. Schon zwei Mal ist Müller im Auftrag des "Senior Experten Service" (SES) ins Ausland gefahren, um dort ansässige Firmen mit seinem Fachwissen unterstützen.

Sein erster Auftrag führte ihn nach Russland, sein zweiter nach Montana in Bulgarien zu der Firma "Letizia Moebel". In der bulgarischen Firma werden Polstermöbel hergestellt. Ziel des Projektes waren Verbesserungen in der Produktion. 14 Tage lang arbeitete Friedrich Müller als Berater bei der bulgarischen Firma.

Vor Ort in Bulgarien

Der Deutsche und seine bulgarischen Kollegen kommunizierten mit Hilfe eines Dolmetschers miteinander. Die erste Aufgabe des Senior Experten bestand in der Problemanalyse: Er sollte erkennen, an welchen Stellen bei der Möbelproduktion Verbesserungen möglich sind. Aufgrund der großen Unterschiede zwischen bulgarischer und deutscher Technologie ein schwieriges, aber kein unlösbares Problem.

Weitere Schwierigkeiten lagen bei dem Wissensstand der 16 Mitarbeiter. Den Beruf des Raumausstatters gibt es in Bulgarien nicht. Für deutsche Verhältnisse hatten die Mitarbeiter wenig Grundlagen und kaum moderne Werkzeuge. Einen Zustand, den Müller ändern konnte: Mit seinem Wissen leitete er die Mitarbeiter an und optimierte die Produktion. Er half unter anderem bei der Erstellung von Zuschnitten und der Erarbeitung von Mustern. In der Schaumstoffbearbeitung unterrichtete er die Bulgaren im Umgang mit modernen Geräten.

Zusammenarbeit funktioniert gut

SES Einsatz in Bulgarien
Näharbeiten bei ,Letizia Moebel'Bild: Friedrich Müller

Müller verschaffte der "Letizia Moebel" auch neue Werkzeuge. Mit seinen Kontakten nach Deutschland konnte er kostenlos Geräte für die bulgarische Firma besorgen. Sein soziales Engagement zeichnet Müller aus. Die Beschaffung von Werkzeugen gehört nämlich nicht mit zum Projekt. Senior Experten sollen den Firmen eigentlich nur beratend zur Seite stehen.

"Ich habe noch immer Kontakt zu meinen ehemaligen Kollegen", sagt Müller. Bis heute schicken sie ihm per E-Mail Modelle und bitten ihn, diese nach möglichen Schwachstellen zu überprüfen. Im Juni 2004 wird der Raumausstatter-Meister wieder in Bulgarien sein und helfen. Aus dem ersten Auftrag hat sich ein Folgeauftrag ergeben. Ein Beweis dafür, dass die Zusammenarbeit der beiden Parteien gut funktionierte. Auch Müller beschreibt den Einsatz positiv: "Ich finde, ich habe den Auftrag im Jahr 2003 gut gelöst."

Schon über 12.000 Projekte umgesetzt

Seit 1983 schickt der "Senior Experten Service" Fachleute ins In- und Ausland. Der SES ist der ehrenamtliche Dienst der deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit und eine gemeinnützige GmbH. Über 12.000 Projekte wurden bis heute erfolgreich umgesetzt.

Die entsandten Experten verfügen über wertvolle Erfahrungen in den Bereichen Technik, Handwerk, Wirtschaft und Soziales. Auf ehrenamtlicher Basis helfen sie mit ihrem Fachwissen auf der ganzen Welt.